Paderborn. Daten werden als das Gold der Zukunft bezeichnet. Dass diese missbräuchlich genutzt werden können, hat gerade die Affäre um Facebook gezeigt. Aber es gibt eine Vielzahl sinnvoller Nutzungen der Daten, wie zum Beispiel, um Einbrüchen vorzubeugen. Aufgrund von Wetter, Lage oder Tageszeiten lassen sich Einsatzpläne der Polizei optimieren.
„Mit Erfolg“, sagt Professor Dr. Christian Ewering, Dekan für Informatik an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW), „die Einbruchsquoten fallen dadurch um bis zu 30 Prozent.“ Auch viele Unternehmen schürfen Daten, um sie zur verbesserten Kundenansprache zu nutzen. Dieser Trend wird sich angesichts der steigenden Digitalisierung weiter verstärken. „Experten gehen davon aus, dass Daten der Produktionsfaktor der Zukunft sind“, erläuterte Ewering jetzt beim mit über 100 Teilnehmern gut besuchten Wirtschaftsforum der FHDW. Gleichzeitig nutzen Unternehmen Daten, um beispielsweise aus dem Nutzungsverhalten von Maschinen, Vorhersagen für anstehende Wartungsarbeiten zu machen. Fachleute sprechen von ‚Predictive Maintenance‘.
Mehr Kundennutzen baut Misstrauen gegen Missbrauch von Daten ab
Für Harry Barth, Phoenix Contact, ist aber auch klar, dass „sich in Zukunft nur dann Daten sammeln lassen, wenn sich damit Mehrwerte für den Kunden verwirklichen lassen. Nur dann wird sich auch das bestehende Misstrauen abbauen lassen.“ Die Datensammlung ist nur der erste Schritt. Anschließend werden die Daten miteinander verbunden, gespeichert und analysiert, um dann letztlich genutzt zu werden. Als große Datensammler identifiziert Barth vor allem Google, Apple, Facebook und Amazon. In Deutschland sind dies neben der Deutschen Post, der Onlinehändler Otto oder Arvato.
Möglichen Mehrwert will auch das Unternehmen pmOne Analytics aus Paderborn mit seinen Empfehlungen erreichen. „Mit passgenauen Empfehlungen, zum Beispiel für Flugreisen, die aufgrund des jeweiligen Nutzerverhaltens naheliegen“, erläutern Raphael Fockel und Dr. Michael Baumann ihre Strategie. Trotz unterschiedlichen Verhaltens und 2/2 Ansprüchen der Kunden, gibt es Ähnlichkeiten, die Unternehmen aus den rund 3.000 Merkmalen für sich nutzen können. „Letztlich kannte der Tante- Emma-Laden seine Kunden und konnte genaue Produkte empfehlen, und genau das versuchen wir aus den gefilterten Daten ebenfalls zu erreichen“, erläutern Fockel und Baumann.
Eine Stufe weiter geht Tanja Krüger mit ihrem Unternehmen, der Resolto Informatik aus Herford. Mit künstlicher Intelligenz versucht Resolto, „direkt in die Produktionsprozesse zu schauen, um so Zusammenhänge zu erkennen, die jenseits unseres Vorstellungsvermögens liegen“. Dabei werden Daten in Echtzeit erhoben, verarbeitet und wieder in den Prozess zurückgespielt. „Im Ergebnis können wir so Kosten und den Ausschuss senken“, erläutert Krüger.
Übereinstimmend kommen alle Referenten zu dem Schluss, dass der Trend zur Datenanalyse und zur Digitalisierung ein großes Beschäftigungspotenzial bietet. Darauf hat sich die FHDW schon eingestellt. Sie bietet ab jetzt die Spezialisierung „Data Science“ als Bachelorstudiengang an. Eine entsprechende Spezialisierung im Masterstudiengang wird 2019 starten. Zudem entwickelt die FHDW gemeinsam mit Unternehmen individuelle Weiterbildungsangebote zur Datenanalyse.