Steigende Arbeitslosigkeit zum Ferienbeginn – Positive Bilanz zum Vorjahr

Im Juli waren im Bezirk der Arbeitsagentur Bielefeld 24.756 Personen ohne Arbeit. Damit stieg die Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vormonat um 1,3 Prozent oder 310 Personen. Gegenüber Juli 2015 waren das 1.890 Personen weniger (minus 7,1 Prozent). Die Arbeitslosenquote stieg in der Region um 0,1 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent. Im Vorjahr lag die Quote noch bei 7,3 Prozent.

„Mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 1,3 zeigen sich im Juli die ersten Auswirkungen der Sommerferien auf den Arbeitsmarkt. Insbesondere die jungen Menschen unter 25 Jahren sind von dieser Entwicklung betroffen. Dies ist nicht ungewöhnlich und entspricht einem saisonalen Trend. Zu Beginn der Sommerferien enden Schule und Ausbildungsverhältnisse und dementsprechend melden sich viele junge Menschen arbeitslos. Auch für den nächsten Monat rechnen wir noch mit diesem Effekt. Durch den Ausbildungsbeginn im August und September werden die Zahlen in dieser Personengruppe jedoch schnell wieder sinken. Der Beginn des neuen Schuljahres und die anlaufenden Erstsemester an den Universitäten werden sich ebenfalls positiv auf die Arbeitslosigkeit auswirken.

Typisch ist auch, dass sich die derzeitige Zunahme der Menschen ohne Arbeit im Bereich der Arbeitsagenturen und nicht bei den Jobcentern zeigt. Gründe hierfür sind befristete Verträge und Entlassungen zu den Sommerferien und dem Quartalsende. Die gut qualifizierten Fachkräfte werden normalerweise nach der Sommerpause jedoch schnell von den Unternehmen wiedereingestellt“, kommentiert Thomas Richter, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bielefeld, die aktuellen Entwicklungen am Arbeitsmarkt.

„Unser Agenturbezirk besteht aus zwei Regionen, der Stadt Bielefeld und dem Kreis Gütersloh, die sich im letzten Monat zwar in gleicher Richtung, jedoch in stark unterschiedlicher Ausprägung entwickelt haben. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist besondern in Gütersloh prägnant. Hier gibt es ein Plus von 2,3 Prozent. In Bielefeld dagegen nur um 0,3 Prozent. In beiden Gebieten ist die Zunahmen vorrangig unter den unter 25 Jährigen zu beobachten und damit, wie beschrieben, saisontypisch. Auffällig ist nur die unterschiedliche Bedeutung dieser Entwicklung in den beiden Gebieten, die allerdings auch auf verschiedene Ausgangslagen zurückzuführen ist. Alles in allem steht der Arbeitsmarkt aktuell gut da, was die saisonbereinigte Betrachtung mit dem Vorjahresmonat verdeutlicht. Ein Minus von über 7 Prozent, entsprechend knapp 1900 weniger Arbeitslose gegenüber dem Juli 2015, das ist eine tolle Bilanz.“

Im Juli wurden insgesamt 1774 neue Stellen gemeldet (13 oder 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr und 143 oder 7,5 Prozent weniger als im Vormonat). 6131 Angebote gab es Ende Juli (im Bestand), 196 Stellen mehr als im Vormonat (plus 3,3Prozent) und 981 mehr (plus 19,0 Prozent) als im Juli des Vorjahres.“Die Prognose, die wir im letzten Monat gewagt haben, hat sich als richtig herausgestellt: Die Nachfrageseite macht Sommerpause. Die Stellenneumeldungen sanken im Vergleich zum Vormonat um 7,5 Prozent. Gegenüber dem Juli 2015 ist dagegen mit einem Minus von gerade mal 13 Stellen eher von Stagnation zu sprechen. Der Stellenbestand bleibt trotz dieser Entwicklung auf einem hohen Niveau. So konnten wir unseren Kunden im Juli über 6100 Möglichkeiten unterbreiten“, erklärt Richter.

