Der konjunkturelle Schwung der ersten Monate dieses Jahres hat in der lippischen Wirtschaft nicht bis in den Sommer gereicht. Das signalisieren die Meldungen der heimischen Unternehmen zur aktuellen Lage und zu den Aussichten für die kommenden Monate.
Das Konjunkturschiff hat etwas an Fahrt verloren. Die lippische Wirtschaft ist nicht mehr so zuversichtlich wie im ersten Quartal dieses Jahres. Doch sie bleibt laut Einschätzung von Ernst Michael Hasse, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK) auf Wachstumskurs. „Die heimische Wirtschaft ist auf einen flacheren Wachstumspfad eingeschwenkt“, kommentiert Hasse die Umfrageergebnisse der IHK. Dies gilt nicht für den Maschinen- und Fahrzeugbau sowie den Einzelhandel. Beide Branchen informieren über eine positive Entwicklung. Der IHK-Konjunkturklimaindikator verlor vier Prozentpunkte. Aktuell liegt er bei 120,7 Punkten und damit immer noch auf einem hohen Niveau.
Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage hat einen leichten Dämpfer erfahren. Die Auftragsbestände sind zufriedenstellend. Die Umsätze sind zwar bei fast jedem zweiten Unternehmen gestiegen, aber der Anteil derjenigen, die Umsatzrückgänge hinnehmen mussten, hat sich gegenüber den Prognosen auf ein Fünftel verdoppelt. Die Kapazitäts-auslastung hat dennoch seit Jahresbeginn kontinuierlich angezogen. Einen Wermutstropfen bildet die Ertragslage, die immer weiter unter Druck gerät und sich angesichts steigender Kosten deutlich verschlechtert. Dadurch nimmt der Rationalisierungsdruck zu.
Die zukünftige Entwicklung wird weitaus zurückhaltender beurteilt als bei der letzten Umfrage. Der Auftragseingang verläuft bei einigen der Antwortenden schleppender als erwartet. Die stockende Konjunktur in China könnte sich negativ auf die heimische Wirtschaft auswirken. Hinzu kommt die politische Instabilität in der Ukraine, Russland und dem Balkan. Getrieben durch die immer stärker werdenden Wettbewerber aus Asien wird der Preisdruck weltwirtschaftlich größer.
Für Auftrieb sorgt der private Konsum. Er beflügelt die Konjunktur. Der anhaltend niedrige Ölpreis hat die Kaufkraft der Verbraucher gestärkt. Die Lipper verfügen über ein höheres Einkommen. Die Inflation ist gering. Das Beschäftigungsniveau ist hoch und die Arbeitsplätze sicher. Dies wirkt sich positiv auf das Konsumverhalten aus. Die Sparquote bleibt niedrig, da kaum Zinsen zu erzielen sind. Von dieser Entwicklung profitiert der Einzelhandel.
Demgegenüber äußern sich die lippischen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen zurückhaltender als im ersten Quartal dieses Jahres. Sowohl die Beurteilung der aktuellen Lage als auch die Zukunftsaussichten haben einen Dämpfer erfahren. Die Entwicklung der Exporte und die Höhe der Arbeitskosten bereiten insbesondere den Industrieunternehmen zunehmend Sorge.
Die lippische Wirtschaft insgesamt schätzt, dass die größten Risiken für die Konjunktur trotz der aktuell guten Lage von der Entwicklung der Inlandsnachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ausgehen. Das Verkehrsgewerbe, der Bau und der Einzelhandel haben Probleme, Fachpersonal zu finden.
Die steigende Kapazitätsauslastung führt dazu, dass die heimische Wirtschaft weiterhin verstärkt investieren will. Infolgedessen plant ein Viertel der Unternehmen zusätzliches Personal einzustellen. Rund 14 Prozent werden mit einem niedrigeren Mitarbeiterstab auskommen. Insgesamt lassen die Meldungen darauf hoffen, dass der Arbeitsmarkt auch weiterhin von der guten Konjunktur profitieren wird. Die größten Impulse gehen dabei von den lippischen Industriebetrieben aus.
An der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage beteiligten sich rund 170 Unternehmen mit knapp 19.000 Beschäftigten in Lippe. Diese Unternehmen kommen aus den Branchen Industrie, Handel, Dienstleistung, Bau und Kreditgewerbe.