Paderborn/Höxter. „Wo wollen wir hin? Wer wollen wir sein?“, mit diesen Fragen eröffnete Christian Horlitz, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter den Jahresempfang des Verbandes junger Unternehmer und Führungskräfte in der Abtei Marienmünster. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Situation in den USA, dem zunehmendem Terrorismus und den Krisen im Nahen Osten, appellierte Christian Horlitz mit diesen Sinnfragen, die Wirtschaftsjunioren mögen auch weiterhin die eigene Meinungsbildung und die aktive politische Auseinandersetzung im demokratischen Rechtsstaat fördern.
Er erinnerte daran, dass die demokratischen Werte, die unsere Gesellschaft über Jahrzehnte prägten, den jetzigen Wohlstand erst ermöglicht haben. Für die Wirtschaftsjunioren gehört dazu auf ehrbares Unternehmertum zu setzen, in Bildung zu investieren, Netzwerke zu knüpfen, innovationsstark und ressourcenbewusst zu handeln, sowie Beruf und Familie in Einklang zu bringen.
Wie Werte und wie Wissen erfolgreich zusammengebracht werden, dazu sprach Günter Korder, Geschäftsführer der it’s OWL Clustermanagement GmbH. In seinem Vortrag über „Nachhaltigen Erfolg für die Region durch Digitalisierung“ verwies Günter Korder auf eine Analyse der Strategieberatung McKinsey von 2012, die Deutschland bescheinigt, über die letzten 20 Jahre immer weiter an Boden zu verlieren, wenn es um die Bedeutung im Bereich der Produktion geht. Um dem entgegenzuwirken wurde der Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Familie (BMBF) ins Leben gerufen. It’s OWL, als einer der Gewinner, hat sich zum Ziel gesetzt, die Stärken der Region zu nutzen, um zum Beispiel über Kooperationskultur und Strategiekompetenz zum globalen Technologieführer für Intelligente Technische Systeme zu werden.
„Wir unterstützen genau dort, wo wir bereits gut sind, um noch besser zu werden. Wenn viele Unternehmen kooperieren, dann wird am Ende jeder besser und innovativer sein“, so Günter Korder. It’s OWL lässt sich dabei an konkreten Ergebnissen messen. Projekte zu realisieren, die bereits in kurzer Zeit Erfolg bringen, sind dabei von besonderer Bedeutung für den Mittelstand. Darum fördert das Cluster auch Themen, die relativ kurzfristig am Markt relevant sein können, wie zum Beispiel Fragen rund um die Energieeffizienz, die Vernetzung von Maschinen im Kontext Industrie 4.0 etc.
Besonders am Herzen liegt dem ehemaligen Manager der Nixdorf Computer AG, dass die scheinbar vorhandene Kluft zwischen kleinen Unternehmen und der Wissenschaft überbrückt wird. Hier sei es die Aufgabe, Formate zu finden, die einen Zugang zu kleinen Unternehmen ermöglichen. Seit Projektstart im Herbst 2012 konnten bereits 47 Verbundprojekte und 170 Transferprojekte mit einem Projektvolumen von 100 Millionen Euro umgesetzt bzw. angestoßen werden. In dieser Zeit haben sich 239 Clusterpartner zusammengefunden, es wurden 6.500 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und 31 neue Unternehmen gegründet. „Die Unternehmen beteiligen sich hier, weil sie es wollen, nicht weil es Fördergelder gibt. Die Kooperationspartner sind sich sehr bewusst, dass sie in diesem Netzwerk von vielfältigem Wissen profitieren können“, so Günter Korder. Dabei zitiert er den noch amtierenden Bundespräsidenten Joachim Gauck der nach seinem Besuch in OWL sagte, er habe hier Menschen getroffen, die in das Gelingen verliebt seien.
„Wir brauchen die Ideen der jungen Wilden. Darum ist eines unserer Ziele weitere 50 Unternehmensgründungen zu ermöglichen in denen 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden“, berichtet Günter Korder. Dabei geht es inhaltlich um den Ausbau der Technologieführerschaft, zum Beispiel im Bereich der autonomen Systeme, der dynamisch vernetzten Systeme aber auch um sozio-technische Systeme, die sich flexibel an die Bedürfnisse des Anwenders anpassen. So fragen sich die Wissenschaftler und Praktiker: „Wie muss die Bedienoberfläche einer Maschine aussehen, die sowohl von einem 30-jährigen, der mit dem Tablet-Computer aufgewachsen ist benutzt wird, als auch von einem 65-jährigen?“ – „Wir erwarten, dass hier Dinge entstehen, die einen Mehrwert für die Region bieten und auch globale Mehrwerte stiften können.“ Dafür strebt der Spitzencluster im Zeitraum 2018 bis 2022 ein Projektbudget von 200 Millionen Euroan. Das Land NRW will dabei maßgeblich unterstützen.