Im April waren 4.933 Zugänge in und 4.637 Abgänge aus der Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk zu verzeichnen. Im Vormonatsvergleich beendeten deutlich weniger Menschen ihre Arbeitslosigkeit (minus 291 Personen). Zugleich nahm auch die Zahl derjenigen, die arbeitslos wurden, zu (plus 621 Personen). Eine andere Entwicklung zeigt dagegen der Jahresvergleich auf (Abgang plus 482 Personen, Zugang plus 155 Personen). Der deutlich höhere Abgang gegenüber dem Vorjahresmonats spricht für die anhaltend hohe Aufnahmefähigkeit des lokalen Arbeitsmarkts.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit getrennt nach Rechtskreisen

Von den 24.756 Arbeitslosen des Agenturbezirks Bielefeld wurden im Juli 7519 durch die Agentur für Arbeit (Rechtskreis Sozialgesetzbuch III) betreut. Die Arbeitslosenzahl im Bereich SGB III stieg damit in den vergangenen Wochen um 541 oder 7,8 Prozent. Die Vorjahreszahl wird hier allerdings noch immer um 592 oder 7,3 Prozent unterschritten.

Im Bereich der Grundsicherung (SGB II), also bei den Jobcentern in der Region, sank die Zahl um 1,3 Prozent, das entspricht einer Abnahme um 231 Arbeitslose. Insgesamt waren hier 17.237 Arbeitslose gemeldet, 1298 oder 6,0 Prozent weniger als im Juli 2016. 69,6 Prozent der Arbeitslosen entfallen auf den Bereich der Grundsicherung.

Personengruppen

Die Arbeitslosigkeit nahm im Juli besonders in der Gruppe der unter 25-Jährigen stark zu. Hier stieg die Zahl der Arbeitslosen um 401 oder 16,4 Prozent und liegt jetzt bei 2.839. Im Vorjahresvergleich sank die Arbeitslosigkeit damit allerdings bei den Jüngeren (15 bis unter 25 Jahre) mit einem Minus von 170 Personen (5,6 Prozent) deutlich. Zugleich ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit in dieser Personengruppe saisontypisch. Der Effekt der begninnenden Sommerferien und das Auslaufen vieler Ausbildungsgänge schägt sich auch in der Arbeitslosenzahl der Jugendlichen von 15 bis unter 20 Jahren wieder.

In dieser Personengruppe ist die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat ebenfalls leicht gestigen (plus 64 Personen oder 15 Prozent). Die Arbeitslosenquote der 15 bis unter 25 Jährigen beträgt zurzeit 6,6 Prozent (Vormonat 5,6 Prozent, Vorjahr 7,3 Prozent). In der Gruppe 50 Jahre und älter konnte die Arbeitslosigkeit dagegen im Vergleich zum Vormonat leicht abgebaut werden. Hier sind es im Vormonatsvergleich insgesamt 18 oder 0,3 Prozent Arbeitslose weniger. In dieser Altersgruppe waren im Juli 6.946 Personen arbeitslos gemeldet. Die Julizahl des Vorjahres wird um 562 Personen unterschritten (minus 7,5 Prozent). Bei den Älteren liegt die aktuelle Arbeitslosenquote bei 6,0 Prozent (Vormonat: 6,0 Prozent) und liegt damit 0,7 Prozentpunkte unter dem Wert für Juli 2015 (6,7 Prozent).

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat im Vergleich zum Vormonat um 116 (minus 1,2 Prozent) abgenommen. Im Juli waren 9.949 Menschen länger als ein Jahr ohne Arbeit. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der gesamten Arbeitslosigkeit liegt bei 40,2 Prozent.

Die Zahl der von Arbeitslosigkeit Betroffenen ausländischer Herkunft stieg um 49 (0,6 Prozent) auf 8.059. Im Vergleich zum Juli 2015 ergibt sich eine Zunahme von 207 oder 2,6 Prozent. Ihre aktuelle Arbeitslosenquote liegt bei 18,1 Prozent (Vormonat 18,0 Prozent, Vorjahr 20,6 Prozent).

