Bitterfeld-Wolfen (dapd). Trotz der Insolvenz brummt das Geschäft bei Q-Cells, dem einstigen Vorzeigeunternehmen der Solarbranche aus Sachsen-Anhalt. Der vorläufige Insolvenzverwalter Henning Schorisch sprach am Mittwoch in Bitterfeld-Wolfen von einem „gut laufenden Geschäftsbetrieb. Wir denken über Planungen für das dritte Quartal nach“. Das Unternehmen, das vor einem Monat Insolvenzantrag gestellt hatte, „lebt nicht von der Hand in den Mund“, fügte er hinzu. In der Solarmodulproduktion werde inzwischen an sieben Tagen der Woche gearbeitet. Täglich kämen aus dem Vertrieb deutlich bessere Zahlen.
Von der Insolvenz sind 1.300 der weltweit 2.300 Mitarbeiter betroffen. Q-Cells hatte 2011 einen Verlust von 846 Millionen Euro angehäuft und wollte sich mit einem drastischen Finanz- und Schuldenschnitt sanieren. Die angestrebte Restrukturierung war am Widerstand von Anlegern gescheitert.
Verwalter hält Q-Cells für wettbewerbsfähig
Die Antragstellung habe „einen positiven Schlag für das Unternehmen ausgelöst“, schätzte Schorisch ein. Alle Mitarbeiter seien im Unternehmen und arbeiteten. Die Betriebsfortführung sei gesichert. Das Unternehmen, an dessen Spitze weiter der alte Vorstand steht, investiere in Technologie. Schorisch hält Q-Cells für wettbewerbsfähig. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrages habe sich das Unternehmen mit seinem Restrukturierungsprozess bereits auf einem guten Weg befunden.
Es liege in seinem ureigenen Interesse, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten, sagte Schorisch weiter und fügte hinzu: „Ich bin verhalten optimistisch.“ Bislang seien auch keine Kündigungen ausgesprochen worden oder geplant. Er sei auf eine „unglaublich motivierte Truppe“ gestoßen. Es müsse Wert darauf gelegt werden, dass „der Technologievorsprung von Q-Cells, der sich in Thalheim abbildet, erhalten bleibt“.
Betriebsrat ist stolz auf Mitarbeiter
Schorisch nannte den Verkauf an Investoren oder alternative Sanierungslösungen unter Einbeziehung der Gläubiger als die beiden Optionen für den Erhalt des Solarunternehmens, das 1999 von drei Ingenieuren gegründet wurde. Bestimmt werde der Ausgang davon, welches die bessere Lösung sein werde, fügte Schorisch hinzu. Zu möglichen potenziellen Investoren wollte sich der Insolvenzverwalter nicht äußern. „Sie werden auch kein Preisschild finden“, fügte er hinzu.
Bei der Suche nach Investoren gebe es keine Zeitlinie. Aber Mitte Mai wolle sich eine damit betraute Anwaltskanzlei mögliche Investoren anschauen. „Ich bin selber sehr gespannt“, sagte Schorisch. Es gebe eine Vielzahl von Anfragen.
Betriebsratsvorsitzender Uwe Schmorl sagte, er sei „stolz auf unsere Mitarbeiter“. Nur wenige hätten selbst das Unternehmen verlassen.