Stuttgart (dapd). Der Ökonom Clemens Fuest sieht die Pläne der Europäischen Kommission zu einer Reindustrialisierung Europas kritisch. „Ich würde Europa davor warnen, dass man in einen Industrie-Fetischismus verfällt“, sagte der Oxford-Professor der Nachrichtenagentur dapd. Es sei nicht so, dass man dafür nur auf einen Knopf drücken müsse. „Das hat man ja auch an Deutschland gesehen, das trotz starker Industrie Anfang des Jahrtausends noch als ‚kranker Mann Europas‘ galt“, sagte Fuest, der ab März 2013 das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim leitet. Derzeit steht Deutschland dank seiner Industrie- und Exportstärke im konjunkturellen Abschwung vergleichsweise gut da. EU-Industriekommissar Antonio Tajani will für Europa eine „dritte industrielle Revolution“ einleiten und den Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt von rund 16 auf 20 Prozent erhöhen. Fuest hält solche Pläne für schwer steuerbar. „In Deutschland ist die starke Industrie und die damit verbundene Exportstärke ja keine Folge staatlicher Planung, sondern hat damit zu tun, dass wir hier einfach sehr viele Leute haben, die in diesen Bereichen sehr gut sind“, sagte der Ökonom. „Die Politik sollte sich vor allem darauf konzentrieren, im Dienstleistungssektor für offene Märkte und Wettbewerb zu sorgen“, forderte er stattdessen. In vielen Dienstleistungsbranchen, darunter dem Finanzsektor, sei grenzüberschreitender Wettbewerb wegen starker Regulierung schwierig. „Wenn der Dienstleistungssektor wettbewerbsfähig ist, gibt es da auch eine sehr hohe Wertschöpfung“, sagte der Finanzwissenschaftler. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Ökonom Fuest warnt vor Industrie-Fetischismus
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Peer-Michael Preß
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