Detmold/ Hannover. Zum fünften Mal in Folge vermeldet die Weidmüller Gruppe einen Rekordumsatz. Mit 673 Millionen Euro konnte der Elektrotechnikspezialist das Vorjahresergebnis um gut fünf Prozent steigern.
Auf der Jahrespressekonferenz im Rahmen der diesjährigen Hannover Messe zeigte sich der Vorstandsvorsitzende Dr. Peter Köhler entsprechend zufrieden: „2014 war ein gutes Jahr für Weidmüller. Wir haben unseren Wachstumskurs fortgesetzt und erneut ein Plus über dem Branchendurchschnitt erzielt.“ Gewachsen ist der Umsatz in allen Regionen. Als Länder besonders positiv entwickelt haben sich Japan (+116%), Ungarn (+24%) und Spanien (+17%). Deutschland wächst mit über zwei Prozent stabil: „Mit unserer Entwicklung vom Komponentenhersteller zum Lösungsanbieter arbeiten wir eng am Kunden“, so Köhler. „Das spiegelt sich auch in den positiven Zahlen wider.“
Asien bleibt stärkste Wachstumsregion
Mit einer Wachstumsrate von über zehn Prozent erzielt erneut der asiatische Raum die höchste Dynamik: „Neben den schon traditionell starken Wachstumsraten von über zehn Prozent in China konnten wir in Japan unseren Umsatz in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdoppeln“, erklärt Köhler. Weidmüller konnte den Umsatz in Japan 2013 bereits um 50 Prozent steigern, 2014 waren es knapp 120 Prozent. „Unser Geschäft in Japan wird in erster Linie von einer prosperierenden Photovoltaik-Branche getragen, in der Weidmüller Produkte mittlerweile als Standard gelistet sind“, so Köhler. „Unsere Nähe zum Kunden und die hohe Nachfrage nach applikationsspezifischen Komponenten und Lösungen ermöglichen das hohe Wachstum.“
Deutlich gespürt hat Weidmüller die wirtschaftlichen Auswirkungen der politischen Situation in Russland. „Die politische Lage und der extrem schwache Rubel haben unseren Umsatz in Russland um zehn Prozent sinken lassen“, erklärt Köhler. Knapp zwei Prozent des Gesamtumsatzes generiert Weidmüller in Russland.
Nach der negativen Umsatzentwicklung in den vergangenen Jahren wartet 2014 auch Südeuropa wieder mit einem Umsatzwachstum auf: „Das Plus von sechs Prozent ist noch nicht die komplette Trendwende, zeigt jedoch dass wir in einem herausfordernden Marktumfeld die richtigen Entscheidungen getroffen haben“, zeigt sich Köhler vorsichtig optimistisch. Vor allem Spanien entwickelt sich für die Weidmüller Gruppe mit einem Umsatzwachstum von knapp 17 Prozent positiv: „Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass wir hier zu Jahresbeginn unser gruppenweites Kompetenzzentrum für erneuerbare Energien eröffnet haben.“
Erweiterung des weltweiten Produktionsnetzwerks
Eine weitere Produktionsstätte hat Weidmüller im Mai des vergangenen Jahres in Logatec, Slowenien eingeweiht. Dort betreiben Weidmüller und Iskra Zaščite, slowenischer Experte für Blitz- und Überspannungsschutz, seit 2011 ein Joint Venture für die Produktion und den Vertrieb von Komponenten zum Schutz gegen Blitze und Überspannungen. „Mit dem Joint Venture werden wir den wachsenden Anforderungen und Bedürfnissen unserer Kunden durch kontinuierliche Weiterentwicklung und Innovation im Bereich Blitz- und Überspannungsschutz gerecht“, erklärt Köhler. Der Neubau umfasst Verwaltungsgebäude und Produktionsstätten auf rund 1.400 m2. Auch in diesem Jahr wird das weltweite Weidmüller Produktionsnetzwerk weiter wachsen: „In Rumänien steht die Eröffnung unserer neuen Produktionshalle im Herbst bevor“, erklärt Elke Eckstein, Vorstand Operations. „Mit dieser erweitern wir unser bestehendes Werk in Baia Mare, in dem schon heute unterschiedlichste Komponenten für die weltweiten Märkte gefertigt werden.“
Mitarbeiterstamm weiter aufgebaut
Erneut aufgebaut hat die Weidmüller Gruppe auch seinen weltweiten Mitarbeiterstamm: 4.800 Männer und Frauen beschäftigt das Unternehmen mit Hauptsitz in Detmold weltweit. Damit wurden im vergangenen Jahr 200 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt: „Knapp die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen arbeiten in Deutschland“, erklärt hierzu der Vorstandsvorsitzende. Aufgebaut wurde der Mitarbeiterstamm in erster Linie im Produktionsnetzwerk des Unternehmens, dabei wurden rund 150 neue Stellen in Rumänien geschaffen, auf Deutschland entfallen knapp 40 Neueinstellungen. Weltweit beschäftigt Weidmüller außerdem zusätzlich über 150 Auszubildende: „Als Familienunternehmen ist es uns und der Inhaberfamilie ein Anliegen, jungen Menschen eine qualitativ hochwertige Ausbildung und so den guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen“, erklärt Köhler.
