Kreis Paderborn/Essen. Energiesparlampen, die seit dem 1. September endgültig die häuslichen Glühbirnen ersetzen sollen, sind erst kürzlich wieder in den Fokus der Medien geraten, weil sie hochgiftiges Quecksilber enthalten. Für den Abfallverwertungs- und Entsorgungsbetrieb des Kreises Paderborn (AV.E) Anlass genug, einmal auf Spurensuche zu gehen. Gemeinsam mit Fachvertreterinnen und Vertretern aus Ostwestfalen-Lippe und auf Einladung der Lightcycle Retourlogistik und Service GmbH, München, hat der AV.E vor wenigen Tagen die DELA-Lampenverwertung GmbH in Essen aufgesucht, die in Deutschland zu den drei wichtigsten Recyclern von Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren gehören.
„Fast alles aus verbrauchten Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren wird auch tatsächlich recycelt“, so Lightcycle-Sprecher Dieter Dönges. „In den Steck- und Schraubsockeln befinden sich eisen- und nichteisenhaltige Metalle, die in der Metallindustrie verwertet werden. Das in den Lampen überwiegend enthaltene Natron-Kalkglas geht unter anderem wieder zurück in die Lampenindustrie zur Produktion neuer Gasentladungslampen und das vom Quecksilber befreite Leuchtpulver wird von der Lampenindustrie wegen seines hohen Gehaltes an Seltenen Erden ge-schätzt“, so Dönges. Das Unternehmen Lightcycle ist seit 2005 für die bundesweite Rücknahme von LED- und Gasentladungslampen verantwortlich. Es organisiert ihre Rücknahme über kommunale Wertstoffhöfe sowie gewerbliche Sammel-stellen und lässt sie zu Aufbereitungs- und Verwertungsunternehmen wie die DELA-Lampenverwertung in Essen-Karnap transportieren.
Unter der Führung von DELA-Prokurist Ralf Kölzer haben die kommunalen Abfallspezialisten aus OWL jetzt das Essener Betriebsgelände in Augenschein nehmen können. Nach maschineller Vorzerkleinerung und Weiterleitung zur Glasbruchwaschanlage werden die Lampenstücke stofflich in verschiedene Fraktionen separiert. Dabei wird das in den Lampen enthaltene Leuchtpulver durch ein Drehrohdestillationsverfahren „entquecksilbert“. Wie Kölzer erläutert, werde das hochgiftige Quecksilber entweder für die verarbeitende Industrie wieder aufgearbeitet und gereinigt oder aber über ein patentiertes Stabilisierungsverfahren in ein rötliches, aber ungiftiges Quecksilbersulfit umgewandelt und als Bergversatz oder in einer Untertagedeponie endgelagert. Gerade das Thema Quecksilber wurde in der Fach-runde lebhaft diskutiert. Kölzer: „Von einer akuten Gesundheitsgefahr bei Lampenbruch, wie fälschlicherweise in den Medien immer wieder behauptet, kann keine Rede sein, zumal diese nur sehr geringe Mengen an Quecksilber enthalten.“ Der Grenzwert für Quecksilber in Energiesparlampen sei zum Jahresbeginn europaweit noch einmal von 5 auf 3,5 Milligramm gesenkt worden. Wenn sie einmal zerbreche, was eher selten vorkomme, so der DELA-Verantwortliche, werde ein Großteil des Quecksilbers durch das Leuchtpulver gebunden und könne somit nicht mehr emittieren.
Trotzdem empfiehlt Dieter Dönges von Lightcycle, dass der Raum für ein paar Minuten verlassen und gut belüftet werden sollte. Danach sollten die Glasscherben staubdicht verpackt in eine Kunststofftüte oder in einer verschlossenen Glasverpackung gelegt werden. Dönges: “Derartige Lampen, ob zerbrochen oder nicht, gehören niemals in den Hausmüll, sondern müssen vom Verbraucher an den flächendeckend eingerichteten Sammelstellen abgegeben werden. So will es das Elektrogerätegesetz.“ Sammelstellen in der Nähe finde man schnell im Internet unter http://www.lightcycle.de. Wie Dönges weiter ausführt, sei es im Übrigen erwiesen, dass die jetzt im Handel ausgemusterten Glühlampen wegen ihres weitaus höheren Energiebedarfs mehr Quecksilberemissionen verursacht hätten als Energiesparlampen. Grund dafür sei, dass bei der Gewinnung von Strom über Stein- und Braunkohlekraftwerke Quecksilber in der Abluft freigesetzt würde. Schließlich verhindere jede eingesparte Kilowattstunde den zusätzlichen Ausstoß dieses Schwermetalls.