Freies WLAN in Münster ist noch nicht flächendeckend möglich, doch es wird fleißig daran gearbeitet. Für die Stadt würde dies einen erheblichen Imagegewinn bedeuten: von der „fahrradfreundlichsten“ zur „am besten vernetzten“ Stadt Deutschlands.
Im internationalen Vergleich ist freies WLAN nahezu eine Selbstverständlichkeit. Eine Vorreiterrolle hat diesbezüglich Estland inne. In fast jeder estnischen Stadt gibt es einen Hotspot. Ähnlich vorbildlich sieht es im österreichischen Linz aus, in der die Stadt und der Telefonbetreiber Liwest zusammen ein WLAN-Netz anbieten. Mit 120 Hotspots für 200.000 Einwohnern ist Linz bestens versorgt.
Hauptgrund für die schlechte Verbreitung in Deutschland ist die unklare Rechtslage. Es existiert noch immer kein klares Gesetz, das Haftungsfragen klar regelt. Vielmehr wird durch Urteile des Bundesgerichtshofes nach dem Prinzip der sogenannten „Störerhaftung“ verfahren. Demnach haftet der Betreiber eines Netzes für alles, was in seinem Netz passiert. Dies gilt demzufolge beispielsweise für Gastronomen, die in ihrer Einrichtung WLAN anbieten und deren Kunden Inhalte illegal downloaden.
Trotz der ungeklärten Rechtslage bilden sich Bürgervereinigungen, die öffentliches WLAN vorantreiben wollen. Freifunk Münster ist ein ebensolcher Verein. Um mitzumachen, braucht man einen Router, der mit einer speziellen Software ausgestattet ist. Dieser lässt sich gegen einen geringen Betrag käuflich erwerben. Surft man über diesen Router, wird ein Teil der Bandbreite der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Auf eigenen Surfspaß muss man dabei nicht verzichten, denn bei Anbietern wie 1und1 gibt es Surfflats mit derart hohen Bandbreiten, dass man problemlos ein bisschen Volumen abgeben kann. Am Vertrag selbst muss man dazu nichts ändern. Das Problem mit der Störerhaftung wurde auch gelöst: Die Daten werden zu einem VPN-Tunnel umgeleitet, sodass nicht mehr nachvollziehbar ist, was auf dem Privatnetz hoch- oder heruntergeladen wurde.
Ähnliches ist in Lage zu beobachten. Dort hat sich eine Werbegemeinschaft organisiert und bietet rund um den Marktplatz freies Internet an. Die Initiative Freifunk Bielefeld hat sich zum Ziel gesetzt, den Internetzugang für die Lagener zu erleichtern. Im ersten Schritt hat die Werbegemeinschaft 35 Router angeschafft, die von Geschäfts- und Privatpersonen kostenfrei entgegengenommen werden können. Ähnlich wie in Münster sind die Router mit einer speziellen Software ausgestattet, die das Surfen sicher gestaltet und diejenigen schützt, die ihre Anschlüsse zur Verfügung stellen.
Freies WLAN ist auf dem Vormarsch. Allerdings braucht es regionale Gruppen, die den Ausbau vorantreiben. Zu hoffen bleibt, dass demnächst eine klare gesetzliche Regelung verabschiedet wird, damit der Ausbau ordentlich in Schwung kommt.