Beim Jahresempfang der Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter und des Wirtschaftsclubs brach Dr. Carsten Linnemann eine Lanze für den heimischen Verband der Unternehmer und Führungskräfte und unterstrich seine Wertschätzung für deren Engagement. „Die Wirtschaftsjunioren leisten einen wertvollen Beitrag, denn sie setzen sich kritisch mit aktuellen Fragen des Wirtschaftslebens auseinander, gehen in den Dialog mit der Politik und denken dabei immer ordnungspolitisch.“
Genau wie die Wirtschaftsjunioren stellt sich auch Linnemann die Frage: „Was müssen wir heute tun, damit es uns in zehn Jahren noch gut geht?“. Dabei spielte er auf die aktuelle Flüchtlingssituation an und ließ durchblicken, dass man sich in Berlin nur noch mit diesem Thema beschäftigte. Darin sieht Linnemann eine große Gefahr.
Auch der Volkswirt und neue Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter Christian Horlitz, sieht in den derzeitigen Wachstumsprognosen, den Geschehnissen an den Aktienmärkten, den anhaltenden Krisenherden sowie der Flüchtlingssituation keinen Anlass zur Entspannung. Er fragt sich außerdem: „Was bedeutet es für uns, wenn unsere Unternehmen nicht mehr im Sog des allgemeinen Wachstums mitziehen und profitieren können?“ Da er auf diese Frage natürlich keine Antwort haben kann, ist es für ihn umso wichtiger, sich an dem Leitbild der Wirtschaftsjunioren Deutschland zu orientieren.
Fünf Schwerpunkte setzen die Wirtschaftsjunioren für ihr Handeln:
1. Auf ehrbares Unternehmertum setzen
Dazu zählt die Aufgabe den gesellschaftlichen Stellenwert unternehmerischen Denkens und Handelns zu fördern, sich ehrbar aber auch durchaus hart und fair zu verhalten, anderen den Erfolg nicht neiden, aktiv gestalten und nicht verwalten.
2. In Bildung investieren
Dabei spricht Horlitz insbesondere die Themenabende der Arbeitskreise an, bei denen aktuelle Themen mit hochkarätigen Referenten diskutiert werden. Aber auch die Weitergabe des eigenen Wissens, wie zum Beispiel der WJ-Akademie, bei der Schüler die Möglichkeit haben, sich in einem zweitägigen Training fiktiven Bewerbungsgesprächen stellen zu können, eine Outfitberatung erhalten und ihre Bewerbungsunterlagen einem Check unterziehen können.
3. Lokale, nationale und internationale Netzwerke knüpfen
Durch die weltweite Ausrichtung des Netzwerkes der Wirtschaftsjunioren (internationale Bezeichnung JCI) besteht die Möglichkeit nicht nur auf Kreisebene, sondern auch Deutschlandweit oder sogar rund um den Globus Kontakte zu knüpfen. Für die Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter sieht er gute Chancen sich vor Ort gut zu vernetzen und die Chancen zu nutzen, die die gut aufgestellten und innovativen Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe zu bieten haben.
4. Innovationsstark und ressourcenbewusst handeln
Aus Christian Horlitz Sicht passen diese beiden Attribute perfekt zur Region Hochstift. Hier nennt er insbesondere das OWL Spitzencluster it’s OWL und das TecUp der Universität Paderborn. Außerdem erwähnte er das kostenlose Angebot der Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter für Gründungswillige: Im sogenannten Rütteltest prüfen die Junioren das Geschäftskonzept auf Herz und Nieren.
5. Beruf und Familie leben
Hiermit soll die Wichtigkeit verdeutlicht werden, an der eigenen Work-Life-Balance zu arbeiten. Trotz engagierten Arbeitens dürfen Familie, Freunde und andere soziale Kontakte nicht vernachlässigt werden. Horlitz weiß aus eigener Erfahrung, dass die besten Ideen häufig nicht im Büro entstehen und dass eine entspannte Freizeit für den Beruf eine wertvolle Ergänzung darstellt.
Da der Know-how-Transfer bei den Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter eine wesentliche Rolle spielt, freuten sich die rund 130 Gäste, die der Vorsitzende des Wirtschaftsclubs Thomas Sprehe im Forum des Hotel Arosa begrüßte, über den anschließenden informativen und unterhaltsamen Vortrag von Prof. Dr. Friedrich Meyer (Fachanwalt für Arbeitsrecht), der durch das Magazin FOCUS in 2013 und 2014 zu einem der fünf führenden Arbeitsrechtler im Westen Deutschlands ausgezeichnet wurde. Bevor Meyer in die Rechtsfälle seines Vortrages „Flashmob und andere Unordnungen des Arbeitsrechts – Arbeitgeber vor neuen Herausforderungen“ einstieg, klärte er die Zuhörer darüber auf, dass es in Deutschland gar kein einheitliches Arbeitsgesetz gebe und man mit einzelnen, verstreuten Normen zurechtkommen müsse.
Beispiele über flashmobartige Überfälle von Streikenden auf ihre streikbrechenden Kollegen wechselten sich ab mit Fällen über mützentragende, männliche Flugzeugkapitäne, die sich gegenüber ihren weiblichen Kollegen benachteiligt fühlten. Diesen Fällen folgten Informationen über richterliche Entscheidungen über tätowierte Bewerber, die Polizist werden wollten und Polizisten, die im Nebenberuf im Rotlichtmilieu tätig sind. Arbeitsgerichte beschäftigten sich auch mit der Frage, wie es zu handhaben sei, wenn eine Angestellte, die nach sieben Monaten unbezahlten Urlaubs einen Antrag auf einen sechswöchigen bezahlten Urlaub stellt.