Kundenanforderung als Basis für Innovationen
Der Unternehmensstrategie folgend steht bei Weidmüller der Kunde im Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns: „Durch unsere seit Jahren gelebte Nähe zum Kunden schaffen wir im Austausch mit diesen immer wieder auch innovative Komponenten und Lösungen“, erklärt Weidmüller Vertriebsvorstand Volpert Briel. „Nur wer die Kundenanforderung kennt wird aus Innovationen auch Umsatz generieren.“ Auf der Hannover Messe präsentiert Weidmüller unter anderem ein System zur kontaktlosen Energieübertragung, das sich erstmalig auch im breiten industriellen Umfeld einsetzen lässt: „Bislang war die Leistung solcher Systeme nicht ausreichend für die Industrie oder die Bauform schlicht zu sperrig“, erklärt Briel. „Auch diese Lösung von Weidmüller beruht auf den Anforderungen unserer Kunden und wurde gemeinsam mit diesen entwickelt.“ Knapp 15 Prozent des Umsatzes macht Weidmüller mit so genannten innovativen Produkten, d.h. Produkten die jünger sind als fünf Jahre. Mit dem Innovationsumsatz von 2014 liegt Weidmüller im Plan, gemäß der eigenen Strategie soll dieser bis 2020 auf 20 Prozent erhöht werden.
Weiter entwickelt Weidmüller auch das Thema Industrie 4.0: „Hier gilt es für deutsche Unternehmen, das Tempo hoch zu halten, um die Spitzenposition nicht zu verlieren“, gibt Köhler zu bedenken. Weidmüller nutzt das Branchenthema in doppelter Hinsicht: „Zum einen nutzen wir die Ideen der Industrie 4.0 in unserer eigenen Produktion, zum anderen bieten wir unseren Kunden mit Komponenten und Lösungen die technische Basis für die Umsetzung im eigenen Haus.“ Getreu dem Messemotto „Join the Network“ mahnt Köhler ein stärkeres Denken in Kooperation und Netzwerken an: „Die Vernetzung von Produktionsprozessen, aber ebenso die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und der Politik muss noch stärker in den Fokus rücken, auch auf europäischer Ebene.“
Erfahrungen mit Energiemanagement führen zu Geschäftsmodell
In der eigenen Produktion nutzt Weidmüller die Technik der „vierten industriellen Revolution“ um Energieverbräuche im Produktionsprozess nachhaltig zu senken: „Mit unserem Energiemanagementsystem haben wir volle Transparenz hinsichtlich der Energieverbräuche unserer Maschinen“, erklärt Weidmüller Finanzvorstand Harald Vogelsang. Anhand der ermittelten Daten können Maschinenparameter angepasst und Verbräuche gesenkt werden: „Die Erfassung der Daten geht bis auf die Maschinenebene hinunter, so dass eine zielgenaue Optimierung möglich ist.“ Aus den positiven Erfahrungen, die Weidmüller mit dem Energiemanagement gemacht hat, wurde mittlerweile ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt: „Wir bieten den Kunden ein ganzheitliches System aus Hardware, Software und Serviceleistung an, das als Grundlage für ein professionelles Energiemanagement unabdingbar ist.“
Nachhaltige Lösungen sollen Wachstum weiter tragen
Auf das gute Jahr 2014 folgte ein bislang sehr guter Start in 2015: „Wir sind mit den Zahlen der ersten Monate mehr als zufrieden“, freut sich Köhler. „Damit dieses so bleibt, werden wir auch künftig auf ökologisch und ökonomisch nachhaltige Lösungen für unsere Kunden in definierten Fokusindustrien setzen.“ Neben dem Branchenthema Industrie 4.0 wird dies vor allem den Bereich Energie betreffen: „Die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen, vor allem Wind und Photovoltaik, und das Thema Energieeffizienz, speziell in der Industrie, spielen dabei eine große Rolle, denn hier liegt nach wie vor enormes Potenzial“, so Köhler. Die weitere Steigerung des Innovationsumsatzes und die damit einhergehende Erweiterung der Produktionskapazität inklusive des Aufbaus des Mitarbeiterstamms sollen ebenfalls weiter vorangetrieben werden. „Wir wollen auch 2015 weiter wachsen“, so Köhler.