Hannover/Detmold. Das Elektrotechnikunternehmen Weidmüller hat im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatz in Höhe von 621 Millionen Euro erzielt. Mit einem leichten Plus von einem Prozent wuchs der Elektrotechnikspezialist mit Hauptsitz in Detmold im dritten Jahr in Folge über dem vom ZVEI ermittelten Branchenschnitt (-3 %). „Vor dem Hintergrund des schwierigen Marktumfelds sind wir mit dem Ergebnis zufrieden“, so Vorstandssprecher Dr. Peter Köhler im Rahmen der Pressekonferenz auf der Hannover Messe 2013. „Wir konnten das Rekordergebnis aus dem Vorjahr sogar leicht verbessern.“
Umsatzrückgang in Südeuropa wurde kompensiert
Als besonders impulsstarke Märkte erweisen sich 2012 erneut der asiatisch-pazifische Raum (+7,5 %) sowie die Region Mittel- und Osteuropa (+9,4 %). Besonders wachstumsstarke Länder waren 2012 erneut China (+10,4 %) und Russland (+9,4 %). Dank dieser Märkte konnten die teilweise deutlichen Umsatzrückgänge im südeuropäischen Markt (-10 %), die sich auch auf die Umsatzentwicklung in Deutschland negativ auswirkten(-4 %), abgefedert werden. Mit Blick auf die Weidmüller Divisionen wird der Umsatz vor allem durch die Elektronik, elektrische Verbindungstechnik sowie den Bereich applikationsspezifische Lösungen getragen.
Für das laufende Geschäftsjahr sind Prognosen schwierig, Köhler sieht Weidmüller aber gut aufgestellt: „Wir haben im Rahmen unserer Strategie mit zwei Joint Ventures und drei zusätzlichen Vertriebsbüros gezielt in Wachstumsmärkte investiert“, erklärt der Vorstandssprecher. Mit dem slowenischen Experten für Überspannungsschutz Iskra Zaščite wurde in Ljubljana ein Vertrag zur Fertigung von Komponenten und Lösungen für Überspannungsschutz unterzeichnet. Ab Sommer 2013 produziert Weidmüller außerdem im Rahmen eines weiteren Joint Ventures im chinesischen Wenzhou Relais und Relaisbaugruppen. „Wir erwarten 2013 ein moderates einstelliges Umsatzwachstum“, so Köhler. Auch in die Vertriebsstruktur wurde im vergangenen Jahr investiert: „Mit zusätzlichen Vertriebsniederlassungen in Hong Kong, Finnland und Dänemark sind wir zudem künftig in ausgesprochenen Wachstumsregionen näher am Kunden“, erläutert Vertriebsvorstand Volpert Briel.
60 Jahre Ausbildung bei Weidmüller
4.400 Mitarbeiter waren Ende 2012 bei Weidmüller beschäftigt, womit der Mitarbeiterstamm im vergangenen Jahr gehalten wurde. Erneut freut sich Vorstandssprecher Köhler über die große Anzahl an Auszubildenden, die bei Weidmüller ins Berufsleben starteten: „200 junge Männer und Frauen waren 2012 bei Weidmüller in der Ausbildung“, so Köhler. Gerade als Familienunternehmen nehme Weidmüller die Aufgabe als Ausbildungsbetrieb sehr ernst: „Weidmüller bildet seit 60 Jahren aus, seit mittlerweile zehn Jahren unterhalten wir eine eigene Akademie am Hauptstandort in Detmold, eine weitere seit zwei Jahren in Shanghai.“ In den vergangenen 60 Jahren haben weltweit insgesamt rund 1.500 Menschen eine technische oder kaufmännische Ausbildung bei Weidmüller absolviert.
Wachstumsimpulse durch Energieeffizienz und „Industrie 4.0“
Das Thema Energieeffizienz ist nach wie vor von hoher Relevanz für die Elektrotechnik. „Zum einen gilt es, den Kunden die notwendigen Komponenten und Lösungen anzubieten, die einen effizienten Betrieb von Anlagen und Maschinen ermöglichen“, erklärt hierzu Finanzvorstand Harald Vogelsang. Hierbei spiele u. a. das Monitoring von Prozessen eine große Rolle. „Nur so können unnötig hohe Verbräuche erkannt und zukünftig vermieden werden“, so Vogelsang. Weidmüller geht in diesem Zusammenhang mit gutem Beispiel voran: „Teile unserer Produktionsstätten funktionieren wie Passivhäuser, wir nutzen dort z. B. die Abwärme der Maschinen zum Beheizen der Hallen“, berichtet Vogelsang. Für diese und zahlreiche andere Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz wurde Weidmüller im März durch Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler und Bundesumweltminister Peter Altmaier als Klimaschutzunternehmen ausgezeichnet. „Für uns Auszeichnung und Ansporn zugleich“, so Vogelsang.
Auch von der so genannten „Vierten industriellen Revolution“ oder Industrie 4.0 erwartet Weidmüller zusätzliche Marktimpulse. In ihr verschmelzen virtuelle Welt und klassische Produktion und erhöhen so die Effizienz innerhalb der Produktionsprozesse: „Ein Thema, das derzeit die gesamte Automatisierungsbranche beschäftigt“, weiß Köhler zu berichten. „Die Entwicklungen auf dem Weg zur Industrie 4.0 werden maßgeblich vom deutschen Mittelstand getrieben, der in der Automatisierung weltweit federführend ist.“ In diesem Feld sieht Köhler einen enormen Wachstumsmarkt, sowohl in der Bereitstellung von kommunikationsfähigen Komponenten und Ethernet-Lösungen für die Entwicklung der Industrie 4.0 wie auch in der Anwendung in der eigenen Produktion: „Bei Weidmüller ist bereits eine selbstjustierende Maschine in Betrieb, zwei weitere Anlagen befinden sich im Entwicklungsstadium.“
Russischer Markt bietet Chancen für Weidmüller
Mit Blick auf Russland, in diesem Jahr Gastland der Hannover Messe, zeigt sich Weidmüller sehr zufrieden: das russische Geschäft wächst seit 2010 stetig. Insgesamt stieg es in den Jahren 2007-2012 um 40 %. Mit sieben Vertriebsbüros ist Weidmüller in Russland sehr gut aufgestellt, zwei weitere sollen in naher Zukunft folgen. Weidmüller fokussiert sein Geschäft in Russland auf die Energiebranche, die Prozessindustrie und die Transport- und Infrastrukturbranche. Insgesamt erzielte Weidmüller in Russland 2012 einen Umsatz in Höhe von zwölf Mio. Euro, was einem Marktanteil von knapp acht Prozent entspricht: „Mittelfristig ist das Ziel, einen Marktanteil von zehn Prozent zu erreichen“, erklärt Weidmüller Vertriebsvorstand Volpert Briel zu den Zukunftsperspektiven.