Jahresergebnisse 2015 für den Arbeitsagenturbezirk Bielefeld

„Blicken wir auf das Jahr 2015, dann sehen wir einen robusten und aufnahmefähigen Arbeitsmarkt. Insgesamt bescherte uns das zurückliegende Jahr einen erfreulichen Verlauf. Wie in 2014 hatten wir keine ausgeprägte Frühjahrs- und Herbstbelebung – stattdessen nahm die Arbeitslosigkeit, mit Ausnahme des Monats Juni, kontinuierlich gegenüber dem Vormonat ab. Die Veränderungsraten bewegten sich dabei um ein bis zwei Prozent.

Besonders positiv ist für uns die Entwicklung auf der Nachfrageseite. Hatten wir 2014 noch einen Rückgang der offenen Stellen zu verzeichnen, konnten wir unseren Kunden in diesem Jahr durchschnittlich rund 900 Angebote zusätzlich unterbreiten. Eine tolle Entwichlung, die weiter bringt. Die gestiegene Zahl der offenen Stellen zeigt aber auch, dass es für die Unternehmen in der Region schwieriger wird, qualifiziertes Personal zu finden. Ein Punkt, an dem es anzupacken gilt “, resümiert Thomas Richter, Chef der Bielefelder Arbeitsagentur, anlässlich der Jahresbilanz 2015 für den heimischen Arbeitsmarkt.

Veränderung der Arbeitslosigkeit in den einzelnen Monaten – jeweils gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert

In den ersten fünf Monaten des Jahres 2015 sank die Zahl der Menschen ohne Arbeit im Agenturbezirk in der saisonbereinigen Darstellung. Die Frühjahrsbelebung fiel in diesem Jahr, wie auch in 2014, nur sehr gering aus. Insgesamt nahm der Bestand an Arbeitslosen von Ende Februar bis Juni um gut 1200 von 27 199 auf 26 012 ab. Eine markantere Entwicklung ließ sich auf der Nachfrageseite beobachten. Der Bestand an offenen Stellen nahm von Januar bis August kontinuierlich zu, in Summe um 1479 zusätzliche freie Arbeitsangebote. Diese Entwicklung verlor Im letzten Jahresdrittel zwar an Fahrt, ihre Richtung ist aber ungebrochen. Der prozentuale Zuwachs im Stellenbestand gegenüber dem Vorjahr liegt bei über 26 Prozent.

Jahreszeitlich üblich stieg die Arbeitslosigkeit zu den Sommerferien im Juli an, sank jedoch bereits wieder im August. Der Herbstaufschwung fiel 2015 zwar stärker aus als im Vorjahr, bleibt in seinem Gesamtumfang jedoch auf einem niedrigen Stand. Die Unterbeschäftigung bewegte sich im Jahr 2015 auf einem stabilen Niveau. Im Jahresdurchschnitt lag diese bei 32 222 Personen (Vorjahr: 32 912) und nahm damit gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Prozent ab. Die Unterbeschäftigungsquote reduzierte sich von 9 auf 8,7 Prozent gegenüber 2014 (beide Rechtskreise). Ein Indiz dafür, dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit durch die Aufnahmen von Beschäftgungsverhältnissen geprägt ist und Maßnahmen zur Entlastung des Arbeitsmarktes keinen größeren Stellenwert einnehmen. Entsprechend spielte auch die Kurzarbeit im Agenturbezirk keine nennenswerte Rolle.

Die Thematik der Flüchtlingsbewegung gewann vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse, der Unterbringung von Flüchtlingen in der Stadt Bielefeld und dem Kreis Gütersloh, an Bedeutung. In der Arbeitslosenstatistik kann die Zahl der Flüchtlinge, und damit deren Einfluss auf den Arbeitsmarkt, aktuell nur annähernd über die Zahl der gemeldeten Ausländer abgebildet werden. Im Jahresdurchsschnitt waren 2015 mit 7842 Arbeitslosen ausländischer Herkunft mehr Ausländer ohne Arbeit als jemals zuvor. Gegenüber 2014 ergibt sich hier eine Steigerung von 8,6 Prozent, oder 621 Personen.

„Die gute Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarkts und seine robuste Konstitution lässt uns auch für 2016 auf einen guten Verlauf hoffen. Diese Prognose ist allerdings mit Risiken behaftet. Die Zuwanderung von Menschen in unser Land, die Schutz und Hilfe bei uns suchen, hat Auswirkungen für den Arbeitsmarkt. Rechnen wir zunächst mit einer temporären Belastung, die zumindest durchaus durch mehr Beschäftigung abgefedert werden kann, sehen wir für die Zukunft ein großes Potenzial in den Menschen mit Fluchterfahrung. Fachkräfte werden in den nächsten Jahren zunehmend mehr gesucht und gebraucht, auch das wird uns in 2016 beschäftigen und die nächsten Jahre begleiten. Der Weg für die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ist weit, wir beraten, qualifizieren und fördern.

