Münster. „Wirtschaftlichkeit und sozialer Auftrag bedingen sich.“ Das hat Sandra Wehrmann, Geschäftsführerin der Wohn+Stadtbau GmbH, beim heutigen Business Breakfast der Wirtschaftsförderung Münster GmbH (WFM) bekräftigt, obwohl die Herausforderungen zurzeit nicht größer sein könnten. Gesetzliche und gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen wie der demografische Wandel und die Flüchtlingsthematik erforderten nachhaltige Konzepte und Antworten. „Die Wohnungsbranche ist absolut spannend. Wir erfüllen die vielfältigsten Aufgaben.“
„Seit Jahren ist in Deutschland die Nachfrage nach Wohnraum größer als das Angebot. Dieses Dilemma trifft auch die Stadt Münster, die unter sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein investitionsfreundliches Klima hat“, erklärte WFM- Geschäftsführer Dr. Thomas Robbers. Wohnraum sei als Standortfaktor für die Weiterentwicklung ansässiger Betriebe und ihrer Beschäftigten von zentraler Bedeutung. Er sei die Voraussetzung für die Schaffung und Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte und ein wesentlicher Faktor für Wohlstand und Bevölkerungsentwicklung.
„Was wächst, braucht Platz.“ Als kommunales Unternehmen hat die Wohn+Stadtbau den Spagat zwischen sozialem Auftrag und wirtschaftlicher Notwendigkeit zu schaffen. Dafür erfüllt die 100-prozentige Tochter der Stadt Münster alle Aufgaben eines modernen Unternehmens der Wohnungswirtschaft. „So unterstützen wir die Stadt bei der Umsetzung ihrer wohnungspolitischen Ziele, zum Beispiel beim Bau von sozialem Wohnraum und bei anderen sozialen Themen.“ Voraussetzung hierfür ist, dass die Wohn+Stadtbau neben der Verwaltung ihres Portfolios auch Eigentumswohnungen für den Verkauf realisiert.
„Ohne diese Sparte könnten wir uns keinen Sozialbeitrag, also den Bau von bezahlbarem Wohnraum, leisten“, erklärte Wehrmann. 2014 erzielte die Wohn+Stadtbau einen Jahresüberschuss von vier Millionen, 8,2 Millionen wurden in die Modernisierung und Instandhaltung investiert. Ziel ist, in den kommenden fünf Jahren zirka 1.000 Wohnungen zu bauen, davon ungefähr die Hälfte im öffentlich geförderten Bereich. Alleine 2015 wurden 160 Wohnungen fertiggestellt, Darüber hinaus wurden Wohnungen für 200 Flüchtlinge und 50 Obdachlose geschaffen. „Im Moment steuern wir Projekte mit einem Volumen von rund 100 Millionen Euro.“
Die spätere Nutzung von heutigen Flüchtlingsunterkünften bezeichnete die Fachfrau als ein richtig großes Thema. „Wie können wir für die Menschen auf die Schnelle Wohnraum schaffen, ohne dass wir – wie in den sechziger und siebziger Jahren – auf der grünen Wiese bauen und dann womöglich soziale Brennpunkte schaffen?“, formulierte Wehrmann die entscheidende Frage. Überhaupt habe der demografische Wandel große Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft. Die Frage der richtigen Quartierskonzepte, veränderte Nutzeranforderungen und das Thema bezahlbarer Wohnraum würde die Branche noch lange beschäftigen.
Immerhin trägt die Wohn+Stadtbau dazu bei, dass in Münster die Mieten in Teilen nicht so hoch sind. „Unsere Miete liegt im Kernbestand bei durchschnittlich 5,06 Euro/Quadratmeter. Damit liegen wir im Branchenvergleich im unteren Bereich.“ Als ein großes Problem bei der Schaffung neuer Wohnungsangebote bezeichnete Wehrmann den Mangel an bezahlbarem Bauland. Hier gelte es, die unterschiedlichen Möglichkeiten zu analysieren und zu nutzen, zum Beispiel Innenentwicklungspotenziale.
„Auch in unserer wachsenden Stadt Münster müssen wir Konzepte erarbeiten. Geburten- und Wanderungsüberschuss, hohe Einpendlerzahlen, mehr kleinere Haushalte – wie bekommen wir flächenschonendes, bezahlbares Wohnen hin?“, fragte Wehrmann. „Können wir es uns leisten, dass wir nur drei oder vier Geschosse bauen, wenn das Bauland knapp wird?“ Hier gebe es noch einiges zu tun. „Ich bin aber auch guter Dinge, dass wir das hinbekommen.“