50 Experten diskutieren im Leuchtturmprojekt der KlimaExpo.NRW über Bürgerbeteiligung und gute Planungs- und Verwaltungsprozesse für den Klimaschutz.
Bielefeld. Je ambitionierter die Utopie, umso effektiver müssen die Prozesse zur Realisierung organisiert werden. Fachleute aus Stadtplanung, Bürgerinitiativen, Verwaltungen und Wissenschaft des Landes NRW trafen sich in der Sennestadt, um ihre Utopien von der Stadt der Zukunft voranzubringen. Einer der 50 Experten war der Geschäftsführer der KlimaExpo.NRW, Dr. Heinrich Dornbusch, der eine ganz klare Vision mitbrachte: „Die Stadt der Zukunft ist klimaneutral und mit dem Labor Sennestadt zeigen wir, wie der Weg dorthin aussehen kann.“ Die KlimaExpo.NRW präsentiert weltweit technologische und soziale Innovationen im Bereich Klimaschutz aus Nordrhein-Westfalen.
Dass der Weg zur Utopie nicht ganz einfach ist, weiß Bernhard Neugebauer, Geschäftsführer der Sennestadt GmbH: „Während unsere Vorfahren einst ihre Utopien – z.B. von der autogerechten Stadt – mit Bagger und Planierraupe vorantrieben, stellen wir in der Sennestadt den Menschen in den Mittelpunkt aller Planungsprozesse, auch, wenn es um Klimaschutz und neue Technologien für Heizung, Fassaden und Smart Home geht. Das kostet allerdings Zeit und erfordert in vielen Fällen natürlich auch gute Nerven, denn wo über 20.000 Menschen zusammenleben, gibt es viele unterschiedliche Ideen.“
Wie kommt man trotzdem voran? Für diese Frage war aus Köln die Filmemacherin Anna Ditges angereist, die ihre Erfahrungen im Dokumentarfilm „Wem gehört die Stadt – Bürger in Bewegung“ zusammenbrachte. Monatelang begleitete sie Bauunternehmer, Stadtplaner, Bürgerinitiativen, Verwaltung und Bewohner bei einer umstrittenen Entwicklung eines Kölner Stadtteils. Eine besondere Herausforderung gab sie den Anwesenden in Bielefeld mit auf den Weg: „Entwickeln Sie neue Möglichkeiten, um junge Menschen am Prozess zu beteiligen.“
Die Voraussetzungen im KlimaExpo.NRW-Projekt Sennestadt sind indes gut: Integrierte Quartiersentwicklung gelingt erfolgreich, weil die hier verwurzelte Sennestadt GmbH mit ihrer koordinierenden Netzwerkarbeit dabei hilft, Stadtentwicklungsziele, Klimaschutzziele und Mobilitätsziele zusammenführen und selbst eine aktive Rolle bei der Planung und Realisierung einer Klimaschutzsiedlung übernimmt. „Es steigert die Ergebnisqualität, wenn wir die Menschen beteiligen“, betont Anja Ritschel, Umweltdezernentin der Stadt Bielefeld, „allerdings sollte das frühzeitig beginnen, bestenfalls schon vor Beginn der konkreten Planung.“
Besonderes Augenmerk legten die Expertinnen und Experten aus ganz NRW darauf, wie denn notwendige Prozesse in Planung, Verwaltung und Technik konsequent auf den Menschen zentriert werden können: „Wissenschaft und Technik sind hier sehr gefordert, denn noch allzu viele Lösungsansätze für den Klimaschutz sind zu technikzentriert und spielen ihr Klimaschutzpotenzial dann im Alltagsbetrieb doch nicht aus“, so Klaus Meyer vom Mitveranstalter Energie Impuls OWL. Der Verein organisiert in Kooperation mit dem Wissenschaftsministerium NRW das Regionale Innovationsnetzwerk „Menschenzentrierte Umgebung für Leben, Wohnen, Arbeit“, um Impulse aus der Bürgergesellschaft in die wissenschaftlichen Fragestellungen hineinzutragen. Denn „nur die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ingenieuren und Soziologen, Verwaltungen, Bewohnern, alten und jungen Menschen, Energieunternehmen, Handwerk, Bürgerinitiativen und Wissenschaftlern schafft Lösungen, die am Ende auch im Konflikt bestehen können.“
Ein Gedanke zu „Menschenzentriert und klimafreundlich – die Utopie Sennestadt“