Düsseldorf (dapd). Auch Stahlhersteller in Deutschland leiden nun unter der Eurokrise. In der konjunkturabhängigen Branche zeigten sich Auswirkungen der Eurokrise deutlich, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsverbands Stahl am Freitag in Düsseldorf auf dapd-Anfrage. „Viele Stahlexporte gehen normalerweise in die am stärksten betroffenen Staaten Spanien, Italien und Griechenland – hier sind die Aufträge spürbar zurückgegangen“, betonte sie. Auch die Abnahmemengen der deutschen Automobilindustrie und der Maschinenbauunternehmen seien gesunken. Der Wirtschaftsverband kündigte an, seine Jahresprognose einer Rohstahlproduktion von 44 Millionen Tonnen in Deutschland in den kommenden Wochen gegebenenfalls zu korrigieren. Von Kurzarbeit sei in Deutschland bislang nur der Marktführer ThyssenKrupp betroffen, sagte die Sprecherin. Bisher seien keine weiteren Unternehmen bekannt, die zu diesem Mittel in der nächsten Zeit greifen müssten. Die ThyssenKrupp Steel Europe AG will 2.170 ihrer 17.500 deutschen Mitarbeiter ab August bis Jahresende in Kurzarbeit schicken. Nach Angaben eines Konzernsprechers liegt die Auslastung der deutschen Werke von ThyssenKrupp Steel derzeit zwischen 75 und 80 Prozent. Bislang habe der Flachstahlspezialist Auftragsrückgänge durch Abbau von Arbeitszeitkonten überbrückt, sagte der Sprecher von ThyssenKrupp. Allerdings habe die Auslastung in den vorangegangenen Monaten auch noch etwas höher gelegen. Nun würden an den fünf betroffenen Standorten einzelne Schichten oder ganze Arbeitstage durch Kurzarbeit ersetzt. Der deutsche Primus der Branche sieht eine große Unsicherheit auf dem Stahlmarkt. „Derzeit wird sehr vorsichtig bestellt“, sagte der Konzernsprecher. Nach seinen Angaben bauen Kunden angesichts noch hoher Rohstoffpreise derzeit häufig lieber Lagerbestände ab, als Bestellungen aufzugeben. Außerdem handele es sich um einen europäischen Markt, hieß es. Konkurrenten, die in Südeuropa Absatz verloren hätten, suchten nun in Deutschland Kunden. Der zweitgrößte deutsche Stahlproduzent Salzgitter AG sieht sich derzeit allerdings in einer „relativ zufriedenstellenden Auftragslage“, wie ein Unternehmenssprecher sagte. „Bei uns wird nicht über Kurzarbeit nachgedacht“, betonte er. Die Nachfrage aus der Auto- und der Baubranche sei ungebrochen. Der schwächere Euro habe zudem Stahlimporte nach Deutschland verteuert. Was vom zweiten Halbjahr zu erwarten sei, werde sich aber erst nach Ende der Ferienzeit im September entscheiden, sagte der Sprecher. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Krisenzeichen in der deutsche Stahlbranche
Veröffentlicht von
Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen