Starkes Kreditwachstum, mehr Kundeneinlagen, eine deutliche Steigerung der Bilanzsumme und viele neu eröffnete Depots – die Volksbank Halle/Westf. eG hat im Geschäftsjahr 2016 in vielen Bereichen kräftig zugelegt. Dennoch verzeichnet die heimische Genossenschaftsbank in Folge der Niedrigzinsphase ein rückläufiges Betriebsergebnis. „Wir blicken bei den von uns beeinflussbaren Faktoren auf ein erfolgreiches Jahr, müssen aber den schwierigen Rahmenbedingungen Tribut zollen“, sagt Vorstandsvorsitzender Rainer Peters.
Das betreute Kundenvolumen stieg um 6 Prozent auf 983 Mio. Euro an. Die Bilanzsumme der Volksbank Halle erhöhte sich in 2016 um 33,1 Mio. Euro oder 7,2 Prozent auf 490,2 Mio. Euro. Der vorläufige Bilanzgewinn liegt bei rund 1,0 Mio. Euro. Der Zinsüberschuss im abgelaufenen Geschäftsjahr beläuft sich auf 10,9 Mio. Euro (Vorjahr 11,3 Mio. Euro). Mit dem Provisionsgeschäft wurde wie im Vorjahr ein Überschuss von 3,9 Mio. Euro erzielt.
Überdurchschnittlich erfolgreich im Kreditgeschäft
Freude bereitet den Volksbankern weiterhin das Kreditgeschäft sowohl mit Privatkunden als auch mit Firmenkunden. „Dank unserer Expertise, einer starken Vertriebsmannschaft und einem wirtschaftlich attraktiven Geschäftsgebiet bleiben wir beim Kreditwachstum auf der Überholspur“, sagt Vorstand Harald Herkströter. Der Bestand an Kundenkrediten legte verglichen mit dem Vorjahr um 8,1 Prozent auf 323 Mio. Euro zu. Zusätzlich konnte die Volksbank 34,6 Mio. Euro an ihre genossenschaftlichen Verbundunternehmen vermitteln (+15 Prozent).
In Summe wurden 1.815 neue Kredite in Höhe von 113,4 Mio. Euro neu bewilligt (+10 Prozent). Davon entfielen auf den Privatkundenbereich ca. 76 Mio. Euro. Treibende Kraft blieb der Wohnungsbau. Herkströter: „Baufinanzierungen waren auch dank der Neubaugebiete in unserer Region besonders gefragt. 2 Hier konnten wir mit unserer ganzheitlichen genossenschaftlichen Beratung punkten und viele neue Kunden gewinnen.“ Allerdings musste ein deutlich höherer Prozessaufwand betrieben werden, um die gesetzlichen Anforderungen der Wohnimmobilienkreditrichtlinie umzusetzen.
Firmenkunden und Landwirte nutzen Fördermittel
Von einer weiterhin erfreulichen Investitionsbereitschaft war auch das Firmenkundengeschäft der Volksbank Halle geprägt. Hier wurden neue Kredite in Höhe von rund 27 Mio. Euro vergeben. „Gefragt waren vor allem gewerbliche und wohnwirtschaftliche Immobilienfinanzierungen in Halle mit langen Zinsbindungen bis zu 30 Jahren“, so Dennis Blomeyer, Prokurist und Leiter der Firmenkundenberatung, der mit seinem Team im vergangenen Jahr 175 Unternehmerdialoge geführt hat. Ein unverändert starker Partner bleibt die Volksbank Halle bei der Einbindung von Förderkrediten, die angesichts guter Konjunktur und niedriger Zinsen gefragt waren. Insgesamt wurden Fördermittel mit einem Volumen von 19,8 Mio. Euro beantragt (+19 %). Die größten Zuwächse (40 %) gab es bei den gewerblichen Fördermittelanträgen. Zudem hat die Volksbank Halle im Geschäftsjahr neun Voll- existenzgründungen begleitet. Das Volumen der hierfür vermittelten Förderkredite stieg um 70 Prozent.
