München / Ibbenbüren. Mit welchen wirtschaftlichen Potenzialen die Kohleregion Ibbenbüren (Nordrhein-Westfalen, Münsterland, Kreis Steinfurt) aufwartet, welche guten Aussichten sich ansiedlungsinteressierten Unternehmen hier bieten: Darüber haben sich am Mittwoch, 4. Oktober, die Besucher der Expo Real in München informieren können. Denn Vertreter der Kohlekommunen im nördlichen Münsterland, wo mit dem 31. Dezember 2018 der Ausstieg aus der Steinkohleförderung abgeschlossen sein wird, waren auf Europas größter B2B- Fachmesse für Immobilien und Investitionen mit dabei. Sie zeigten auf, wie dank frühzeitiger gemeinsamer Initiative der Strukturwandel erfolgreich gestaltet werden kann – und bereits wird.
Dr. Klaus Effing, Landrat des Kreises Steinfurt, Ibbenbürens Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer als Sprecher der Kohlekommunen im nördlichen Münsterland sowie die Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien (RAG MI) haben am Mittwoch ab 11.30 Uhr am Stand Münster / Land, Halle B2, Standnummer 242, im Interview zu den guten Aussichten der Region und hier siedelnder Unternehmen Rede und Antwort gestanden. Damit präsentierte sich die Kohleregion Ibbenbüren verstärkt einem europäischen Fachpublikum, nachdem in der Vergangenheit der hiesige Strukturwandel unter anderem Thema eines viel beachteten EU- Projektes zur wirtschaftlichen Neuentwicklung europäischer Industriestädte gewesen war.
Hintergrund:
Die Zeche der RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH ist eine der letzten beiden Steinkohlezechen in Deutschland, die am 31. Dezember kommenden Jahres schließen werden. Die Städte und Gemeinden der Kohleregion Ibbenbüren – namentlich Hörstel, Hopsten, Ibbenbüren, Mettingen, Recke und Westerkappeln – haben sich frühzeitig gemeinsam mit dem Kreis Steinfurt auf den Weg gemacht und die Planungen für den Strukturwandel eingeleitet. Unterstützt wird der Prozess vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.
Seit 2014 laufen die Vorbereitungen für die Schließung des Ibbenbürener RAG-Bergwerks sowie die damit verbundenen Auswirkungen auf den strukturellen Wandel besonders intensiv. Hierbei fällt nicht zuletzt positiv ins Gewicht, dass die Kohleregion Ibbenbüren – anders als zahlreiche andere Regionen, die von der auslaufenden Kohleförderung betroffen waren und sind – ein wachsender Wirtschaftsraum mit vielfältigen industriellen Strukturen ist. Der Bergbau ist zwar über lange Zeit ein zentraler Arbeitgeber gewesen, aber eben nicht die einzige Stärke der Region. Es gibt zahlreiche kleine- und mittelständische Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Besondere industrielle Stärken sind mit der Nahrungsmittelproduktion, dem Maschinenbau und der chemischen Industrie gegeben. Mit diesen Faktoren als Impulsgeber hat die Region gute Chancen, den Trend zum wissensbasierten Strukturwandel zu schaffen, zum Beispiel in Forschung und Entwicklung.
Nicht weniger als rund 111.000 Menschen leben in den Kohlekommunen des nördlichen Münsterlandes. Das sind ein Viertel der Bevölkerung des Kreises Steinfurt. Von den rund 35.000 Beschäftigungsverhältnissen vor Ort sind 43 Prozent in der Industrie, 56 Prozent in Dienstleistungsbereichen und ein Prozent in der Landwirtschaft angesiedelt. Dies unterstreicht die hohe Bedeutung des industriellen Sektors. Seit 2008 sind in der Kohleregion Ibbenbüren mehr als 3000 neue Beschäftigungsverhältnisse in allen Sektoren hinzugekommen. Die Marktbedingungen für die gewerbliche Entwicklung von Teilen der Bergbauflächen werden für die Kohleregion Ibbenbüren als günstig eingeschätzt.
Strukturwandel: Ideen für den Masterplan der Kohleregion Ibbenbüren
Wer schauen und sich informieren möchte, sollte sich ranhalten: Noch bis kommenden Freitag, 6. Oktober, können im Foyer des Ibbenbürener sowie des Mettinger Rathauses die Ergebnisse der kürzlich stattgefundenen Werkstattwoche zum Masterplan für die Zukunft der Kohleregion Ibbenbüren besichtigt werden. Die ausgestellten Planungen können zu den jeweils üblichen Öffnungszeiten studiert werden.
Aus dem Workshop, in dessen Verlauf drei mit Experten besetzte Planungsmannschaften Grundzüge für den Masterplan entwarfen, war das Konzept von RMP Stephan Lenzen und Yellow Z urbanism architecture als Gewinner hervorgegangen. Das Konzept überzeugte vor allem durch die klare räumliche Struktur und die vorgeschlagene Mischung unterschiedlicher Nutzungen auf den Arealen der beiden Schachtanlagen von Oeynhausen (Ibbenbüren) und Am Nordschacht (Mettingen).
Förderturm zentraler Ort für Handwerkerhöfe
Im Entwurf des Siegerteams könnten beide Zechenanlagen auch künftig über ihre historischen Eingänge erfahr- und erlebbar bleiben. Das neu gestaltete Tor West auf der Schachtanlage von Oeynhausen könnte sich mit einem Platz zur begrünten Osnabrücker Straße orientieren. Hier entsteht laut Plan ein einladender Raum rund um den alten Förderturm – vor allem, um die Zechenkultur sichtbar zu erhalten. Auch auf der Schachtanlage Am Nordschacht könnte der Förderturm zum zentralen Ort für die dort neu entstehenden Handwerkerhöfe werden. Auf beiden Arealen wird künftig nicht nur gearbeitet. In Streifen entsteht Raum für kleinteiliges und großflächiges Gewerbe, für Bildung, Kultur und Freizeit, letztendlich auch für die zukunftsorientierte Kombination von Wohnen und Arbeiten.
Mit dem vorliegenden, ambitionierten Konzept soll der Masterplan konkretisiert und somit ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Entwicklung der beiden Schachtanalgen von Oeynhausen und Nordschacht gesetzt werden.
Die im Rahmen des Workshops angetretenen Planungsteams waren interdisziplinär zusammengestellt worden. Ihnen gehörten Fachleute aus Stadtplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur an. Während der Werkstattwoche in Ibbenbüren hatten auch Bürger der Kohleregion Ibbenbüren den Dialog mit den Fachleuten gesucht und ihre Anregungen und Meinungen zum Entwicklungsprozess in das Verfahren eingebracht. Begleitet wurde die Werkstattphase zudem durch öffentliche Veranstaltungen in Mettingen und Ibbenbüren.