Walldorf (dapd). Der Walldorfer Softwarekonzern SAP setzt seine Expansion im sogenannten Cloud-Computing fort. Europas größter Software-Hersteller gab am Dienstag bekannt, er kaufe den führenden Anbieter cloud-basierter Handelsnetzwerke Ariba für 4,3 Milliarden Dollar (3,38 Milliarden Euro). Der Kauf solle mit einem Kredit von 2,4 Milliarden Euro und Eigenmitteln bestritten werden.
Erst im Dezember hatte SAP angekündigt, für 2,5 Milliarden Euro die US-Softwareschmiede Success Factors zu erwerben, die Cloud-Applikationen anbietet.
SAP teilte mit, dass ihre amerikanische Tochter für jede Ariba-Aktie 45 Dollar bezahlen wird. Das entspreche einem Aufschlag von 20 Prozent auf den Schlusskurs vom Montag. Die Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Ariba-Aktionäre, der Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden und der Erteilung weiterer Genehmigungen. Der Abschluss der Transaktion werde für das dritte Quartal 2012 erwartet.
Cloud Computing bedeutet, dass Daten von Computernutzern nicht mehr auf dem eigenen Rechner, sondern auf Servern von Dienstleistern gespeichert werden, in der „Datenwolke“. Laut einer Studie wird sich das weltweite Umsatzvolumen mit Cloud-Lösungen von 21,5 Milliarden Dollar 2010 bis zum Jahr 2015 auf rund 73 Milliarden Dollar mehr als verdreifachen.
Ariba hat den Unternehmenssitz im kalifornischen Sunnyvale und beschäftigt rund 2.600 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist SAP zufolge gemessen am Umsatz, der zweitgrößte Cloud-Anbieter weltweit. Das Unternehmen verfügt über eine branchenweit führende Technologie und eine große internetbasierte Handelsplattform, die Unternehmen dabei unterstützt, ein globales Partnernetzwerk in der Datenwolke aufzubauen und miteinander zu kooperieren. Im Geschäftsjahr 2011 stieg der Umsatz des Unternehmens um 40 Prozent auf 444 Millionen US-Dollar (knapp 350 Millionen Euro). Der Verwaltungsrat von Ariba habe die Akquisition einstimmig gebilligt, hieß es. Die Zustimmuing der Aktionäre vorausgesetzt könnte die Übernahme demnach im dritten Quartal abgeschlossen werden.
Die SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott und Jimk Hagemann Snabe erklärten: „Das zusätzliche Angebot von Ariba schafft das Geschäftsnetzwerk der Zukunft, bringt unseren Kunden unmittelbaren Mehrwert und ist für SAP ein zusätzlicher Wachstumstreiber im Cloud-Geschäft.“
Ariba-Chef Bob Calderoni sagte: „Indem wir unser offenes globales Netzwerk mit den Lösungen und Analytics-Werkzeugen von SAP verbinden, gehen wir in eine neue Ära der Business-to-Business-Zusammenarbeit und erreichen eine vorher nicht dagewesene Produktivität.“ Der CEO soll den Angaben zufolge nach Abschluss der Transaktion in den SAP-Vorstand berufen werden. Ariba soll eine eigenständige Geschäftseinheit mit dem Namen „Ariba, ein Unternehmen der SAP“ fortgeführt werden.
Ähnlich war SAP auch mit Success Factors verfahren. Hier zahlten die Walldorfer allerdings einen Aufschlag von 52 Prozent auf Kurswert. Auch hier wurde der Kauf per Eigenmittel und Kredit finanziert. Der Gründer des Cloud-Spezialisten, Lars Dalgaard, rückte in den SAP-Vorstand ein und räumte im Cloud-Geschäft seines neuen Arbeitgebers auf.