Mein Auto ist dein Auto ist unser Auto

Mein Auto ist dein Auto ist unser Auto Berlin (dapd-nrd). „Der Deutsche verleiht sein Auto nicht“, habe es immer geheißen – „Ich habe mich dann nur gefragt, warum?“, erzählt Christian Piepenbrock. Vor zwei Jahren hat der 44-Jährige zusammen mit zwei Freunden die Plattform nachbarschaftsauto.de gegründet – und bringt seitdem viele Deutsche dazu, ihr „liebstes Kind“ auch an Wildfremde zu vermieten. „Sharing Economy“ nennen Experten das Phänomen, Dinge zu benutzen, statt sie zu besitzen. Und das Teilen via Internet boomt. Die Computer-Messe Cebit rückt den Trend „Shareconomy“ am kommendem Dienstag sogar in den Mittelpunkt der diesjährigen Schau. „Mein Haus, mein Auto, mein Boot – war gestern“, resümiert der Softwareanbieter Salesforce eine von ihm in Auftrag gegebene Umfrage unter mehr als 23.000 Menschen zu dem Thema. In den vergangenen Jahren sind reihenweise Angebote aus dem Boden geschossen, die mit Teilen statt Besitzen Geld verdienen wollen. So tauschen und vermieten etwa Nutzer weltweit über Plattformen wie Airbnb Wohnungen und Häuser für den Urlaub – gegen Provision für den Betreiber der Plattform. Am Ende haben alle etwas davon: Einer verdient Geld mit einem ansonsten leerstehenden Zimmer, der andere kommt an eine günstige Unterkunft und der Vermittler macht Umsatz. Aber auch Großkonzerne wollen bei dem Boom dabei sein. So bieten Autohersteller wie Daimler und BMW oder die Deutsche Bahn inzwischen Verleihsysteme für Fahrräder und Mietwagen an. Mit einer App auf ihrem Handy können Kunden hier spontan ein Fahrzeug in der Nähe anmieten. Fast alle Jüngeren teilen über das Netz Das Teilen über das Internet ist dabei vor allem für jüngere Nutzer ganz normal. Mit 97 Prozent sagen fast alle 14- bis 29-Jährigen, dass sie das Netz als Ort zum Teilen nutzen, hat der Branchenverband Bitkom ermittelt. Der Salesforce-Umfrage zufolge haben dabei Immobilien, Medien und Autos das größte Potenzial, getauscht, verliehen oder geteilt zu werden. Und der Bundesverband CarSharing registrierte im vergangenen Jahr den bisher größten Zuwachs bei den Nutzerzahlen und den Fahrzeugangeboten. Mehr als 453.000 Autofahrer nutzten demnach in Deutschland die stationsbasierten sowie die frei verfügbaren Angebote. Nachbarschaftsauto.de-Gründer Piepenbrock kann den Trend für seine Firma nur bestätigen: Die Nutzerzahlen stiegen kontinuierlich, sagt er. Im Moment zähle seine Plattform rund 15.000 Mitglieder, mehr als 1.000 Autos stünden deutschlandweit ständig zur Verfügung. Die Nutzer seien meist 30 bis 45 Jahre alt und lebten in Großstädten, erklärt Piepenbrock. Viele hätten angegeben, dass das Auto für sie lediglich ein Transportmittel sei. Neben ökologischen Aspekten und etwas nebenbei verdientem Geld spielten auch soziale Aspekte eine große Rolle. „Bei uns lernen sich Mieter und Vermieter persönlich kennen.“ Das habe es vielen leichter gemacht, ihr Auto herzugeben. Die größte Hürde für Piepenbrocks Angebot war die Versicherung. Fast ein Jahr habe es gedauert, bis sich ein Unternehmen fand, das eine geeignete Police anbot, erzählt er. Die Vertreter glaubten nicht, dass jemand seinen Wagen an einen Fremden vermieten will. Nach langen Verhandlungen sei Nachbarschaftsauto aber schließlich das erste Unternehmen in Deutschland gewesen, dass Wagen von privat zu privat mit einer Versicherung vermittelte. Millionen nutzen Mitfahrgelegenheiten Markus Barnikel, Geschäftsführer von carpooling.com, das unter anderem die Seite mitfahrgelegenheit.de betreibt, beobachtet das Teilen vor allem in der „Generation Facebook“. Für sie sei es völlig normal, eigene Daten über das Netz an andere weiterzugeben und sich Fremden über deren Profilseiten zu nähern. Nun sieht Barnikel gar eine dritte Welle im Internet anrollen. „Man trifft Leute erst digital, dann offline.“ Bewertungen, die für alle einsehbar sind, hätten das frühere anonyme Trampen über Mitfahrzentralen zu einem Massenphänomen gemacht. In diesem Jahr sollen über carpooling.com zwischen 15 und 17 Millionen Menschen bewegt werden. Die Nutzer von mitfahrgelegenheit.de und Nachbarschaftsauto betonten neben der Geldersparnis die sozialen Kontakte durch das Teilen, sagen die Geschäftsführer. Außerdem begründeten die Kunden ihr Verhalten mit Umweltaspekten. „Wir nutzen vorhandene Infrastruktur einfach effizienter aus“, sagt Piepenbrock. Mit seiner Firma verfährt Piepenbrock übrigens ähnlich: Seine „etwa acht“ Mitarbeiter teilen sich die Büroräume mit anderen Unternehmen. Die genaue Anzahl seiner Beschäftigten kann er nicht nennen – die meisten arbeiten als Selbstständige projektbezogen mit. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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