Kreis Lippe/Horn-Bad Meinberg. Eigentlich könnte Constance Jow so weitermachen wie bisher. Ihr Arbeitgeber, die MediClin Rose Klinik in Bad Meinberg, steht im 25. Jahr ihres Bestehens gut da. Genug Arbeit liegt trotzdem auf dem Schreibtisch der kaufmännischen Direktorin und will erledigt sein. Aber Constance Jow macht nicht weiter wie bisher. Ihre Überzeugung: „Die lippische Wirtschaft muss sich aktiv Fachkräfte für die Zukunft sichern. Und dafür muss sich einiges ändern – in den Köpfen!“
Ihr Appell lautet: Unternehmen müssen Vielfalt leben. „Auch in Lippe kann es sich eigentlich kein Betrieb mehr erlauben, mögliche Arbeitskräfte wegen des Geschlechts, des Alters, des kulturellen Hintergrunds oder der sexuellen Orientierung links liegen zu lassen.“ Jow, die eine Reha-Klinik mit 140 Beschäftigten führt, schneidet im eigenen Haus alte Zöpfe rigoros ab. „Ja, wir brauchen junge Frauen, auch wenn sie Auszeiten für die Familie nehmen. Ja, wir stellen auch Männer und Frauen über 60 ein, obwohl sie nicht frisch von der Uni kommen. Und ja, wir freuen uns auch über qualifizierte ausländische Mitarbeiter, die noch einen Deutschkurs benötigen.“
Die für Lippe so wichtige Gesundheitsbranche leide schon jetzt unter einem erheblichen Mangel an Ärzten und Pflegekräften. Bei manchen Stellenausschreibungen müsse man schon froh sein, überhaupt eine Bewerbung zu erhalten. Doch Jow will ihren Appell nicht auf die Gesundheitswirtschaft beschränkt wissen. Beim Kongress „Charta der Vielfalt“, den sie jüngst in Berlin besuchte, waren namhafte Unternehmen der deutschen Automobil-, Chemie-, Finanz-, Medien- und Telekommunikationsbranche dabei. „Die Großen haben das Thema ‚Vielfalt im Unternehmen‘ für sich entdeckt. Der Mittelstand, auch in Lippe, muss nachziehen oder wird den Wettbewerb um kluge Köpfe verlieren.“
In der MediClin Rose Klinik hat Constance Jow bereits damit begonnen, Vielfalt zu fördern. Sie übernimmt damit eine Vorreiterrolle in der bundesweit agierenden MediClin-Gruppe. Bei Horn-Bad Meinbergs zweitgrößtem Arbeitgeber gibt es spezielle Rückkehrprogramme für Mütter und Väter in Elternzeit. Eine Reihe von Beschäftigten arbeitet auch jenseits des Renteneintrittsalters in der Klinik. Für alle Mitarbeiter gibt es spezielle Arbeitszeitprogramme, Gesundheitsangebote und Fortbildungsmaßnahmen. Eltern oder pflegende Angehörige erhalten Hilfe, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Mitarbeiter mit Migrationshintergrund haben in der Klinik gute Karrierechancen. „Dafür bin ich wohl selbst das beste Beispiel“, meint die kaufmännische Direktorin.