Bielefeld. In Ostwestfalens Wirtschaft deuten viele Indikatoren auf eine weiterhin robuste und stabile Lage hin. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in ihrer Herbstkonjunkturumfrage, an der sich 1.903 Unternehmen mit 141.262 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistungen beteiligten.
„Es besteht zwar kein Grund für Euphorie, aber insgesamt läuft die Konjunktur relativ gut, mit einer durchweg positiven Tendenz“, betonte IHK-Vizepräsident Dr. Markus Miele gestern (08.10.2013) bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, ist für die gesamte Wirtschaft in Ostwestfalen von 113 Punkten im Frühjahr auf nunmehr 120 Punkte gestiegen. „Für die ostwestfälische Industrie ist der Wert in diesem Zeitraum von 118 auf 122 Punkte angewachsen“, sagte der IHK-Vizepräsident.
38 Prozent der Industriebetriebe bezeichneten ihre gegenwärtige Geschäftslage als „gut“ (Frühjahr: 31 Prozent), 52 Prozent als „befriedigend“ (Frühjahr: 58 Prozent) – die Einschätzungen haben sich verbessert. Die Erwartungen sind demgegenüber nahezu unverändert: Mit einer weiteren Verbesserung der Geschäftslage rechnen aktuell 28 Prozent, mit einer Verschlechterung 11 Prozent. Ihre Ertragslage bewerten 26 Prozent der Befragten mit „gut“ (Frühjahr: 23 Prozent) und unverändert 18 Prozent als schlecht.
„Das positive Stimmungsbild zur aktuellen Lage rundet ein Blick auf die Investitionen ab“, unterstrich Dr. Miele und erläuterte: Fast die Hälfte der Industriebetriebe – exakt 49,2 Prozent – hätten 2013 bislang mehr investiert als im Vorjahr. Das sei der höchste Wert der vergangenen zwölf Jahre. „Sowohl für Unternehmen als auch für den Staat gilt: Wer nur von seiner Substanz lebt, lebt gefährlich. Die gerade beschriebene Investitionsbereitschaft bei den Unternehmen sehen wir momentan seitens der öffentlichen Hand weniger. Der Staat investiert zu wenig in die Infrastruktur“, kritisierte der IHK-Vizepräsident und nannte die Bereiche Straße, Schiene, Energienetz- und Breitbandausbau und für Ostwestfalen insbesondere das Thema Gewerbeflächen.
Fast unverändert stabil sind laut der IHK-Umfrage die Beschäftigungsabsichten und die erwarteten Inlandsinvestitionen. Demnach wollen 28 Prozent der Industriebetriebe ihre Investitionen im Inland in den kommenden zwölf Monaten steigern (Frühjahr: 29 Prozent), 18 Prozent planen eher weniger Investitionen ein (Frühjahr: 19 Prozent). Über einen Beschäftigungsaufbau denken aktuell 22 Prozent der Unternehmen nach, einen Abbau haben 13 Prozent vor. Das größte Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung stellen nach wie vor die Energiepreise dar, gaben 54 Prozent der befragten Betriebe an. „Die aktuellen Diskussionen um die Gestaltung der Energiewende treffen also in der Tat den Nerv der Unternehmen“, erklärte Dr. Miele.
Nach Angaben von IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff verzeichnete der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes von Januar bis Juli 2013 in Ostwestfalen ein leichtes Minus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (NRW: -1,4 Prozent) und betrug 22,8 Milliarden Euro. Dabei gingen die Inlandsumsätze um 3,3 Prozent zurück, während die Auslandsumsätze um 2,1 Prozent zulegten (NRW: Inland -3,3 Prozent, Ausland +1,1 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten in der ostwestfälischen Industrie wuchs im Vergleichszeitraum um 1,5 Prozent auf 148.807 (NRW: +0,3 Prozent).