Frankfurt. „Es ist geradezu illusorisch, eine sozial und ökologisch verantwortungsvolle Unternehmensführung durch ein verordnetes Berichtswesen über diese Aspekte zu erreichen. Unternehmer entsprechen dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns nicht aufgrund verpflichtender Berichte, sondern aus Überzeugung“, sagt Naemi Denz, Mitglied der VDMA-Hauptgeschäftsführung. „Eine Berichtspflicht, wie sie die EU-Richtlinie vorschreibt, bringt viel Bürokratie ohne Mehrwert.“
„Die Aufwandsschätzung im Gesetzentwurf der Bundesregierung ist nach wie vor zu niedrig angesetzt und entbehrt jeder unternehmerischen Realität“, kritisiert Denz. Das Bundesjustizministerium habe die Kosten für die Wirtschaft auf Basis von Arbeitszeitäquivalenten veranschlagt und im Gesetzesentwurf kumuliert ausgewiesen. Pro Unternehmen ohne Konzernstruktur würden im Durchschnitt 12.670 Euro veranschlagt, pro Konzern 22.500 Euro. „Diese Schätzungen basieren unter anderem auf einer Anwenderbefragung zu einem Berichtsstandard – dem deutschen Nachhaltigkeitskodex. Dieser Standard wird von größeren Unternehmen jedoch meist nur zusätzlich verwendet und liefert daher Zahlen zur aufgewandten Arbeitszeit, die auf einen Großteil der betroffenen Unternehmen nicht zutreffen. Auch werden Ausgaben, die im Zuge der Veröffentlichung und Gestaltung von Nachhaltigkeitsberichten entstehen, völlig außer Acht gelassen“, sagt Denz.
Die EU-Richtlinie muss bis Dezember in nationales Recht überführt werden. Ab 2017 müssen unter anderem kapitalmarktorientierte Unternehmen, die mehr als 500 Beschäftigte haben, bestimmte nichtfinanzielle Informationen, wie etwa soziale und umweltbezogene Faktoren offenlegen.
Trotz aller Kritik unterstützt der VDMA seine Mitglieder bei der Umsetzung des neuen Gesetztes. „Wir haben vor kurzem einen Leitfaden zur Nachhaltigkeitskommunikation veröffentlicht, der praxisnah Hilfestellung für betroffene Unternehmen leistet. Darüber hinaus werden wir uns weiterhin für sinnvolle Rahmenbedingungen und die Freiwilligkeit von unternehmerischem Engagement einsetzen“, stellt Denz abschließend fest. Der Verband trägt das verantwortliche Handeln seiner Mitglieder zudem mit der Nachhaltigkeitsinitiative ‚Blue Competence‘ und der Aktionswoche ‚Wir unternehmen was‘ kontinuierlich nach außen.