Kunden geben den Spargedanken nicht auf
Trotz der vergleichsweise geringen Ertragschancen im Bereich des klassischen Einlagengeschäftes auf Spar- oder Termingeldkonten stiegen die Kundeneinlagen um 5,6 Prozent von 325,9 Mio. Euro auf 344,1 Mio. Euro. „Besonders zum Jahresende kam es zu verstärkten Umschichtungen zu kurzfristig verfügbaren Sichteinlagen“, so Harald Herkströter. Erfreulich sei die Tatsache, dass die Spareinlagen um 2,5 Prozent gewachsen seien. Herkströter: „Dass unsere Kunden auch in Zeiten niedriger Zinsen den Spargedanken aufrechterhalten, ist ein wichtiges Signal. Sparen ist und bleibt die wichtigste Form der Vorsorge.“ Dazu passt, dass das Volumen der an die Verbundpartnerin R+V Versicherung vermittelten Lebensversicherungen von 4,6 Mio. Euro auf 6,9 Mio. Euro anwuchs. Die Vermittlung von Bausparverträgen zum Verbundunternehmen Bausparkasse Schwäbisch Hall blieb konstant bei Verträgen im Wert von 21,2 Mio. Euro.
Wertpapiergeschäft wächst zweistellig
Wertpapiere bleiben angesichts niedriger Zinsen eine gute Alternative. So wuchs das Depotvolumen der Volksbank im Jahr 2016 um + 10,2 Prozent auf 128 Mio. Euro. Florian Müller, stellvertretender Leiter der Vermögensberatung: „Ein 3 strukturierter Vermögensaufbau wird für unsere Kunden immer wichtiger, um positive Renditen zu erzielen. Dank innovativer Anlagelösungen konnten wir die Zahl der neu eröffneten Depots um 10,5 Prozent steigern.“ Vor allem der ganzheitliche Beratungsansatz der Volksbank helfe dabei, für jeden Kunden eine individuell abgestimmte Anlagestrategie zu entwickeln.
Hochkonjunktur beim Betongold hält an
Aufgrund niedriger Zinsen und unsicherer Marktentwicklungen feiert Betongold weiterhin Hochkonjunktur. Trotz eines Immobilienmarktes, der so gut wie leer gefegt ist, konnte die Tochtergesellschaft IVB Immobilien GmbH im Geschäftsjahr 2016 mit 84 vermarkteten Objekten ein neues Rekord-Ergebnis seit Bestehen des Unternehmens erzielen. Der Gesamtumsatz betrug mehr als 12 Millionen Euro. Der Provisionsgesamtumsatz konnte gegenüber dem Vorjahr noch einmal um ca. 18 Prozent gesteigert werden. „Aufgrund der Digitalisierung sind die Umschlagszeiten für Immobilien deutlich kürzer geworden“, sagt Prokurist Wolfgang Tiekötter. Er erwartet auch für 2017 aufgrund des Mangels an Immobilienangeboten einen weiterhin lebhaften Markt, besonders bei Immobilien in zentralen Stadtlagen sowie zeitgemäßen Zweifamilienhäusern und Gewerbeimmobilien als Kapitalanlagen.
Niedrigzinsphase drückt auf die Ertragslage
Der Rückgang des Zinsüberschusses drückt auf die Ertragslage. Ergebnisbelastend wirkten sich hier die Minuszinsen bei der Zentralbank WGZ aus, die im Geschäftsjahr rund 12.000 Euro betrugen. „Noch gravierender sind allerdings die fehlenden Zinserträge für unsere Einlagen und Anleihen. Im Vergleich zum Jahr 2013 fehlen uns hier rund 1,2 Mio. Euro“, so Herkströter. Das vorläufige Betriebsergebnis vor Bewertung beläuft sich zum Jahresende 2016 auf 0,80 % (Vorjahr 0,92 %) der Durchschnittsbilanzsumme.
