Berlin (dapd). Schlechte Wirtschaftsaussichten Griechenlands geben der Debatte über den Verbleib des Landes im Euroraum neue Nahrung. Die Ratingagentur Standard & Poor’s erwartet, dass die griechische Wirtschaftsleistung dieses und kommendes Jahr um zehn bis elf Prozent sinkt und rechnet mit einer Athener Haushaltslücke von bis zu sieben Milliarden Euro. Die EU sieht bislang eine günstigere Wirtschaftsentwicklung. Die Agentur senkte am Mittwoch den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Griechenlands auf „negativ“. Die Bonität blieb auf Ramschniveau. Derweil debattieren deutsche Ökonomen, Wirtschaftsvertreter und Politiker weiter über die Zukunft des Landes. Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, sagte der „Südwestpresse“, bei Erfüllung ihrer Auflagen könnten die Griechen im Euro bleiben. „Wenn das Land die Umkehr nicht schafft, ist es besser aus dem Euro auszutreten“, fügte er hinzu. Die Entscheidung liege in Athen. Deutschland könne beide Szenarien aushalten. Der Euro insgesamt sei aber extrem wichtig, sagte der BGA-Präsident weiter. Eine Rückkehr zur D-Mark habe unkalkulierbare politische Folgen und führe zum Rückfall in Nationalismus und Protektionismus. An eine Domino-Theorie, nach der nach einem griechischen Austritt als nächstes Portugal oder Spanien fielen, glaube er aber nicht. Börner zeigte sich optimistisch, dass Deutschland im Außenhandel auch dieses Jahr ein deutliches Plus erreichen wird. Nach ersten Zahlen des Statistischen Bundesamtes wuchsen die deutschen Exporte im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,4 Prozent. Dabei gingen die Ausfuhren in die Eurozone als Folge der Rezession in Südeuropa um 3,0 Prozent zurück. Dafür bezogen aber Länder außerhalb der EU 19,8 Prozent mehr Waren aus Deutschland. Mittlerweile droht mit Frankreich auch das zweitgrößte Euroland in die Rezession abzugleiten. Die Zentralbank in Paris erwartet auf Grundlage vorläufiger Zahlen, dass die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 0,1 Prozent zurückgehen wird. Die Banque de France hatte bereits für das zweite Quartal einen Rückgang in gleicher Höhe prognostiziert. Ökonomen sprachen sich unterdessen für einen geordneten Austritt Griechenlands aus der Eurozone aus. „Der einheitliche Währungsraum muss eben gerade nicht zerfallen, wenn einzelne Länder vorübergehend austreten“, schrieben die Volkswirtschaftler Hans-Werner Sinn und Friedrich Sell in der „Süddeutschen Zeitung“. Dadurch könne der Kern der Eurozone stabilisiert werden. In Griechenland seien die befürchtete Auflösung von Ersparnissen und die Kapitalflucht längst eingetreten. Die vielen Rettungsaktionen für Krisenstaaten hätten das Eurosystem in eine Sackgasse geführt. Der Ökonom Max Otte bezeichnete einen Euroaustritt Griechenlands sogar als mögliche Blaupause für andere Länder. Anhand eines Austritts könnten Erfahrungen für den Fall gesammelt werden, „dass man Ähnliches für größere Staaten wie Portugal oder Spanien durchführen müsste“, sagte er dem „Handelsblatt“. Baden-Württembergs CDU-Chef Thomas Strobl kritisierte dagegen Spekulationen von CSU- und FDP-Politikern über einen griechischen Euroaustritt. „Wir alle sollten uns auf die Sache und die Problemlösung konzentrieren, statt über Was-wäre-wenn-Szenarien zu brüten“, sagte er. Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) warf den Euroländern mangelnde Entschlusskraft bei der Krisenbewältigung vor. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Euroaustritt Griechenlands verliert zunehmend den Schrecken
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen