Nürnberg. Zum HPE Wirtschafts-Pressegespräch anlässlich der FachPack 2016 erklärt der Vorsitzende des Bundesverbandes Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V., Joachim Hasdenteufel, am 27. September 2016 in Nürnberg:
„Trotz politisch und wirtschaftlich unruhiger Zeiten ist die deutsche Holzpackmittelindustrie angesichts eines soliden Wirtschaftswachstums in Deutschland und neuer Impulse aus dem Auslandsgeschäft zuversichtlich gestimmt und geht von leicht steigenden Absatzmengen für das Gesamtjahr 2016 aus. So kamen bereits im zweiten Quartal 2016 wieder positive Impulse für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus dem Außenhandel. Insgesamt wurden aus Deutschland 1,2 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen über die Grenzen geschickt als im ersten Quartal 2016. Dieses ansteigende Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft belebt die Verkäufe der Holzpackmittelindustrie, denn nahezu jedes ausgeführte Produkt wird entweder verpackt und/oder auf einer Palette befördert.
Damit setzt sich der volumenmäßige Aufwärtstrend der vergangenen Jahre auch 2016 für unsere Branche fort. Wir gehen derzeit davon aus, dass die Produktionsmengen um rund 4 Prozent zulegen werden, wobei die Dynamik bei der Herstellung von Holzpaletten etwas ausgeprägter ist als bei den Kisten und Exportverpackungen. Nach unserer Einschätzung wird die Menge der im Gesamtjahr 2016 in Deutschland hergestellten Paletten aus Holz um rund 5 Prozent auf dann etwa 103 Millionen Ladungsträger ansteigen. Damit dürften wir erstmals die Schallgrenze von 100 Millionen Paletten ‚Made in Germany‘ geknackt haben. Der Vorjahreswert lag bei 98,5 Millionen Stück. Nicht ganz so rasant wird die Herstellung der Kisten und Exportverpackungen aus Holz in 2016 zulegen. Wir gehen hier von einem Anstieg der Produktion um etwa 3 Prozent aus, was bezogen auf die verarbeitete Holzmenge einem Wert von 1,54 Millionen Kubikmetern entspricht. Kabeltrommeln aus Holz sehen wir im Gesamtjahr 2016 um 5 Prozent höher als 2015. Die korrespondierende Menge Holz beträgt hier knapp 80.000 Kubikmeter.
Die weiter steigenden Mengen geben nur ein unvollständiges Bild der tatsächlichen Branchenlage. Schon im vergangenen Jahr konnten wir beobachten, dass die Mengen insgesamt stärker gewachsen sind als die korrespondierenden Umsätze. Die amtliche Statistik weist hier für das Jahr 2016 einen Branchenumsatz von gut 1,4 Milliarden Euro aus, der damit etwa auf dem Niveau des Jahres 2014 verharrt, der Rückgang beträgt 0,6 Prozent. Dieses Auseinanderfallen von Mengen und Werten deutet auf einen enormen Preisdruck in der Branche hin, der auch im laufenden Jahr anhalten dürfte. Aufgrund einer verschärften Konkurrenzsituation sind die Verpackungs- und Palettenpreise weiter unter Druck, was die Spielräume der Unternehmen einengt.
Der aktuelle ifo-Konjunkturtest für die Hersteller von Holzpackmitteln und Paletten wies Ende August eine leichte Eintrübung des Geschäftsklimas aus, was insbesondere auf rückläufige Erwartungen für die kommenden sechs Monate zurückzuführen ist. Diese Entwicklung deckt sich allerdings mit dem Geschäftsklima für das gesamte verarbeitende Gewerbe und damit für die Kundenbranchen unserer Betriebe. Dies kann in den kommenden Monaten allerdings auch wieder anders aussehen, denn wir beobachten bereits seit einiger Zeit, dass die Vorlaufzeit vieler Aufträge für Holzpackmittel und Paletten tendenziell kürzer wird. Die Kundenbranchen fahren wegen der vorhandenen Unsicherheiten offenbar verstärkt ‚auf Sicht‘, doch eine grundsätzliche Order-Zurückhaltung ist nicht erkennbar. Diese Kurzfristigkeit stellt eine zusätzliche Herausforderung für unsere Betriebe hinsichtlich maschineller und personeller Flexibilität dar. Regionale Nähe und schlanke Strukturen helfen hier im Wettbewerb.
Deutlich zugenommen hat der Bedarf an weiteren Serviceleistungen unserer Unternehmen aufgrund der schwankenden Auftragslage der deutschen Wirtschaft insgesamt. So wird derzeit viel zusätzliches Geschäft über das kurzfristige Einlagern von verpackten Gütern generiert, die auf ihren endgültigen Versand warten. Dieses Lagergeschäft ist ein Baustein im Angebots-Portfolio unserer Betriebe, die sich immer mehr vom reinen Hersteller zum Service-Dienstleister rund um das Thema Verpacken entwickeln. Heute sind mehr denn je umfassende Dienstleistungen gefragt – von der Annahme und Einlagerung der Packgüter, über die professionelle Verpackung bis hin zum fehlerfreien und sicheren Versand der Produkte in die ganze Welt.
Aktuell organisieren wir im HPE bundesweit rund 400 überwiegend inhabergeführte Unternehmen aus allen Bereichen der Holzpackmittelindustrie. Der gesamte Branchenumsatz wird von uns inklusive der Kleinbetriebe auf etwa 2,3 Milliarden Euro geschätzt. Zum Vergleich: Die amtliche Statistik weist aktuell rund 170 Betriebe ab 20 Mitarbeitern im Bereich Herstellung von Holzpackmitteln aus, die zusammen einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro erzielen. Der hochgerechnete Holzbedarf der Branche liegt – inklusive der Kleinbetriebe unter 20 Mitarbeitern – bei rund sechs Millionen Kubikmetern.
Nach einem leichten Rückgang der Exporte von Holzpaletten im Jahr 2015 um 1,4 Prozent auf 28,1 Millionen Stück steigt die Nachfrage aus dem Ausland aktuell wieder an. So legten die Ausfuhren gemäß den vorläufigen Werten von Januar bis Juni 2016 um 5,6 Prozent auf knapp 15 Millionen Stück zu. Die Importe ließen im selben Zeitraum um 5,2 Prozent nach und gingen auf rund 30,4 Millionen Stück zurück, was insgesamt zu einer Stärkung der Wettbewerbssituation deutscher Hersteller geführt haben dürfte.
Die FachPack ist die zentrale Messeplattform für die Branche. Wir sind wieder mit einem Verbandsstand, und jetzt zusätzlich auch mit einem Firmenstand vertreten. Um die insgesamt gute Wettbewerbssituation weiter behaupten zu können, hat der HPE in diesem Jahr eine verstärkte Qualitäts-Offensive gestartet und stellt auch den Messeauftritt in Nürnberg unter das Stichwort „Qualität und Sicherheit in der Verpackung und auf der Palette“. Neben dem bereits seit gut zwei Jahren am Markt etablierten statischen Berechnungstool PALLET Express entwickeln wir einen neuen Branchenstandard für die Herstellung und Verwendung von Paletten. Diese Palettenrichtlinie wird in Zukunft sämtliche Kriterien beschreiben, die bei der Herstellung und Verwendung von Paletten zu beachten sind. Ab dem kommenden Jahr werden sich die besonders ambitionierten Produzenten in einer neuen Fachgruppe HPE CERTIFIED PALLETS zusammenschließen und ihren Kunden über ein externes Audit die Einhaltung der Palettenrichtlinie garantieren. Geplant sind zudem Ladungsträger, deren Einsatzmöglichkeiten und maximale Tragfähigkeit über ein begleitendes Datenblatt dokumentiert wird.
Einen weiteren Schritt nach vorne gehen wir mit der neuen Verpackungssoftware CASE Express, die momentan für die HPE-Betriebe in Kooperation mit einem französischen Partner entwickelt wird. Die Software dient der Konstruktion und statischen Berechnung von Kisten und Exportverpackungen. Ausgehend von der Größe, dem Gewicht, dem Schwerpunkt und dem geplanten Umschlag und Transport eines Packgutes – beispielsweise einer Maschine – kann das Programm die Dimensionen der passenden Verpackung errechnen und die Konstruktionsdetails an die Fertigungsanlagen weitergeben.
In Ergänzung zu den qualitativen Anforderungen an unsere Produkte geht es uns als Branche auch um einen fairen Wettbewerb der Materialien im Verpackungsmarkt. In dem jüngst vorgelegten Entwurf eines Verpackungsgesetzes aus dem Bundesumweltministerium erkennen wir an verschiedenen Stellen eine ungerechtfertigte Benachteiligung des Werkstoffes Holz in der Verpackung. Wir befürchten einen deutlich höheren Rücknahmeaufwand für Transportverpackungen, verbunden mit erheblichen Mehrkosten sowie eine in Zukunft eingeschränkte energetische Verwertbarkeit nicht wiederverwendbarer Paletten und Kisten aus Holz.
So sollen sich – anders als bei den derzeit gültigen Regelungen der Verpackungsverordnung – die bestehenden Rücknahmeverpflichtungen zukünftig nicht mehr nur auf die tatsächlich vom Hersteller oder Vertreiber in Verkehr gebrachten Verpackungen beschränken, sondern sie sollen in Zukunft auch die Rücknahme ‚gebrauchter, restentleerter Verpackungen der gleichen Art, Form und Größe‘ umfassen – und zwar unentgeltlich. Das lehnen wir ab, da dies einen erheblichen zusätzlichen Rücknahmeaufwand für die von uns vertretenen Holzpackmittelhersteller darstellt. Angesichts einer Importquote bei Paletten von rund 50 Prozent drohen die Verpflichtungen des Verpackungsgesetzes faktisch auf die deutschen Hersteller alleine abgewälzt zu werden.
Es besteht hier zudem keinerlei Handlungsbedarf, da die gebrauchten und nicht wiederverwendbaren Paletten und Holzverpackungen bereits heute einen ebenso ökologischen wie wirtschaftlich vernünftigen Weg der stofflichen oder energetischen Verwertung finden. Geplant in dem vorliegenden Entwurf zum Verpackungsgesetz ist ferner, die derzeitige Sonderregelung der Verpackungsverordnung, wonach Transportverpackungen „gleichwertig“ stofflich oder energetisch verwertet werden können, zu streichen und zukünftig einen Vorrang der stofflichen Verwertung zu postulieren.
Dies lehnen wir ab. Zum einen sind die Möglichkeiten der stofflichen Verwertung für Holzpackmittel wie beispielsweise Paletten sowohl mengenmäßig als auch regional wegen der vergleichsweise hohen Transportkosten beschränkt, zum anderen beheizen die meisten Betriebe der holzverarbeitenden Industrie ihre Produktionsanlagen und Trocknungskapazitäten umweltschonend und CO2-neutral mit Holz. Sollten die Regelungen wie beabsichtigt umgesetzt werden, würde dies bedeuten, dass die umweltfreundliche Energieerzeugung in unseren Unternehmen de facto unterbunden würde – das ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar.“