Bielefeld. Eine innovative Idee allein reicht heute nicht mehr aus, um ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen. Daher hat der Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) gemeinsam mit dem FHM Alumni e.V. das Thema „Gründungsfinanzierung“ öffentlich zur Debatte gestellt, und gab so Interessierten und potenziellen Unternehmensgründern die Möglichkeit, vom Know-how erfahrener Gründer zu profitieren und neue Finanzierungswege kennenzulernen. Etwa 60 Gäste verfolgten vor zwei Wochen Vorträge und Diskussion zu diesen aktuellen Themen im Forum des Bielefelder Campus der FHM.
Unter den Vorträgen stach insbesondere das Thema „Crowdfunding“ hervor. Die Zeiten, in denen potenzielle Unternehmensgründer mit einer Geschäftsidee und dem zugehörigen Businessplan beim lokalen Geldinstitut einen Kredit zur Gründungsfinanzierung verhandeln, sind anscheinend vorbei. Beim Crowdfunding präsentieren Startups ihre Geschäftsideen möglichen Investoren in einem kurzen Videoclip auf der Plattform www.seedmatch.de.
Die Idee hierbei ist, dass eine Vielzahl von Personen jeweils kleine Investments in eine Idee stecken und dadurch am Ende eine große Summe als Startkapital für das Unternehmen entsteht. Das ist für Startups wie auch Investoren eine gleichermaßen attraktive Variante der Gründungsfinanzierung. Der Referent und Marketingbeauftragte der Seedmatch GmbH, Jakob Carstens, bewies, dass Crowdfunding ein durchaus zukunftsträchtiger Ansatz ist. Laut Carstens zählen seit der Gründung im letzten Jahr rund 9.000 Investoren zu seinen Geschäftspartnern, die bis dato mehr als zwei Millionen Euro investiert haben. Einem Unternehmen beispielsweise konnte auf diesem Wege innerhalb von 87 Minuten zu einer Startfinanzierung von 100.000 Euro verholfen werden.
Darüber hinaus demonstrierten auch die weiteren Referenten, dass Gründungskredite in ihrer klassischen Form nicht mehr zeitgemäß sind. Manuel Apitzsch, einer der ersten FHM-Absolventen und Geschäftsführer des Münchner Hotelportals hotelsnapper.com, griff bei keiner seiner bisherigen Unternehmensgründungen auf entsprechendes Fremdkapital von Banken zurück. Ebenso zeigte Daniel Brün, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Saltation GmbH aus Bielefeld, Möglichkeiten der Förderung und Unterstützung durch den Bund auf. Auch die anderen Referenten und Diskussionsteilnehmer konnten auf kreditfinanziertes Fremdkapital bei ihren Gründungen weitestgehend verzichten.
In einer anschließenden Podiumsdiskussion wurden diese Erfahrungsberichte zur Gründungsfinanzierung dargestellt und zur Debatte gestellt. Der Prodekan des Fachbereichs Wirtschaft der FHM und einer der Initiatoren des Biz.Talk 2012, Prof. Dr. Patrick Lentz, ist sich sicher: „Die klassische Form der Gründungsfinanzierung scheint ausgedient zu haben. Zukünftige Unternehmer bedienen sich heutzutage anderer, weitaus vielversprechenderer Formen.“