Mehr Mitglieder und Kunden
Nach wie vor sind die Kunden von den Vorteilen einer Mitgliedschaft bei der Genossenschaftsbank überzeugt. Die Zahl der Mitglieder zum Jahresende lag bei 12.935. Das sind 591 mehr als im Vorjahr (271 Abgänge, 862 Zugänge). Peters: „Die Mitgliederentwicklung zeigt, dass das Geschäftsmodell der Genossenschaft mit seinen Mehrwerten und der Möglichkeit zum Mitentscheiden hoch attraktiv ist“, sagt Rainer Peters. Erfreulich sei, dass sich die Zahl der Neukunden mit 991 weiterhin positiv entwickelt. Die Zahl der Beschäftigten betrug zum Ende des Geschäftsjahres 107, davon 2 Vorstände, 82 Vollzeitkräfte, 13 Teilzeitkräfte und 10 Auszubildende.
Eigenkapitalanforderungen wachsen
Aufgrund weiter verschärfter Regulierungsanforderungen ist auch die Volksbank Halle gefordert, zusätzliches Eigenkapital vorzuhalten. Daher wird der Jahresüberschuss von 1 Mio. Euro vor allem für die Stärkung der Rücklagen verwendet. Peters: „Vor allem mittlere und kleine Häuser leiden unter der zunehmenden Regulatorik, Kosten und Aufwand sind bei uns in Bezug zur Bilanzsumme um ein Vielfaches höher, als bei großen Instituten.“
Kundenverhalten verändert sich
Die Digitalisierung und der zunehmende Kundenwunsch nach flexiblen Zugangswegen führt auch bei der Volksbank Halle zu einem Wandel des Bankgeschäfts. Alltägliche Bankgeschäfte wie Bargeldversorgung, Überweisungen, Daueraufträge oder Kontoauszüge werden zunehmend online, über SB-Terminals oder telefonisch über das ServiceTeam der Volksbank abgewickelt. „Unsere Serviceleistungen verlagern sich immer mehr aus den Geschäftsstellen hinaus, gleichzeitig ist die Zahl der persönlichen Beratungsgespräche auf 15.138 gestiegen“, sagt Rainer Peters.
Ausbau der digitalen Zugangswege
Um dem veränderten Kundenverhalten gerecht zu werden, baut die Volksbank ihre digitalen Zugänge konsequent aus. „Aktuell sind bereits 46 Prozent unserer Kunden Online-Kunden“, sagt Marketingleiter Timo Klack. Immer mehr genutzt werden die Möglichkeiten des mobilen Bankings. „Die Zahl der Logins in unsere Onlinefiliale hat sich von Januar bis Dezember fast verdoppelt und liegt aktuell bei fast 100.000 pro Monat“, so Klack. Mit dem Ausbau der VR-BankingApp und immer mehr online abschließbaren Bankprodukten sei die Bank im Wettbewerb mit den so genannten FinTechs gut aufgestellt.
Genossenschaftliche Förderung der Region
Mit mehr als 60.000 Euro hat die Volksbank Halle in 2016 Kultur, Bildung, Sport, Freizeit und soziale Projekte im Geschäftsgebiet gefördert. Die Gelder stammen aus Eigenmitteln sowie den Erlösen der genossenschaftlichen Soziallotterie „Gewinnsparen“. Am Vereinsförderprogramm „Gemeinsam stark“ beteiligten sich 31 Vereine, die mit mehr als 26.000 Euro unterstützt wurden.
Ausblick:
Die Volksbank Halle blickt verhalten optimistisch in die Zukunft und sieht in ihrem attraktiven Geschäftsgebiet auch unter schwieriger werdenden Markt- und Wettbewerbsverhältnissen 5 weitere Wachstumschancen. Ausgebaut werden sollen vor allem das Kreditgeschäft mit Privat- und Firmenkunden sowie die Betreuung vermögender Privatkunden. „Allerdings bleibt der Zinsüberschuss als unsere wichtigste Ertragsquelle durch die historisch niedrigen Zinsen weiterhin unter Druck, auch wenn derzeit vieles darauf hindeutet, dass die Talsohle durchschritten ist“, so Rainer Peters. Um den anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen gerecht zu werden, sei die Bank weiter gefordert, so effizient wie möglich zu arbeiten. „Mit einem starken Team, beschleunigten Prozessen und einem am Kundennutzen orientierten Betreuungskonzept wollen wir die Volksbank Halle in die Zukunft führen.“