Paderborn. In der jährlichen Veranstaltung „Börse aktuell“ informierten Karsten Pohl, Leiter Private Banking und Andreas Traumann, Geschäftsführer der zur Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold gehörenden OWL Immobilien GmbH über ihre Einschätzung des Finanz- und Immobilienmarktes. „Die Wirtschaftskrise ist noch nicht vorbei“, so lautet die erste Botschaft von Karsten Pohl.
Das globale Wachstum habe sichtbar an Schwung verloren und die durch den Ölpreis getriebene Inflation lässt die Kaufkraft weiter sinken. Aus der europäischen Brille betrachtet, sieht er weiterhin auch eine Vertrauenskrise: Die Finanzaussichten in Italien seien eingetrübt, in Frankreich herrsche eine Stagnation und Spanien warte nur darauf, unter den Rettungsschirm genommen zu werden. Allerdings lobt der Finanzexperte auch die Handlungen der Europäischen Zentralbank (EZB). „Allein die Aussage, dass die EZB unbegrenzt Staatsanleihen kaufen würde, hat dazu beigetragen, die Finanzmärkte zu entspannen. Und zwar ohne, dass eine Handlung erfolgt wäre“ , erläutert Pohl. Die Rettung des Euro nähme also Gestalt an, so Pohl weiter. Mit einem Blick auf die Zinsentwicklung sei aber auch klar, dass jeder Sparer die Zeche der Schuldenkrise trage: Im Niedrigzinsangebot warte heute das Tagesgeld im Interbankenbereich mit nur 0,08 Prozent auf und selbst bei Festgeldanlagen von einer Laufzeit von zwölf Monaten gäbe es nur 0,6 Prozent. Und er ist sicher: „Das niedrige Zinsniveau wird uns einige Jahre erhalten bleiben.“ Beim Gold sähen die Analysten eine weiterhin steigende Nachfrage, die Pohl „auf Rekordniveau“ bezeichnet. Sein Fazit: „Der politische gestaltete Zinsmarkt spiegelt nicht die marktwirtschaftliche Realität wieder, denn der Vermögensrückgang erfolge schleichend.
Die Frage, ob es sich eher lohne in Immobilien zu investieren beantwortet Andreas Traumann aus verschiedenen Blickwinkeln. „Wir haben in Paderborn keine Immobilienblase. Allerdings sei Bauen heute teurer geworden, da die Gestellungskosten um etwas 15 bis 20 Prozent gestiegen sind,“ sagt Traumann. In Paderborn seien Immobilien jedoch konstant verfügbar. Es gäbe zwar keine Traumrenditen, aber mit 3,5 Prozent erziele man hier zurzeit deutlich bessere Quoten als bei der herkömmlichen Geldanlage. Auch den Markt der Büro- und Gewerbeflächen bezeichnet Traumann als gesund. Als ein großes Problem, das er auf den Wohnungsmarkt zukommen sieht, bezeichnet er die Sparte des sozialen Wohnungsbaus. Hier sei seit Jahren nicht investiert worden und der Staat käme wohl nicht umhin, hier bald Förderprogramme auflegen zu müssen. Mietobjekte würden beispielsweise aus dem Aspekt der Eigennutzung im Alter betrachtet. Wenn dies beim Bau oder der Sanierung berücksichtigt wird, sei eine langfristige Vermietung möglich. „Eine Wohnimmobilie ist immer eine emotionale Entscheidung“, weiß der Immobilienspezialist.“ Er sieht die Zukunft in Wohneigentum bei Größen von 60 bis 70 Quadratmetern, in dem man als Paar wohnen kann, das man sich aber auch noch leisten kann, wenn man dort irgendwann alleine wohnt. „Menschen wollen kommunizieren“, sagt Traumann. Darum sei auch der Drang, im Alter wieder in die Städte zu ziehen groß: Kino, Theater, Cafébesuche lassen sich so einfacher realisieren. Auf die Bitte seine Einschätzung zum Abzug der britischen Streitkräfte und des damit frei werdenden Wohnraumes zu geben antwortet er: „Dieser Wohnraum wird sicherlich zu Preisen von fünf bis sechs Euro zu mieten seien. Es sei denn Investoren kaufen ganze Areale auf und sanieren diese hochwertig.“