Das Wirtschaftsvertrauen im Euroraum ist im März weiter gestiegen. Damit sendet es ein klares Wachstumssignal. Dieses resultiert in erster Linie von der Binnenwirtschaft, das außenwirtschaftliche Umfeld ist hingegen noch belastet. Die EZB dürfte ihre Wertpapierkäufe daher fortsetzen.
Der Reigen positiver Stimmungsindikatoren für den Euroraum hat im März angehalten: Das Wirtschaftsvertrauen nahm um 1,6 Indexpunkte gegenüber dem Vormonat zu. Mit 103,9 Punkten liegt der Index nun nahezu auf dem Niveau von Juli 2011.
Erheblichen Anteil an dieser Entwicklung hat das Verbrauchervertrauen. Obwohl die Arbeitslosigkeit zuletzt kaum gesunken ist, „sprang“ dessen Index mit 3 Punkten im Vormonatsvergleich ungewöhnlich stark nach oben. Darin spiegelt sich aus unserer Sicht vor allem die Entlastung der verfügbaren Einkommen durch den im Vorjahresvergleich nur halb so hohen Rohölpreis wider. Den südeuropäischen Verbrauchern dürfte das EZB-Kaufprogramm zudem Mut gemacht haben. Auch in der Industrie (+1,7 Punkte) und im Bausektor (+0,9 Punkte) ist die Stimmung besser.
Dies zeigt sich auch in den Ländereinzelwerten. Gemessen an langjährigen Durchschnitten sind vor allem Griechenland, Portugal, Spanien und Zypern positiv hervorzuheben. Dies gilt auch für Italien, wo sich die Stimmung seit Dezember deutlich aufgehellt hat. Sorgenkinder bleiben dagegen, trotz Aufhellung im März, neben Belgien und Frankreich vor allem Finnland und Österreich.
Aufgrund der Vorlaufeigenschaft des Wirtschaftsvertrauens zum BIP dürfte nahezu feststehen, dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal weiter solide zunehmen wird. Der derzeit steigende Wachstumsoptimismus darf aber nicht übersehen, dass die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung im Wesentlichen auf die Binnenwirtschaft zurückgeht, die vom Rohölpreisrückgang besonders profitiert. Das außenwirtschaftliche Umfeld leidet hingegen unter den geopolitischen Spannungen (u. a. Ukraine-Konflikt) und der Konjunkturschwäche in China und den USA. An unserer defensiven BIP-Prognose von 1,0% für 2015 halten wir daher fest, vom privaten Verbrauch gehen aber Aufwärtschancen von 0,2-0,3 Prozentpunkten aus. Ein nachhaltiger Konjunkturaufschwung auf Basis von Strukturreformen ist weiterhin nicht in Sicht.
Die Aussicht auf ein solides BIP-Wachstum dürfte die EZB nicht davon abhalten, ihr Wertpapierkaufprogramm wie angekündigt fortzuführen. Vielmehr wird die Notenbank wohl darauf verweisen, dass das Programm begonnen hat zu wirken. Da sich die EZB-Erwartung eines kreditgetriebenen Konjunkturaufschwungs aus unserer Sicht nicht erfüllen wird, bleiben weitere expansive geldpolitische Maßnahmen auf der Agenda. Aus heutiger Sicht dürften diese aber erst ab 2016 zum Thema werden.