Lemgo. Am vorletzten Wochenende wurde ein neuer weltweit gültiger Standard in der Zeitsynchronisation festgelegt. Zeitsynchronisation ist in nahezu jedem Anwendungsbereich zu finden. Eine regenerative Solaranlage beispielsweise kann nicht konstant dieselbe Menge Sonnenenergie in elektrische Energie umwandeln und ins Netz einspeisen.
Schiebt sich eine Wolke vor die Sonne, muss für kurze Zeit der Energiebedarf durch eine andere Anlage abgefangen werden. Um jedoch nicht kurzzeitig eine Störung im Stromnetz oder gar einen ganzen Stromausfall auszulösen, müssen Energieanlagen synchronisiert sein.Um jedoch nicht kurzzeitig eine Störung im Stromnetz oder gar einen ganzen Stromausfall auszulösen, müssen Energieanlagen hochgenau synchronisiert sein. So können sie Leistungsschwankungen ausgleichen, ohne dass selbst die sensibelsten Industrieanlagen eine Veränderung in der Stromversorgung bemerken. Aber nicht nur in Energienetzten und Kraftwerken spielt das Thema Zeitsynchronisation eine entscheidende Rolle. Auch in der Telekommunikation, bei Finanztransaktionen und in Produktionsanlagen funktioniert nichts ohne eine genaue Zeitsynchronität zwischen den einzelnen Geräten.
Ein weltweit gültiger Standard gewährleistet einen bis auf wenige Nanosekunden (0,00000001sec.) genaue Synchronität von Maschinen und Anlagen, in denen Gerät und Anwendungen von verschiedensten Herstellern implementiert sein können. Um diesen Standard mit dem Namen IEEE -1588 zu überarbeiten und in einer neuen Form festzulegen, trafen sich über 140 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zum International Symposium on Precision Clock Synchronization, kurz ISPCS. Die siebentägige Veranstaltung fand dabei zum ersten Mal im Ostwestfälischen Lemgo statt. „Bisher hat es die Hüter der Zeit in Weltstädte, wie San Francisco im letzten Jahr, gezogen. Dass wir in diesem Jahr Gastgeber dieser Veranstaltung sein durften ist für uns alle etwas Besonderes und zeichnet den Standort Deutschland im allgemeinen und Ostwestfalen-Lippe im Besonderen aus.“, erklärt Sebastian Schriegel vom Fraunhofer IOSB-INA. Ohne einen einheitlichen Standard wäre das alltägliche Leben von kleinen Störungen durchzogen. Eine Bild-Ton-Synchronität beim Internetfernsehen wäre nicht möglich, ein konstantes Handytelefonat während man von einem Sendebereich in den Nächsten fährt undenkbar, Produktionsanlagen könnten nicht präzise und unfallfrei arbeiten und auch Aktientransaktionen an der Börse würden nicht in der richtigen Reihenfolge stattfinden.
Um solchen Störungen vorzubeugen, kamen vom 22.-28.09. Teilnehmer aus 23 verschiedenen Ländern von namenhaften Unternehmen wie Siemens, ABB, Cisco, General Electric, aber auch Lokalmatadore wie Phoenix Contact und Meinberg sowie eine ganze Reihe Hiddenchampions in Lemgo zusammen. An den ersten drei Veranstaltungstagen luden das Fraunhofer IOSB-INA und das Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der Hochschule OWL zum traditionellen Plugfest. Hier konnten die Teilnehmer ihre neuen innovativen Implementierungen zur Synchronisierung miteinander vernetzten und deren Interoperabilität und Leistungsfähigkeit testen, bevor sie auf dem Markt erhältlich sein werden. Aus diesem Grund wurden über 5 Kilometer Kabel in der Veranstaltungshalle verlegt, GPS-Antennen auf dem Dach installiert und rund 5 Tonnen Hardware nach Lemgo geliefert.
Das anschließende dreitägige Symposium diente der wissenschaftlichen Diskussion und Aufarbeitung neuester Erkenntnisse der Zeitsynchronisation. Mit jeweils einer Keynote-Präsentation waren Roland Bent, Geschäftsführer von Phoenix Contact und Prof. Charles Curry, B.Eng, CEng, FIET. Managing Director, als führende Experten geladen. Während des anschließenden 1588-Meetings wurde dann in Lemgo ein neuer weltweit gültiger Standard für die Zeitsynchronisation festgelegt. Dieser Standard wird nun eine Grundlage für neu entwickelte Technik bilden und die Welt noch ein wenig synchronisierter machen.