OWL-Handwerk meldet Stimmungshoch

Bielefeld. Das Handwerk Ostwestfalen-Lippes mit seinen rund 21.000 Betrieben und 156.000 Beschäftigten setzt seinen Höhenflug unvermindert fort: Robust und bislang unbeeindruckt von den vielfältigen geopolitischen Risiken präsentiert sich die Handwerkskonjunktur im Frühjahr 2015.

„Die Wirtschaftslage im Handwerk ist gut“, sagte Handwerkspräsidentin Lena Strothmann am Dienstag in Bielefeld. In der jüngsten Umfrage der Handwerkskammer meldeten 88 Prozent der Handwerker eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage und nur zwölf Prozent bezeichneten ihre aktuelle Situation als schlecht.

Auch für das nächste Halbjahr seien die Erwartungen weiter zuversichtlich: 93 Prozent der Unternehmen glaubten an gute oder zufriedenstellende Geschäfte, lediglich sieben Prozent befürchteten eine schlechtere Situation. Der Geschäftsklimaindex, der die aktuelle Lageeinschätzung und die Erwartungen der Handwerksunternehmen für das nächste Halbjahr bündelt, startet laut Strothmann mit 90,6 Punkten „bereits in das sechste Jahr der Hochkonjunktur“.

Zu einer der wichtigsten Herausforderungen der nächsten Jahre entwickele sich der Fachkräftemangel im Handwerk, warnte die Präsidentin. Die traditionelle Form der Fachkräftesicherung, die Ausbildung eigener Lehrlinge, funktioniere bereits seit Jahren immer eingeschränkter. Die Zahl der Schulabgänger sei rückläufig; zudem entscheide sich mittlerweile („mit steigender Tendenz“) die Mehrzahl der jungen Menschen nach der schulischen Ausbildung für ein Studium und „gegen eine Berufsausbildung“ im Dualen System. Auch in Ostwestfalen-Lippe habe sich die Zahl der Auszubildenden im Handwerk seit den 1980er Jahren auf jetzt knapp 11.000 nahezu halbiert, berichtete Strothmann. Um das „Ruder herumzureißen“ seien Strukturreformen („vornehmlich im Bildungsbereich“) notwendig. Nur so könne verhindert werden, dass der Fachkräftemangel zur „Wachstumsbremse fürs Handwerk“ werde.

Beschäftigungsklima bleibt auf hohem Niveau Handwerk sucht weiter nach Fachkräften

Bielefeld. Das Handwerk in Ostwestfalen-Lippe setzt bei den Arbeitsverhältnissen auf Kontinuität. Wie aus einer aktuellen Unternehmensbefragung der Bielefelder Handwerkskammer hervorgeht, verweisen fast drei Viertel der Betriebe (72 Prozent) in diesem Frühjahr auf einen gegenüber Herbst 2014 unveränderten Personalbestand. 15 Prozent der Unternehmen haben ihren Mitarbeiterstamm erweitert, mit weniger Personal kommen 13 Prozent der Befragten aus.

Auch in den kommenden Monaten werde die Personalentwicklung positiv beurteilt, sagte ein Kammersprecher am Dienstag in Bielefeld. „Die Personalplanungen im Handwerk bleiben expansiv.“ 15 Prozent der befragten Betriebe geben an, im nächsten halben Jahr den Personalbestand aufstocken zu wollen. Demgegenüber stünden nur acht Prozent der Unternehmen, die Stellen abbauen wollen. Mehr als drei Viertel der Handwerksbetriebe (77 Prozent) möchten die Belegschaften unverändert lassen. Dies signalisiere eine hohe Arbeitsplatzsicherheit für die qualifizierten Arbeits- und Fachkräfte im Handwerk. Es bleibe zu hoffen, dass der Fachkräftemangel nicht einen Teil dieser Pläne zunichte mache. Der Markt für qualifiziertes Personal sei „faktisch leergefegt“, hieß es. Von den Schwierigkeiten bei der Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter seien nahezu alle Branchen betroffen.

Die Absicht, Personal aufzustocken, nennen vor allem die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (20 Prozent) sowie die Nahrungsmittel- und Gesundheitsgewerbe (jeweils 19 Prozent). Deutlich zurückhaltender über die nahe Zukunft äußern sich die personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe (5 Prozent) und die Ausbaugewerbe (14 Prozent), die jedoch gleichzeitig angeben, ihren Personalstamm kaum verkleinern zu wollen.

Weiter gute Konjunkturaussichten im Handwerk Investitionsniveau zeigt Zuversicht

Die Handwerksbetriebe in Ostwestfalen-Lippe gehen mit Optimismus in die kommenden Monate. Es herrsche eine positive Stimmung. „Der Aufschwung im Handwerk hält an“, sagte Kammerpräsidentin Lena Strothmann am Dienstag in Bielefeld. Ganz vorne im Ranking der sieben Gewerbegruppen des Handwerks liege das Ausbaugewerbe mit 94,2 Punkten, gefolgt vom Bauhauptgewerbe und den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (jeweils 90,6 Punkte), fasste Strothmann die Ergebnisse einer Umfrage der Handwerkskammer unter 1.086 Unternehmern zusammen.

