Münster. Die Westfalen AG erweitert in den nächsten gut eineinhalb Jahren Hauptverwaltung und Werk am Industrieweg in Münster. „Mit knapp zehn Millionen Euro Invest sichern wir diesen Standort mit seinen rund 450 Arbeitsplätzen und stellen die Weichen für das weitere Wachstum unseres Unternehmens“, so Vorstandsvorsitzender Wolfgang Fritsch-Albert.
Zum Ende des Jubiläumsjahrs 2013, in dem die Westfalen AG ihr 90-jähriges Bestehen feiert, sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Tradition und Innovation Demnächst entsteht das von 59 Bohrpfählen gestützte Fundament für einen Büroturm. Mit seinen elf Geschossen dürfte sich dieser zu einem attraktiven Blickfang am Industrieweg entwickeln. Die Fassade stellt mit rotbraunem Klinker und sandsteinfarbenen Fenstereinfassungen Bezüge zur Formensprache des benachbarten Altbaus von 1938 her. Neun Geschosse des Turms bieten Platz für die dringend benötigten neuen Büros; je Ebene stehen etwa 200 Quadratmeter nutzbare Bürofläche zur Verfügung. „Abteilungen, die bislang an anderen Standorten in Münster untergebracht sind, können nach Fertigstellung an den Firmensitz zurückkehren“, freut sich Fritsch-Albert. Aufgrund der tragenden Außenwände mit nur drei notwendigen Stützen im Innenbereich ist eine flexible Aufteilung mit Leichtbau-Trennwänden möglich. Das zehnte Geschoss wird komplett für Meetings und Großveranstaltungen ausgestaltet, im obersten Stock befindet sich die Haustechnik. Ein viergeschossiger Vorbau mit viel Glas und einem Sichtbetonrahmen verbindet den Büroturm mit dem Altbau. Im Erdgeschoss befindet sich der neue, repräsentative Eingangsbereich, der nun alle Ebenen der Hauptverwaltung barrierefrei erschließt. Darüber entstehen zwei große teilbare Besprechungsräume. „Die Fassade des Büroturms symbolisiert Tradition, der Glasbau Innovation“, erläutert Andreas Krys vom Münsteraner Architekturbüro Bleckmann & Krys, das bei der Ausschreibung den Zuschlag erhielt. „Für beide Werte und ihr dialogisches Zusammenspiel steht die Westfalen AG.“ Mit optimiertem Materialfluss zur Millionengrenze Neben der Hauptverwaltung erhält auch das angrenzende Werk Münster ein Facelifting, das mit knapp vier Millionen Euro zu Buche schlägt. So wird im Mai die alte Warenannahme aus den dreißiger Jahren abgerissen. Auf diesem Gelände hinter der Hauptverwaltung entsteht ab Juni ein dreigeschossiges Gebäude mit Pultdach, das Warenannahme, Hausmeisterwohnung, Werkstätten, Werkleiterbüros und moderne Sozialräume beherbergen wird. Daneben wird im Spätherbst 2012 eine von zwei Seiten offene Halle mit Trapezdach gebaut, in die die Flaschenkommissionierung einzieht. Zu einem späteren Zeitpunkt wird das alte Versand- und Ölabfüllgebäude abgerissen, um Platz für zusätzliche Lager- und Verkehrsflächen zu schaffen. Durch die Baumaßnahmen gestalten sich die Arbeitsabläufe im Werk erheblich effizienter. „Da die neuen Gebäude ideal auf die Arbeit mit Gabelstaplern zugeschnitten sind und zahlreiche Engpässe beseitigt werden, können wir den Materialfluss optimieren und für die Mitarbeiter ergonomischer gestalten“, berichtet Gerhard Schlüter, Leiter Technik. Bislang verließen pro Jahr 950 000 Stahlflaschen mit technischen Gasen das Werk. Gefüllt beispielsweise mit medizinischem Sauerstoff zur Beatmung, mit Argon-Helium-Gemischen zum Schweißen oder mit Stickstoff für die Lebensmittelherstellung. „Nach Abschluss der Renovierungsmaßnahmen können wir leicht die Millionengrenze knacken“, kündigt Schlüter an. Auch der ökologische Faktor spielt bei den Baumaßnahmen eine große Rolle. Durch die geschickte Konzipierung des Büroturms auf einem begrenzten Grundstück hält sich der Flächenverbrauch in engen Grenzen. Alt- und Neubau werde umweltschonend mit Fernwärme beheizt, darüber hinaus erhalten Hauptverwaltung und Warenannahme eine Solarthermie-Anlage für die Warmwasserbereitung. Die strengen Auflagen der Energieeinsparverordnung werden dabei zuverlässig erfüllt. Durch den Einsatz von Kühldecken, bei denen kühles Wasser durch die Betondecken geleitet wird, kann auf Klimaanlagen weitgehend verzichtet werden. Auf der Baustelle kommen ausschließlich Materialien aus der Region zum Einsatz, etwa Klinker aus dem Münsterland. Für die zahlreichen mit den Baumaßnahmen verbundenen Arbeiten wurden ebenfalls Betriebe aus der näheren Umgebung beauftragt. Seit 1938 am Industrieweg Die Westfalen AG wurde 1923 in Münster unter dem Namen Sauerstoffwerke AG gegründet und zog nach der Anfangsphase am Albersloher Weg 1938 an den heutigen Standort am Industrieweg. Große bauliche Erweiterungen der Hauptverwaltung erfolgten 1981 und 1990. Von der Hauptverwaltung aus werden die drei Geschäftsbereiche der Familien-AG gesteuert. Derzeit arbeiten dort rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Geschäftsbereich Technische Gase mit zahlreichen Niederlassungen, Vertriebsbüros, Lägern und Werken sowie Tochtergesellschaften in sechs europäischen Ländern produziert und vertreibt etwa 300 Gase und Gasgemische für nahezu alle Einsatzbereiche in Industrie und Handwerk, Lebensmittelherstellung, Labor, Medizin und Pharmazie. Mit der Marke Westfalengas gehört das Unternehmen zu den führenden Flüssiggas-Versorgern in Deutschland. Westfalengas eignet sich beispielsweise als netzunabhängige Wärmeenergie oder als klimaschonende und kostengünstige Antriebsenergie für Autos. Im Geschäftsbereich Tankstellen verfügt die Westfalen AG mit 260 Stationen über das größte konzernunabhängige Netz von Markentankstellen in Deutschland – überwiegend in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Im Werk Münster arbeiten aktuell gut 40 Mitarbeiter. Sie sind hauptsächlich mit Abfüllung und Umschlag technischer Gase in Flaschen befasst. Hinzu kommen weitere Aufgaben wie Analytik, Kommissionierung und Ladekontrolle. An diesem Standort werden medizinische Gase, Lebensmittelgase der Marke Protadur® sowie weitere Reinstgase und Gasgemische abgefüllt.