Paderborn. Service Learning im Bildungscluster OWL nimmt Fahrt auf. Sieben gemeinnützige Organisationen aus Ostwestfalen-Lippe können ab sofort auf kompetente Unterstützung durch Studierende der Universität Paderborn unter Leitung von Jun.-Prof. Dr. Karl-Heinz Gerholz, Projektpartnern und Senioren-Experten aus OWL bauen.
Studierende unterstützen gemeinnützige Organisationen mit ihrem universitären Wissen. Mit dieser modernen Lernform des ‚Service Learning’ werden im Bildungscluster OWL gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Studierende finden ein Betätigungsfeld, auf dem sie ihre erworbenen Kompetenzen erproben und weiterentwickeln können, ehemalige leitende Experten aus der Wirtschaft und beteiligte Unternehmen bringen ihre Erfahrungen als Projektpartner ein und soziale Organisationen aller Art können ohne Kosten so manches ihrer Probleme lösen – und diese sind zumeist finanzieller Art. „Diese Kooperation macht es möglich, dass universitäre Forschung und Bildung unmittelbar in die Praxis der gemeinnützigen Organisationen einfließen. Damit können wir einen Meilenstein für kooperatives wissenschaftliches und bürgerschaftliches Engagement in der Region setzen“, freut sich der Wirtschaftspädagoge Jun.-Prof. Gerholz.
So erwarten sich etwa Christina Bödeker und Karsten Hentschel vom Caritasverband Paderborn die Entwicklung eines ganzen Baukastens von Spenden- und Sponsoringideen. Karsten Hentschel erklärt: „Wir haben bislang ein Spendenvolumen von nur 140.000 Euro – zu wenig für die Vielzahl unserer karitativen Projekte.“ Daher gehe es ihnen um neue Ideen und Möglichkeiten des „Fundraising“. „Die Studierenden gehen ganz unbefangen an das Thema heran, so erhoffen wir uns interessante Ergebnisse“, freut sich Hentschel auf die Vorschläge.
Für das „AlarmTheater“ Bielefeld erarbeiten Studierende ein Sponsoring-Konzept. Harald Schmid, Leiter des im sozialen Bereich stark engagierten Theaters, sieht darin eine neue Perspektive: „Vielleicht bekommen wir jetzt etwas Entlastung und müssen uns nicht immer mühsam von einem Theaterprojekt für Randgruppen und Benachteiligte zum anderen hangeln.“ Schmid zeigt sich überzeugt von dem Konzept des Service Learning und der Kooperation diverser Partner wie beispielsweise Böllhoff. „Für uns könnten sich auch interessante Partnerschaften mit Unternehmen und zum Beispiel Berufskollegs bilden“, führt Schmid aus.
Schulleiterin Anette Seyer vom Kolping Berufskolleg hat sich die Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen, Asylanten und Analphabeten auf die Fahnen geschrieben. „Wir brauchen ein ganz neues Personalentwicklungskonzept für unsere vielfältigen Projekte“, beschreibt Seyer. Die nötige Praxiserfahrung dafür bringen Personalentwicklerin Kamila Miosga und Hans-Jürgen Raeder, Ausbildungsleiter beim Bielefelder Bauunternehmen Goldbeck, mit. Gemeinsam mit den Studierenden werden sie ein Personalentwicklungskonzept für das Berufskolleg erstellen.
Weitere Projekte sind die Entwicklung einer Homepage für das „Zentrum pro MINT GT Kreis Gütersloh“, ein Strategiekonzept für die nachhaltige Absicherung der Arbeit des „Marktplatz für Bürgerengagement in Paderborn“, eine Analyse der Frage, was Menschen zur Spendenbereitschaft motiviert für die überkonfessionelle Freikirche ICF Paderborn (International Christian Fellowship) und eine Bedarfsanalyse „Wie ticken Schüler und Schule?“ für den Verein MINT Technikum.
Alle Kooperationen konnten nicht zuletzt durch den Marktplatz Paderborn, nach eigenen Angaben „die zentrale Anlaufstelle für alle Belange des bürgerschaftlichen Engagements mit derzeit über 100 ehrenamtlichen Projekten in zehn verschiedenen Tätigkeitsbereichen“, ermöglicht werden. Insbesondere die Senioren-Experten zur Unterstützung der Studierenden wurden vom Marktplatz angeworben.