Detmold. Knapp 45 Minuten brauchte die Jury, um sich auf den Sieger des Transferpreises Ostwestfalen Lippe 2012 zu einigen. Das Rennen machte das Kooperationsprojekt „RoboWrap“. Bei der feierlichen Verleihung des Transferpreises am 21. November 2012 hatten sich zuvor die vier Finalisten dem Publikum und der Jury gestellt.
„Wir haben vier überzeugende Projekte kennengelernt“, resümierte Oliver Voßhenrich, Jurysprecher und Geschäftsführer der POS Tuning GmbH aus Bad Salzuflen. Alle Bewerber hätten gezeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in OWL hervorragend klappe. „Leider könne es jedoch nur einen Gewinner geben!“ bedauerte Voßhenrich bei der Laudatio im Zumtobel Lichtforum in Lemgo.
Der mit 5.000 Euro dotierte Transferpreis OWL ging an das Projekt „RoboWrap“. Uwe Wagner, Geschäftsführer der düspohl Maschinenbau GmbH aus Schloß Holte-Stukenbrock, hat gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Kognitronik & Sensorik im CITEC an der Universität Bielefeld und der Fachgruppe Regelungstechnik und Mechatronik am Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn den Rüstprozess von Maschinen zur Ummantelung von Kunststoffprofilen automatisiert. „Bisher mussten die Werkzeuge an solchen Maschinen bei jedem Produktwechsel manuell gewechselt und eingestellt werden“, erklärte Wagner. „Dieser Rüstprozess dauert im Schnitt zwei Stunden, in denen nicht produziert werden kann.“ Anschließend müsse in der Produktion nachjustiert werden, bis die Qualität stimme. RoboWrap hingegen wähle automatisch die erforderlichen Werkzeuge aus, stelle sie mit einer ganzen Batterie von Robotern optimal ein und steuere in der laufenden Produktion nach, stellte Wagner die Vorzüge dar.
Jurysprecher Voßhenrich war besonders beeindruckt von der Rüstzeitverkürzung: „Von durchschnittlich zwei Stunden Rüstzeit auf nur zwei Minuten, das ist rekordverdächtig!“ Er lobte die gelungene Kooperation des Maschinenbauunternehmens mit gleich zwei Universitäten, die ihr Know-how vor allem bei der intuitiven Bedienung, der selbstkonfigurierenden Software und der komplexen Robotersteuerung eingebracht haben. Preisträger Uwe Wagner zeigte sich im abschließenden Gespräch mit Voßhenrich begeistert von der Zusammenarbeit mit den Hochschulen und plant schon die nächsten Transferprojekte.
Die drei anderen Projekte erhielten Anerkennungsurkunden für das Erreichen der Finalrunde:
Prof. Dr.-Ing. Volker Lohweg von der Hochschule OWL in Lemgo hat mit Johannes Schaede von der KBA-NotaSys SA aus Lausanne ein System zur Erkennung gefälschter Banknoten via Handy entwickelt.
Jörg Ressel vom Institut für Polymere Materialen und Prozesse (PMP) an der Universität Paderborn und Hans-Peter Reicher von der Schwering & Hasse Elektrodraht GmbH aus Lügde haben mit einer neuen nanostrukturierten Beschichtung für Kupferlackdrähte die Grundlage für effizientere und leistungsstärkere Elektroantriebe geschaffen.
Hermann Penner vom Forschungsschwerpunkt Angewandte Mathematische Modellierung und Optimierung (FSP AMMO) an der Fachhochschule Bielefeld hat beim dem Partnerunternehmen Mitsubishi HiTec Paper aus Bielefeld die Steuerung des komplexen Herstellungsprozesses von Papier optimiert und automatisiert.
Insgesamt hatten sich 31 Projekte um den Transferpreis OWL 2012 beworben. Initiatoren und Stifter des Preises, der zum fünften Mal verliehen wurde, sind die Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammer in Ostwestfalen-Lippe, die Initiative für Beschäftigung OWL und die Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe. Mit dem Preis wollen sie zur stärkeren Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in OWL anregen, Existenzgründungen aus der Hochschule fördern und Nachwuchskräfte an die Region binden. Wichtige Kriterien für die Auswahl sind u.a. die wirtschaftliche Relevanz und der Innovationsgrad des Projektes.