Aichtal (dapd). Der Chef des kürzlich vom chinesischen Unternehmen Sany übernommenen Betonpumpenherstellers Putzmeister, Norbert Scheuch, sieht einen derzeit nicht auszugleichenden Wettbewerbsvorteil für chinesische Unternehmen. „Die generieren ihren Gewinn und ihren Cash Flow in diesem riesigen Binnenmarkt China, um dann Auslandsmärkte zu sponsern“, sagte der Vorsitzende der Putzmeister-Geschäftsführung der Nachrichtenagentur dapd. Europäische und gerade auch deutsche Hersteller hätten auf dem chinesischen Markt zwar Wachstumsraten von fünf oder sechs Prozent. Die chinesischen Unternehmen würden ihre Umsätze aber erheblich mehr steigern. Sany mit seinen etwa 70.000 Mitarbeitern ist eigenen Angaben zufolge der größte Baumaschinenhersteller in China. Der Konzern hatte den deutschen Pumpenhersteller zu Jahresbeginn für rund eine halbe Milliarde Euro inklusive Schulden gekauft. Putzmeister war in der Wirtschaftskrise in Schieflage geraten und sah sich daraufhin nach einem Investor um. Scheuch betonte, im Unternehmen habe man erkannt: „Alleine können wir den Ansturm, der sich aus China abzeichnet, nicht aushalten.“ Sany erwirtschafte einen Gewinn, der drei Mal so groß sei wie der Putzmeister-Umsatz. „Hätten die gesagt: ‚Einen Teil des Betrages investieren wir mal, um den Markt zu erobern‘, hätte uns das in Schlagseite gebracht“, sagte Scheuch. Um die Zukunft seines Unternehmens hat Scheuch, der seinen Vorsitz bei Putzmeister behält und zugleich in den Sany-Vorstand aufrückt, keine Angst. Sany habe für jeden Geschäftsbereich ein Vorbildunternehmen definiert. Im Bereich Betonpumpen sei das Putzmeister gewesen. Mit den Pumpen kann Beton in große Höhen befördert werden, so kamen sie beim Bau des derzeit höchsten Gebäudes der Welt, des Burj Khalifa in Dubai zum Einsatz. Eine Betonpumpe der Firma wurde bei der Atomkatastrophe in Japan auch dazu genutzt, Wasser zu fördern, um die Brennstäbe in Fukushima zu kühlen. Sany-Chef Liang Wengen, der als reichster Chinese gilt, sagte bei seinem Antrittsbesuch in Aichtal, Putzmeister solle zu einem „der besten Baumaschinenhersteller“ werden. Schon in diesem Jahr werde eine Umsatzsteigerung von 125 Millionen auf 700 Millionen angestrebt. Das vorläufig festgesetzte Geschäftsziel sei, dass der Umsatz 2016 schließlich zwei Milliarden Euro betrage. Sorgen wegen möglicher Jobverlagerungen macht sich Scheuch nicht. Das liege an der chinesischen Kultur, die vom Konfuzianismus beeinflusst sei. In dieser Denkweise gebe es nur Chef und Untergebener. „Man kennt nicht die rationale kollegiale Diskussion Gleichgestellter“, sagte Scheuch. Das führe dazu, dass der Chef sich nicht verpflichtet fühle, seine Entscheidungen mitzuteilen. Auf der anderen Seite fühle er sich aber dazu verpflichtet, mit seinen Mitarbeitern fürsorglich umzugehen. Bei Putzmeister konnten die Beschäftigten nach der ersten Aufregung und verzweifelter Proteste nach der Übernahme aufatmen: Die Geschäftsführung von Putzmeister und die IG Metall hatten eine Standortsicherung für die 1.100 Mitarbeiter an den Standorten Aichtal und im hessischen Gründau bis 2020 vereinbart. Damit sind betriebsbedingte Kündigungen im Zusammenhang mit der Übernahme ausgeschlossen. Noch hapere es aber an der Kommunikation, sagte Scheuch. „Die Sprache und das Verstehen ist einfach ein Problem“, sagte er. „Die chinesische Manager-Generation, die heute entscheidet, ist was ihre sprachlichen Fähigkeiten betrifft, sehr begrenzt.“ Aus China werde derzeit zudem wenig vorgegeben. „Zu sehr offline ist auch nicht gut“, sagte er. Er selbst sei derzeit ein Mal im Monat in China. „Wir sortieren uns noch“, sagte er. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Putzmeister-Chef: Alleine keine Chance gegen Ansturm aus China
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Peer-Michael Preß
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