Paderborn. Was einst als überschaubare Streicherakademie in Detmold begann, ist längst zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Die Musikhochschule Detmold genießt mit ihren zwölf Gebäuden als eine von vier derartigen Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen den Ruf einer Exzellenzhochschule. Einen spannenden und zum Teil überraschenden Blick hinter die Kulissen wagten die Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter zusammen mit der Sparkasse Paderborn-Detmold beim traditionellen Fischessen am Aschermittwoch.
„Erst Casting, dann Studium“, so hatte Jelka Lüders, Leiterin der Abteilung „Künstlerisches Betriebsbüro und Kommunikation“ ihren Vortrag betitelt und in der Tat: Bevor die Studenten an der Musikhochschule aufgenommen werden, müssen sie ein Casting oder besser eine Eignungsprüfung durchlaufen, um ihr musikalisches Potenzial erkennen zu lassen. Von den rund 2.200 Bewerbern pro Jahr bekommen nur 200 einen Platz. Dafür ist der Betreuungsschlüssel im Vergleich zu Universitäten enorm. Denn für die 750 Studenten stehen 220 Dozenten, darunter 70 Professoren, bereit.
Das Studium bietet eine breite Palette unterschiedlicher Berufe rund um die Musik. Sie reicht vom Konzertpianisten und Musiklehrer über den Kirchenmusiker und den Chor- und Orchestermusiker bis hin zum Musikvermittler. Zusammen mit der Universität Paderborn werden auch Musikwissenschaftler ausgebildet. Der Unterricht findet in überschaubaren Kleingruppen und im Einzelunterricht in Theorie und Praxis statt. Das stetige Vorspielen ist ein Muss.
Weltweit gefragt ist auch das eigene Tonmeisterinstitut der Musikhochschule. „Die Detmolder Tonmeister werden in ihrem anspruchsvollen Studium sowohl als Musiker als auch als Naturwissenschaftler ausgebildet“, erläuterte Jelka Lüders, die selbst an einer Musikhochschule studiert hat. Nach Angaben der gebürtigen Hamburgerin geht es an der heimischen Musikhochschule international zu. 40 Prozent der Studenten kommen aus dem Ausland, bei der Instrumentalmusik ist der Anteil sogar noch deutlich höher. Unter den 47 Nationalitäten ist mit 50 Prozent Asien besonders stark vertreten. „Sie sind Botschafter der deutschen Kultur und tragen unseren guten Ruf hinaus in die Welt“, freut sich Lüders.
Dagegen würde beim musikalischen Nachwuchs in Deutschland das Niveau sinken. Schuld daran sei neben der zurückgehenden Gesangskultur auch die mangelnde Zeit für privaten Musikunterricht. Mit verschiedenen Modellen versucht die Detmolder Musikhochschule Begabtenförderung und schulischen Aufwand unter einen Hut zu bringen.
Obwohl die Berufsaussichten der jungen Absolventen mit Ausnahme von Kirchenmusikern und Musiklehrern an allgemeinbildenden Schulen nicht besonders gut und auch die Verdienstmöglichkeiten für die meisten von ihnen eher bescheiden sind, sind nur elf Prozent der studierten Musiker mit ihrem durchaus stressigen Job unzufrieden. Musiker seien eben Idealisten, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hätten, so Jelka Lüders. Eine große Anzahl von Studierenden profitiere zudem von einem Stipendium.
Musikhochulen seien unverzichtbar für die Gesellschaft, weil die musikalische Bildung eine unverzichtbare gesellschaftliche Aufgabe sei. Nicht zuletzt bereicherten sie auch das kulturelle Angebot in ihrer jeweiligen Region. Laut Lüders organisiert allein die Detmolder Musikhochschule jährlich 460 Konzerte. Die zweite OWL-Biennale ist als Verbundprojekt mit den Theatern Bielefeld, Detmold und Paderborn sowie der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford bereits in Planung.
In die nüchterne Welt der Zahlen entführte Sparkassen-Vorstand Hubert Böddeker die Wirtschaftsjunioren. Er erwartet über eine längere Zeit ein Niedrigzinsniveau. Dennoch sei das vergangene Jahr für die regionalen Banken gut verlaufen. Man habe bei den Einlagen und beim Kreditgeschäft weiter zulegen können. Auch das Aufstocken des Eigenkapitals sei weiter möglich. Dennoch herrsche an den Finanzmärkten immer noch eine fragile Situation, schränkte Böddeker ein.