Burnout und betriebliches Gesundheitsmanagement: Es ist schwierig, über Burnout zu schreiben. Der Begriff wird inzwischen von allen Beteiligten (Betroffenen wie auch den meisten Therapeuten) verwendet, ohne das eine eindeutige Definition vorhanden ist. Nach Pines und Aronson (1988) ist Burnout „ein Zustand physischer, emotionaler und mentaler Erschöpfung aufgrund lang anhaltender Einbindung in emotional belastende Situationen“.
Prinzipiell kann nach heutigen Erfahrungen jeder – unabhängig von der Art seiner beruflichen Tätigkeit – von Burnout betroffen sein. Diese Beobachtung machen wir auch in der Park Klinik Bad Hermannsborn in der Abteilung für Psychosomatik, Psychiatrie und Psychotherapie, die sich im Verbund der Gräflichen Kliniken unter anderem auch auf die Rehabilitation von Patienten mit Burnout spezialisiert hat. Ursprünglich wurde Burnout als Zustand vor allem von Personen in „helfenden Berufen“ beschrieben, vor allem bei Sozialarbeitern und Therapeuten in ihrer Arbeit mit sozialen Randgruppen. In diesen Erstbeschreibungen von Freudenberger (1974) ist Burnout interessanterweise weniger als Zustandsbild des einzelnen Teammitglieds, sondern als ein drohender Zustand des Teams an sich beschrieben worden: das persönliche und das teambezogene Burnout.
Erscheinungsbild
Im Allgemeinen entwickeln sich die Zeichen eines Burnouts über einen längeren Zeitraum von Monaten bis Jahren und sind sowohl für den Betroffenen als auch seine Umgebung wenig auffällig. Oft ist eine gewisse Reizbarkeit festzustellen, eine negative Grundeinstellung zur Arbeit und zu der betreuten Klientel oder auch ein gewisse Zynismus (siehe Tabelle 1). Im Verlauf entwickelt sich in aller Regel eine depressive Verstimmung, bei den in Behandlung befindlichen Patienten ist fast regelhaft die Diagnose einer depressiven Störung unterschiedlichen Schweregrades zu vergeben. Ein ganz charakteristisches, einheitliches Persönlichkeitsmuster von Burnout-Patienten gibt es nicht. Es gelten solche Personen als prädisponiert, die durch zwanghaften Perfektionismus in ihrer Arbeit zu charakterisieren sind, Enttäuschungen in ihren Zielsetzungen schlecht verarbeiten können und in hohem Maße auch von Zusprache und Anerkennung abhängig sind („Gratifikationskrise“).
Prävention
Unter präventiven wie therapeutischen Gesichtspunkten muss ganz eindeutig hervorgehoben werden, dass Burnout nicht allein durch Belastung in der Arbeit verursacht wird, manchmal auch gar nicht in Abhängigkeit von der Arbeit steht. Es handelt sich um ein Zusammenspiel von persönlichkeitseigenen Merkmalen und äußeren Belastungsmomenten, wobei letztere nicht zwingend an der Arbeitsstelle zu suchen sind. So findet sich Burnout teilweise auch bei Menschen, die Familienmitglieder über einen längeren Zeitraum pflegen. Soweit arbeitsplatzbezogene Faktoren an der Entstehung von Burnout beteiligt sind, wird häufig auf die Einschränkung von Entscheidkompetenzen mit geringen Möglichkeiten der Teilhabe, aufsteigenden Zeitdruck, das Ausbleiben von Gratifikationen, die Unklarheit von Rollenverteilungen und mangelnde Ressourcen innerhalb wie außerhalb der Arbeitswelt hingewiesen. Burnout kann – in diesem Sinn wird der Begriff meist verwendet – ein individueller Zustand sein, auch ein Team kann in einen Zustand von Burnout geraten. Welche Möglichkeiten der Prävention betrieblich zur Verfügung stehen, wird nur nach Kenntnis der genauen betrieblichen Verhältnisse entscheidbar sein. Generell ist eine den persönlichen Möglichkeiten angepasste Arbeitszeitgestaltung von Bedeutung, eine Möglichkeit der Teilhabe bei Gestaltung der Arbeitsinhalte und die Erfahrung auch positiver Kritik.
Rehabilitation
Bei bereits vollausgebildetem Burnout-Syndrom kann sich die Rehabilitation schwierig gestalten. Eine Chronifizierung mit langdauernder Arbeitsunfähigkeit über mehr als ein Jahr ist möglich. Eine solche Chronifizierung wird vor allem dann zu befürchten sein, wenn therapeutische Interventionen spät erfolgen und die Symptomatik eng mit Persönlichkeitsmerkmalen verbunden ist, die – wie der erwähnte zwanghafte Perfektionismus – therapeutisch relativ veränderungsresistent sind.
Symptome von „Burn-Out“
psychisch
rasches Eintreten von Frustration
„paranoid state“: „Alle sind gegen mich“
Substanzmissbrauch (Alkohol, Tranquilizer)
Reizbarkeit
Negativismus, Veränderungsfeindlichkeit
Zynismus; Tendenz zur Abwertung der Klientel und des anderen Personals
depressive Verstimmung
psychosomatisch
Schwächung der Immunfunktion (gehäufte banale Infekte)
Kopfschmerz
Schlafstörungen
Veränderte Essgewohnheiten
Konsum Alkohol/Kaffee/Nikotin steigt
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