Regionaldaten

Stadt Bielefeld

In der Stadt Bielefeld stieg die Zahl der Arbeitslosen gegenüber Juni um 50 (0,3 Prozent) auf 14.942. Dies entspricht im Vorjahresvergleich einem deutlichen Rückgang. Im Juli 2015 waren mit 15.933 Betroffenen 991 Personen mehr arbeitslos. Davon entfallen auf die Agentur für Arbeit aktuell 3.522 (plus 233 oder 7,1 Prozent) und auf das Jobcenter Bielefeld 11.420 (minus 183 oder 1,6 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr waren im Bereich der Agentur für Arbeit 290 Menschen weniger arbeitslos (minus 7,6 Prozent). Im Bereich des Jobcenters Arbeitplus sank die Zahl im Laufe des vergangenen Jahres um 701 Personen oder 0,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote steigt gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte und liegt derzeit bei 8,7 Prozent. Im Juli 2015 waren es 9,4 Prozent.

Kreis Gütersloh

Im Kreis Gütersloh stieg die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat spürbar auf 9.814 Personen. Es gab hier 260 (plus 2,7 Prozent) mehr Arbeitslose als noch im Juni. Gegenüber dem Vorjahr ist das dennoch ein Rückgang um 899 oder 8,4 Prozent.

Von den 9.814 Arbeitslosen entfallen 3.997 auf die Agentur für Arbeit (plus 308 oder 8,3 Prozent gegenüber Juni) und auf das Jobcenter Kreis Gütersloh 5.817 (minus 48 oder 0,8 Prozent gegenüber Juni). Im Vorjahresvergleich sind im Versicherungsbereich (SGB III) 302 Arbeitslose weniger (minus 7,0 Prozent) registriert, im Bereich der Grundsicherung gibt es aktuell 597 Arbeitslose weniger (minus 9,3 Prozent) als vor Jahresfrist. Die Arbeitslosenquote liegt im Kreis Gütersloh mit 4,8 Prozent geringfügig über dem Wert des Vormonats (4,7 Prozent). Im Juli des Vorjahres waren es noch 5,4 Prozent.

Der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe

Zu Beginn der Sommerferien stieg die Arbeitslosigkeit in OWL saisontypisch an. Im Juli waren 67.628 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 2,5 Prozent mehr als im Vormonat. Vor einem Jahr waren allerdings 5,3 oder knapp 3.800 Menschen mehr ohne Arbeit. Trotz des saisonbedingten Anstiegs der Arbeitslosigkeit zeigt sich der Markt in OWL daher in einer guten Verfassung.

Die Arbeitslosenquote in der Region stieg auf 6,2 Prozent. Das entspricht einer Verschlechterung um 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat, liegt aber gleichzeitig 0,4 Prozentpunkte unter dem Ergebnis in 2015.

Von der steigenden Arbeitslosigkeit sind primär die jungen Menschen unter 25 Jahren betroffen. Eine Konsequenz endender Ausbildungsverhältnisse und dem Ende des Schuljahres. Ältere Arbeitslose konnten dagegen in einem geringen Maß profitieren.

Aufgrund der hohen Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes in Ostwestfalen-Lippe konnte – wie insgesamt in NRW – der Zuwachs ausländischer Arbeitsloser mehr als ausgeglichen werden. Trotz der Zunahme ausländischer Arbeitslosen um gut ein Viertel innerhalb eines Jahres auf 17.222 Personen, hat sich die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt insgesamt deutlich abgebaut.

Die günstigsten Arbeitslosenquoten in OWL weisen nach wie vor die Bezirke Paderborn und Herford (jeweils 5,6 Prozent) auf. Aber auch Bielefeld (6,6 Prozent) und Detmold (7,0 Prozent) liegen weiterhin günstiger als der NRW-Durchschnitt von 7,8 Prozent.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften blieb in OWL auf hohem Niveau. 5.934 Arbeitsangebote wurden im Laufe des Juli von Betrieben und Verwaltungen gemeldet, mehr als im Juli 2015 (+722). In der Region sind bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern insgesamt 17.871 freie Arbeitsstellen gemeldet, 3.239 oder gut 22 Prozent mehr als im Vorjahr.

www.arbeitsagentur.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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