Düsseldorf. Die schwächelnde Konjunktur in Deutschland schlägt wohl im laufenden Jahr nicht vollständig auf die mittelständische Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen durch. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Mitgliederbefragung des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), der auch 381 seiner Mitgliedsbetriebe in NRW in seine Analyse einbezog.
NRW-Landesgeschäftsführer Herbert Schulte sieht NRW in der Landespolitik auf einem guten Kurs und fordert von Berlin Schützenhilfe durch moderate Abgabensenkungen und Investitionssteigerungen.
Der Mittelstand in Nordrhein-Westfalen sieht die bundesweite Konjunktur am Scheideweg. 49 Prozent rechnen mit einem rezessiven Umfeld. Die Gesamtlage ist also angespannt und spiegelt die jüngsten negativen Konjunkturdaten für Deutschland. Die Konjunktur im NRW-Mittelstand setzt sich allerdings vom Bundestrend positiv ab. Der NRW-Mittelstand rechnet nach einem erfolgreichen Jahr auch 2019 mehrheitlich mit einem guten Geschäftsverlauf. Jeder dritte Unternehmenschef rechnet mit besseren Geschäften, nur jeder sechste steht vor schwierigen Monaten mit rückläufigem Geschäft.
Konjunktur auf dem Arbeitsmarkt
Die stabile Lage spiegelt sich auch auf dem NRW-Arbeitsmarkt. Nur sieben Prozent werden ihre Belegschaften reduzieren, während 47 Prozent mit Neueinstellungen planen. 27 Prozent werden vermehrt Ausbildungsplätze anbieten, nur vier Prozent werden wohl die Zahl der Ausbildungsplätze reduzieren. Die Mittelstands-Umfrage zeigt, dass der Fachkräftemangel die fundamentale Herausforderung für die Beschäftigungspolitik ist. 46 Prozent der Befragten haben Probleme, geeignetes Personal zu finden.
„Wir benötigen ein Zuwanderungsgesetz, das Hochqualifizierte einlädt, ihre berufliche Zukunft bei uns aufzubauen. Das muss unbürokratisch und arbeitsmarktgesteuert geregelt werden“, fordert Herbert Schulte vom BVMW mit Blick auf das Fachkräftezuwanderungsgesetz. Grundsätzlich entziehe sich die Politik ihrer Verantwortung, wenn sie Fachkräfte per Gesetz frühzeitig in Ruhestand schicke und sich vor der unbequemen Debatte um ein höheres Renteneintrittsalter drücke, so Schulte.
Der Blick auf die Landespolitik zeige, so Schulte, dass die Koalition willens ist, das Ruder herumzureißen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in NRW zu verbessern. Die im Mittelstand viel beachteten Entfesselungspakete belegten, dass die Wirtschaft in ihrer ganzen Breite durch eine Verbesserung des Investitionsklimas erfasst werden solle.
„Nun müssen weitere Schritte folgen, die helfen, dass Unternehmensgründungen und Standortinvestitionen weiter an Attraktivität gewinnen. Nur so werden wir gestärkt aus der schwächelnden Konjunktur hervorgehen. Der Bund kann uns helfen, indem er auf den Solidaritätszuschlag verzichtet. Unsere Kommunen müssen runter von den hohen Gewerbesteuersätzen. NRW ist ausgerechnet hier bundesweit Spitzenreiter. Das ist unakzeptabel.“
Als wichtige Projekte bezeichnet Schulte die „Generationenaufgabe“ der Umsetzung einer zukunftsweisenden digitalen Infrastruktur und die kontinuierlichen Investitionssteigerungen in sämtliche Verkehrsträger des Bundeslandes, das sich als industrielle und logistische Herzkammer Europas nicht mit Mittelmaß begnügen dürfe. Als richtige schulpolitische Weichenstellung sehen 92 Prozent die Einführung des Schulfachs Wirtschaft. „Ein ökonomischer Unterricht, eingebettet in den breiten politökonomischen Kontext, ohne inhaltliche Verwässerung durch Bausteine aus fachfremder Alltagspraxis, ist ein wichtiger Baustein zur Stärkung der wirtschaftspolitischen und damit auch demokratischen Kompetenzen unserer Schüler“, so Schulte.
Der Politik schrieb der Mittelstand eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ins Stammbuch. Aus Sicht der Unternehmer steht die Abschaffung des Solidaritätszuschlags (82,5 Prozent) an erster Stelle. Einen zügigeren Breitbandausbau fordern 64,7 Prozent, für die
Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung setzen sich knapp 77 Prozent ein. Wie vor jeder bundesweiten Wahl fragte der Verband auch nach den Wahlabsichten der Mittelständler vor der Europawahl 2019. Union und FDP kämen in NRW zusammen auf beinahe 70 Prozent. Die AfD bliebe mit sieben Prozent hinter ihren Wahlergebnissen zurück. Die SPD kämme auf lediglich vier Prozent, Grüne auf 14.
Die bundesweite Umfrage des BVMW zum Jahreswechsel bezog 381 Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen mit ein.
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