Gleichzeitig vergessen wir nicht unsere Kernaufgaben, präventiv junge Menschen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu bringen, aber auch Ältere beschäftigen und insbesondere immer stärker die Langzeitarbeitlosen aktivieren. All dies sind Stellhebel für die zukünftige Entwicklung am Markt. Gelingt es uns hier gemeinsam mit unseren Partnern, die bisherigen Bemühungen weiter auszubauen, dann erhalten wir in Bielefeld und Gütersloh auch die gewünschte Stabilität auf unserem Arbeitsmarkt“, so Richter.

Die Zahlen des Jahres 2015 im Detail

Im Jahresdurchschnitt waren 26 066 Menschen arbeitslos, 300 oder 1,1 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote sank im Vorjahresvergleich um 0,2 Prozentpunkte auf 7,1 Prozent.

Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es auf dem Arbeitsmarkt, sowohl in Zeiten der Wirtschaftskrise als auch im wirtschaftlichen Aufschwung, viel Bewegung. Die Dynamik des Marktes im Jahr 2015 belegen die hohen Zu- und Abgangszahlen der Arbeitsagentur. Im Laufe des Jahres meldeten sich 54 555 Männer und Frauen neu oder wieder arbeitslos, rund 156 oder 0,3 Prozent weniger als im Jahr 2014. Gleichzeitig konnten im selben Zeitraum 55 359 Arbeitslose ihre Arbeitslosigkeit beenden. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Zunahme um 749 oder um 1,4 Prozent.

Von den 26 066 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt waren 13 785 Männer (52,9 Prozent) und 12 281 Frauen (47,1 Prozent). Die Arbeitslosigkeit nahm bei den Männern im Vergleich zu 2014 geringfügig um 20 oder 0,1 Prozent ab. Bei den Frauen waren im Vergleich zum Vorjahr 280 oder 2,2 Prozent weniger Personen arbeitslos.

Im Jahresschnitt waren 2550 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos, 205 oder 7,5 Prozent weniger als im Vorjahr. 7364 arbeitslose Menschen hatten 2015 bereits das 50. Lebensjahr vollendet, 76 (plus 1,0 Prozent) mehr als in 2014.

Auch die Zahl der langzeitarbeitslosen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist zum Vorjahr um 292 auf durchschnittlich 10 581 Personen gestiegen (plus 2,8 Prozent).

7778 Männer und Frauen wurden von der Arbeitsagentur betreut, 649 (minus 7,7 Prozent) weniger als 2014. Die Jobcenter in Bielefeld und im Kreis Gütersloh betreuten 18 288 arbeitslose Männer und Frauen, 349 (plus 1,9 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Entsprechend speist sich der insgesamt wahrnehmbare Rückgang der Arbeitslosigkeit aus einer geringeren Inanspruchnahme der Versicherungsleistungen. Dagegen hat die Zahl derer, die auf staatliche Transferleistungen aus Steuergeldern angewiesen sind, zugenommen.

Die Stellenneuzugänge im Bielefelder Agenturbezirk im Jahr 2015 spiegeln eine einstellungsfreudige Stimmung der Unternehmen wider. Betriebe und Verwaltungen meldeten in der Summe 18 718 freie Stellen zur Besetzung. Das waren 2166 oder 13,1 Prozent mehr als in 2014. In der Jahresbetrachtung stieg der Bestand um 1017 Stellen auf 4804 an, eine Zunahme um 26,8 Prozent.

Die gute Entwicklung des Arbeitsmarktes im zu Ende gehenden Jahr zeigt sich auch anhand eines Rückgangs der Unterbeschäftigung. Im Jahresdurchschnitt 2015 lag die Unterbeschäftigung im Agenturbezirk bei 32 222 Personen. In 2014 waren es im Schnitt 32 912. Dies entspricht einer Abnahme von 2,1 Prozent in 2015 und flankiert den Rückgang der Arbeitslosigkeit, gemessen an der Arbeitslosenquote.

Die Anzahl der Anzeigen der Betriebe auf Einführung von Kurzarbeit lag im Vergleich unter der des Vorjahres. Zeigten 2014 (Nov. 2013 bis Okt. 2014) noch 219 Unternehmen an, dass sie mit 3697 Arbeitnehmern Kurzarbeit planen, waren es im Jahr 2015 (Nov. 2014 bis Okt. 2015) 185 Betriebe, die zunächst mit 2744 Kurzarbeitern rechneten. Tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so die Erfahrung der Arbeitsagentur, findet dabei meist in geringerem Umfang statt.

Regionaldaten im Jahr 2015

Stadt Bielefeld

In der Stadt Bielefeld nahm die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr im Jahresschnitt um 82 (minus 0,5 Prozent) auf 15 808 ab. Davon entfallen auf die Agentur für Arbeit 3725 (minus 344 oder 8,4 Prozent) und auf das Jobcenter 12 083 (plus 261 oder 2,2 Prozent). Die Arbeitslosenquote liegt bei 9,4 Prozent (Vorjahr 9,5 Prozent).

Kreis Gütersloh

Im Kreis Gütersloh nahm die Zahl der Arbeitslosen gegenüber 2014 um 218 (minus 2,1 Prozent) auf 10 256 ab. Davon entfallen auf die Agentur für Arbeit 4053 (minus 305 oder 7,0 Prozent) und auf die Jobcenter 6205 (plus 88 oder 1,4 Prozent). Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,2 Prozent (Vorjahr 5,4 Prozent).

www.arbeitsagentur.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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