Kreis Gütersloh. Rund 90 lokale Europa-Akteure, interessierte Bürger und Politiker informierten sich bei der Mitgliederversammlung des Netzwerks „EU.Kreis.GT“ , wie die Europäische Union für die Zukunft aufgestellt ist und welche Herausforderungen es noch zu bearbeiten gibt. Die Veranstaltung fand im Städtischen Gymnasium Gütersloh statt und wurde vom Europainformationszentrum Kreis Gütersloh organisiert.
„Seit der Gründung der EU nimmt der Wohlstand der Bürgerinnen und Bürger zu: Heute geht es uns in Europa so gut wie noch nie“, sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung. Dennoch müsse man sich Herausforderungen, wie stagnierenden Wachstumsraten bei gleichzeitig zunehmender Staatsverschuldung, steigende Arbeitslosenquoten in großen Teilen Europas und dem wachsenden Misstrauen gegenüber der Politik stellen. De Geus forderte zu nachhaltigerem Wirtschaften auf: „Betrachtet man die Staatsverschuldung je Kind, müsste jedes deutsche Kind bereits heute rund 200.000 Euro an öffentlichen Verpflichtungen schultern. Das ist vergleichbar mit dem Wert für Griechenland. Das ist brandgefährlich!“ Weiterhin müssten die soziale Gerechtigkeit und der Ausbau von Bürgerbeteiligung stärker im Fokus der Politik stehen. Dies seien Grundvoraussetzungen, um Vertrauen in die Politik zu schaffen.
Prof. Dr. Thilo Harth, Referent beim Team Europe, stellte die Zukunftsstrategie der EU „Europa 2020“ vor. In dieser Strategie sind Kernziele für alle 28 Mitgliedsländer der EU für mehr Wettbewerbsfähigkeit formuliert. So sind zum Beispiel die Förderung der Beschäftigung, Umweltschutz, die Verbesserung von Forschungsbedingungen, die Verringerung der Armut und die Erhöhung des Bildungsgrades Ziele, die erreicht werden sollen. „Deutschland steht bei der Umsetzung der Ziele in den meisten Bereichen gut da – bei der Steigerung der Energieeffizienz und der Verringerung der Armut gibt es allerdings noch viel zu tun. Insgesamt ist jedoch der Prozess der Zielerreichung das Ziel“, sagte Harth.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden Beispiele von Europaprojekten vor Ort vorgestellt. Jennifer Oldach erklärte das Städtepartnerschaftskonzept der Stadt Versmold: „Bei der Anbahnung unserer Partnerschaften wurde zunächst analysiert, welche Bevölkerungsgruppen in der Stadt Versmold besonders häufig vertreten sind.“ Nach Dobczyce in Polen und Vrdnik in Serbien wurde mit Tui in Spanien 2013 die dritte Partnerstadt ernannt. Die Stadt Gütersloh blickt auf ein sehr internationales Kulturprogramm: Über 50 ausländische Kulturvereine beteiligen sich zum Beispiel an Veranstaltungsformaten wie Gütersloh International oder der Europäischen Kulturwoche in Gütersloh. „Für die Migrantinnen und Migranten sind diese Veranstaltungen eine tolle Gelegenheit ihre Kultur und ihr Herkunftsland vorzustellen und auch auf diesem Wege ihren Bekanntheitsgrad und ihre Kontakte zu vertiefen “, sagte Eckhard Sander, Integrationsbeauftragter der Stadt Gütersloh. Gerhard Langfeld vom Berufskolleg Halle (Westf.) stellte die Europaarbeit der Schule vor. Neben internationalen Projekten mit Partnerschulen aus ganz Europa, sogenannten Comenius-Projekten, legt das Berufskolleg besonderen Wert, Schülerinnen und Schüler Praktika im Ausland zu ermöglichen. „Unsere Auslandspraktika sind sehr gefragt“, freut sich Langfeld. „Pro Jahr vermitteln wir über 50 unserer Schülerinnen und Schüler in Praktika im Ausland.“ So zum Beispiel Rita Jankowski, die ihr Praktikum in Finnland absolvierte.
Einen humorvollen Abschluss bot der Kabarettist Bauer Heinrich Schulte-Brömmelkamp aus Kattenvenne. Er glänzte mit guten Fremdsprachenkenntnissen: „Wenn man ganz langsam Plattdeutsch sprich, ist das fast genauso wie Englisch.“ Außerdem nahm er die aktuelle Politik samt Abhörskandal, Veggie-Day und den Euro aufs Korn.