In der Selbstwahrnehmung ist es oft genau umgekehrt: Da fühlen sich viele Unternehmen als Innovationsgetriebene. Kaum hat man seine Produktion auf die neueste Technologie umgestellt, steht bereits der nächste Umbruch an. Die aktuelle Revolution hört auf den Namen Industrie 4.0. Und erneut schleichen Firmenleiter über die Hannover-Messe und fragen sich: Kann ich meinem Unternehmen zumuten, schon wieder Neuland zu erobern? Und wird sich der Aufwand am Ende lohnen?
4.0 wird kommen – und bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, das Neue auf eine neue Art anzupacken. So, dass die Führungskräfte und das ganze Unternehmen dabei lernen, mit komplexen Herausforderungen künftig noch besser umzugehen. Am Ende haben Sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: 4.0 ist implementiert, und die Führungsprozesse im Unternehmen haben sich spürbar weiterentwickelt.
Basis unseres Ansatzes ist die Einsicht, dass Menschen am besten in der Praxis lernen. Das ist durch Studien bestätigt. Die berühmteste von ihnen (Lombardo/ Eichinger 1996) besagt: Nur 10 % der betrieblichen Lerneffekte gehen auf Weiterbildung zurück, 70 % auf Erfahrungen, die man bei der Arbeit gewinnt, zum Beispiel in neuen Jobs oder Projekten. Wenn der Chef dann noch zeitnah Feedback gibt, ergeben sich die besten Lerneffekte. Was heißt das für Ihre Einführung von 4.0? Nun, beginnen Sie doch gleich bei Ihrem nächsten Besuch auf der Hannover-Messe damit, das Neue neu anzupacken. Fahren Sie nicht hin, ohne zwei, drei Kollegen mit hoher IT-Affinität mitzunehmen, denen Sie konkrete Aufgaben stellen, z. B.:
● „Bitte bringen Sie auf der Messe in Erfahrung, wie 4.0 unsere Produktionsprozesse voranbringen kann.“
● „Bitte lassen Sie sich einschlägige Referenzprojekte vorführen und erläutern.“
● „Bitte fragen Sie so genau nach, dass Sie mir 4.0 anschließend ‚verkaufen‘ können. Überzeugen Sie mich!“
Jede Wette, dass hier bereits beim einen oder anderen der Funke überspringt. Und ganz nebenbei beweisen Sie Führungsqualität: indem Sie Aufgaben (hier: die Recherche) konsequent delegieren und selbst als Lernender auftreten.
(Fortsetzung in der nächsten WIR Print-Ausgabe!)