Paderborn. Es schleicht sich mehr und mehr ein, ist mitunter schwer zu erfassen und kann jeden treffen, egal ob im Beruf, Studium oder in der Schule. Mit dem Burn-out-Syndrom und deren Prävention beschäftigte sich jetzt eine Podiumsdiskussion der Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter unter der Fragestellung „Feuer und Flamme oder ausgebrannt?“.
Die starke emotionale Erschöpfung mit schwächelnder Leistungsfähigkeit verursacht in der Europäischen Union (EU) Folgekosten von 20 Milliarden Euro im Jahr.
Sascha Walter, selbstständiger Architekt aus Bad Driburg, hat als Betroffener das Burn-out-Syndrom durchgemacht und bewältigt. „Ich habe fast gar nicht mehr geschlafen“, schildert er. Die Folge seien Angstzustände, Gedächtnisstörungen, Schwindel und Herzrhythmusstörungen gewesen. Erst als seine Geschäftspartner ihn in den Urlaub geschickt hätten, sei der Absturz gekommen. Die Folge: Ein zweimonatiger Aufenthalt in einer Klinik. Eine Überdosis aus Perfektionismus, Motivation, Leistungsorientiertheit und Kreativität und dazu noch ein innerer Leistungsdruck hätten zu dem Burn-out geführt, ist sich Sascha Walter sicher. Nach einem Eingliederungsplan ist er nun für die täglichen Anforderungen im Beruf wieder fit.
Doch soweit muss es erst gar nicht kommen. Wenn Mitarbeiter zunehmend gereizter und genervter reagieren und die Arbeit wegschieben, sollte interveniert werden. Beim Unternehmen „Phoenix Contact“ aus Blomberg gibt es dafür eine betriebliche Mitarbeiterberatung. „Führungskräfte sollten sich für die Mitarbeiter sensibilisieren und ein Erstgespräch anbieten“, erläuterte die Leiterin des Bereichs „Health & Safety“, Elisabeth Strathaus. „A und O“ sei dabei die Kommunikation in einem Unternehmen, um nicht zuletzt die Hemmschwellen zu nehmen. Auch Mitarbeiterbefragungen könnten helfen. Die Einrichtung einer Anlaufstelle für neutrale Probleme der Mitarbeiter ist für Führungskräfte-Coach Renate Irena Mahr eine gute Möglichkeit zur Prävention. Zudem sollten Störungen im Betrieb ganz genau durchleuchtet und die Organisation hinterfragt werden. Auch Unternehmer könnten sich entlasten, indem sie ihre Mitarbeiter zum selbstständigen Arbeiten befähigten, rät Mahr.
Die Prävention in einem Unternehmen hält auch Nicole Stoklossa, Psychotherapeutin im Burn-out-Kompetenzzentrum OWL in Paderborn für wichtig. Über Entspannungsverfahren, Sportprogramme und Seminare können Mitarbeiter gezielt dem Ausbrennen vorbeugen. Auch das Nachdenken über ein konstruktives Zeitmanagement sei hilfreich, so die Expertin. Zudem sei die Gesundheitsförderung in einem Unternehmen bis zu 500 Euro pro Mitarbeiter und Jahr steuerfrei. Möglichkeiten gibt es also genug, damit Körper, Seele und Geist in harmonischem Gleichgewicht bleiben und die Burn-out-Falle erst gar nicht zuschnappt.