Die durchschnittliche Auftragsreichweite liege mit 5,1 Wochen leicht über dem Frühjahrs-Niveau 2014. Die längsten Reichweiten melden laut Strothmann die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (6,8 Wochen), das Baugewerbe (6,3 Wochen) und das Ausbaugewerbe (5,9 Wochen). Das Investitionsklima erreiche mit 81 Punkten erneut ein hohes Niveau: Im Handwerk werde nicht nur in Köpfe, sondern auch in die technische Ausstattung und Infrastruktur investiert, betonte die Präsidentin. Fast jeder fünfte Betrieb (19 Prozent) wolle in den kommenden Wochen mehr investieren, 19 Prozent der Befragten seien dagegen zu weniger Investitionen aufgelegt. Bei Umsätzen und Aufträgen bleiben die Erwartungen freundlich, so Strothmann. 70 Prozent der Handwerker rechnen nach ihrer Darstellung im nächsten Halbjahr mit einer stabilen Preissituation, 21 Prozent der Unternehmen erwarteten steigende und „nur neun Prozent sinkende Verkaufspreise“.

Das Bauhauptgewerbe verzeichne dank der anhaltend hohen Nachfrage nach Bauleistungen eine „weiterhin solide Konjunkturlage“, ergänzte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Wolfgang Borgert. Bei Umsätzen und Aufträgen meldeten die Betriebe eine insgesamt positive Entwicklung in den letzten sechs Monaten. Für das nächste Halbjahr sei „ausgeprägter Optimismus“ zu spüren: 38 Prozent der Befragten erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, nur sechs Prozent eine Verschlechterung.

Das Ausbaugewerbe meldet weiterhin die beste aktuelle Lagebewertung aller Handwerksbranchen. „Wachstumslokomotive am Bau ist in erster Linie der Wohnungsbau, der durch die anhaltend niedrigen Zinsen befeuert wird“, erläuterte Borgert. Nach seiner Darstellung sind die Zukunftserwartungen noch optimistischer als in anderen Handwerksbranchen: 60 Prozent rechneten mit einer unveränderten Geschäftslage im nächsten Halbjahr, fast jeder Dritte (36 Prozent) hoffe sogar auf eine noch bessere Situation, lediglich vier Prozent der Befragten seien pessimistisch gestimmt.

Die handwerklichen Zulieferer und Dienstleister der Industrie haben ihre vordere Position in der Spitzengruppe des Branchenrankings behaupten können: 90 Prozent berichten von einer guten oder zufriedenstellenden Geschäftslage. „Die Zahl der Negativmeldungen liegt bei zehn Prozent“, so Borgert. Die Zukunftserwartungen der Handwerke für den gewerblichen Bedarf seien indes leicht pessimistischer als im Gesamthandwerk: 29 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer Situation, neun Prozent rechnen mit einer schlechteren Lage.

Im Kraftfahrzeuggewerbe hat sich die Beurteilung der aktuellen Lage gegenüber dem Vorjahr leicht eingetrübt, betonte der Experte: 28 Prozent der Betriebe meldeten eine gute Geschäftslage, 54 Prozent sprechen von einer derzeit stabilen Lage, 18 Prozent sind den Angaben zufolge unzufrieden. Für das kommende Halbjahr sei überwiegend Zuversicht zu spüren: 49 Prozent gehen von einer konstanten Entwicklung aus, 38 Prozent der Kfz-Betriebe rechnen mit einer Verbesserung ihrer Situation. Bei Umsätzen und Auftragsbeständen überwiegen die Optimisten.

Im Nahrungsmittelgewerbe hat sich die Geschäftslage gegenüber dem Vorjahr ebenfalls leicht verschlechtert: 77 Prozent der Betriebe melden eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage, 23 Prozent der Befragten sind derzeit unzufrieden. Offensichtlich werden die Strukturveränderungen der Branche von den Betrieben „sehr unterschiedlich erfolgreich“ gemeistert, erläuterte Borgert. Für das nächste Halbjahr sei jedoch Zuversicht zu spüren: 31 Prozent der Bäcker, Konditoren und Fleischer sind optimistisch, 42 Prozent der Befragten erwarten eine positive Entwicklung der Verkaufspreise.

Im Gesundheitsgewerbe liegt das aktuelle Geschäftsklima mit rund 87,5 Punkten leicht unter dem Frühjahr 2014. „86 Prozent der Befragten sprechen zwar von einer zufriedenstellenden Geschäftslage, nur 14 Prozent bewerten ihre Lage als schlecht“, berichtete Borgert. Das gelte auch für die Zukunftserwartungen: 42 Prozent gingen von einer verbesserten Situation aus. Die Beschäftigungssituation bleibe stabil.

Das Geschäftsklima im personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe hat sich stabilisiert, die Positivmeldungen überwiegen. Die Zukunft wird weitgehend zuversichtlich betrachtet, bei Auftragseingängen, Verkaufspreis- und Umsatzentwicklung sind die Optimisten in der Mehrzahl. 40 Prozent der Betriebe erwarten in naher Zukunft eine verbesserte Geschäftslage, lediglich 14 Prozent der Befragten sind pessimistisch gestimmt.

www.handwerk-owl.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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