Georgsmarienhütte. Eigentlich denken die meisten Menschen beim Thema Wirtschaftsspionage sofort an große Unternehmen und „Global Player“. Dass der Informationsklau in Zeiten starker Vernetzung, von Trojanern und Phishing Mails auch für kleine und mittlere Unternehmen ein immer größeres Problem wird, zeigte ein Vortrag von Harald Bunte vom Niedersächsischen Verfassungsschutz. Er referierte im Rahmen eines Unternehmensfrühstücks der Wirtschaftsförderung des Landkreises Osnabrück, WIGOS, für den Südkreis im Hause der Firma OSMO Anlagenbau in Georgsmarienhütte.
„Gerade kleineren Unternehmen ist gar nicht bewusst, dass es auch im eigenen Hause viele Informationen gibt, die für einen Mitbewerber interessant sind“, zeigte sich Landrat Dr. Michael Lübbersmann in seiner Begrüßung überzeugt. Dabei seien beispielsweise die technischen Daten einer neuen Entwicklung oder eine Liste der wichtigsten Kunden sehr wohl hochspannende Ziele eines Datendiebstahls. Mit der Veranstaltung wolle der Landkreis Osnabrück hier
Wie einfach so ein Informationsdiebstahl heute oftmals ist, beleuchtete Fachmann für Wirtschaftsspionage Harald Bunte den über 50 Teilnehmern der Veranstaltung anhand von zahlreichen Beispielen. So sei die Beschaffung eines Spähprogramms, einem so genannten Trojaner, für jeden durchschnittlich versierten Internetnutzer ganz offiziell und vergleichsweise preisgünstig möglich. „Einige Anbieter gehen sogar so weit, dass sie sich erst bei einem erfolgreichen Einsatz ihrer Spähsoftware anteilig an den dadurch erzielten Ertrag bezahlen lassen“, so Bunte. Es reiche für eine Infektion des gesamten Computerbestands eines Unternehmens zum Teil, unbedacht einen scheinbar zufällig gefundenen USB-Stick in den Computer zu stecken. Die Vernetzung der Geräte berge hier viele Gefahren.
Aber auch ohne Schadsoftware werde regelmäßig ein großer wirtschaftlicher Schaden durch zu große Vertrauensseligkeit angerichtet. Eine aktuelle Masche sei eine scheinbar von der Geschäftsleitung an die Buchhaltung geschickte E-Mail mit der Aufforderung, einen Geldbetrag zu überweisen. Allein hierbei hätten Unternehmen in Niedersachsen in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres schon ein Schaden von über fünf Millionen Euro zu verkraften.
Beeindruckt bis verblüfft von dem Gehörten zeigten sich die Teilnehmer beim unternehmerischen Austausch nach dem Vortrag. Intensiv wurde über die eigenen Erfahrungen und Einschätzungen diskutiert. „Der Austausch zwischen den Unternehmen ist für uns ein wichtiger Teil des Landkreis- Unternehmensfrühstücks“, erläuterte Thomas Serries, Leiter des UnternehmensService der WIGOS. Auf der einen Seite würden oftmals im Gespräch unter den Unternehmen neue Ideen und Kooperationen ausgelotet. Auf der anderen Seite sei die Veranstaltung auch für die Kreisverwaltung eine gute Gelegenheit, das „Ohr am Puls der Wirtschaft“ zu haben und so mehr über die Wünsche und Bedürfnisse der Betriebe zu erfahren. Im laufenden Jahr sind weitere Veranstaltungen in Melle und in der Samtgemeinde Bersenbrück geplant.