Münster. Die richtige Art der Bettenaufbereitung bleibt ein heikles Thema. Das Dilemma besteht seit Jahren darin, dass es für die Vielzahl unterschiedlich strukturierter, organisierter und finanziell ausgestatteter Krankenhäuser keine einheitliche Lösung geben kann. Vielmehr muss jede Klinik unter Abwägung verschiedenster Faktoren das passende Konzept finden. So lautete die Quintessenz eines Themenabends, an dem sich auf Einladung des Netzwerks Gesundheitswirtschaft Münsterland und der PML GmbH insgesamt 30 Klinikvertreter, Gesundheitsökonomen und Industrieakteure aus Deutschland und der Schweiz beteiligten.
Grundsätzlich gilt, dass jedem stationär aufgenommenen Patienten ein sauberes, desinfiziertes und mit frischer Wäsche bezogenes Bett zusteht. Dabei stellen gestiegene Ansprüche an Hygienekriterien und Wirtschaftlichkeit sowie die Sicherheit und Zufriedenheit der Patienten die Krankenhäuser vor immer neue Herausforderungen. Steigende Fallzahlen und kürzere Liegezeiten stationärer Patienten verstärken den Druck auf die reibungslos funktionierende Organisation.
„Bettenaufbereitung ist ein komplexer Prozess, den es unter den Aspekten Qualität versus Kosten zu optimieren gilt. Nur: Krankenhäuser sind noch keine prozessgesteuerten Unternehmen“, meinte Wolfgang Graf von Ballestrem, Geschäftsführender Gesellschafter der auf logistisches Projektmanagement spezialisierten PML GmbH aus Everswinkel. Einem Krankenhaus müsse es gelingen, Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und trotzdem Qualität zu liefern. Das Ziel unter Effektivitäts- und Effizienzkriterien müsse heißen: „Das richtige und hygienisch, sauber und ansehnlich perfekt aufbereitete Bett im technisch einwandfreien Zustand zur richtigen Zeit am richtigen Platz.“
Je nach Krankenhaus ist die Bettenaufbereitung dezentral in Patientenzimmern bzw. auf Fluren, teilzentral in Aufbereitungsräumen auf Etagen bzw. in Gebäudeflügeln oder zentral an einer Stelle (meist im Kellergeschoss) organisiert. In den vergangenen Jahren wurde vorwiegend die dezentrale Aufbereitung eingesetzt.
Als grundlegendes Problem kristallisierte sich im Laufe der Diskussion heraus, dass es in vielen Krankenhäusern keinen Verantwortlichen gibt, der den gesamten Prozess der Aufbereitung in Abstimmung mit Personal, Produzenten von Reinigungsanlagen und Bettenherstellern managt. „Manche Krankenhäuser können noch nicht einmal sagen, wie viele Betten physisch vorhanden sind“, kritisierte Christian Heister, Leiter Process beim Bettenhersteller Johann Stiegelmeyer GmbH & Co. KG das mangelnde Bewusstsein für den Bettenbestand als Grundlage der Patientenversorgung. Des Weiteren sensibilisierte er seine Zuhörer für die Art der Bettenaufbereitung in Abhängigkeit von ihrer Beschaffenheit. „Der Wechsel von mechanischen zu motorischen Betten hat Einfluss auf die Aufbereitung.“ Hochmoderne Betten seien viel aufwändiger zu reinigen als das Standardbett. Sie seien größer und daher nicht mehr so einfach durch die Häuser zu transportieren. Auch bestehen moderne Betten aus verschiedensten Bestandteilen und Materialien, so Heister, der seine Rolle inzwischen auch als Berater hinsichtlich des Bettenmanagement eines Krankenhauses betrachtet.
Dr. Bernd Eschweiler von der Miele & Cie. KG versicherte, dass die Hersteller von Reinigungs- und Desinfektionsanlagen sich dessen bewusst seien. Verschiedenste verwendete Werkstoffe würden berücksichtigt und die Behandlung erfolge deshalb mit materialschonenden Methoden. Eine vorgestellte Reinigungsanlage verdeutlichte, dass sich Miele angesichts unterschiedlicher Bettengrößen, Materialbeschaffenheiten und Ressourcenschonung auf die Anforderung der Krankenhäuser eingestellt habe.
Abschließend präsentierte Marcel Lehner von der Schweizer Fehr Lagerlogistik AG das Prinzip der automatisierten Bettenversorgung mittels Hochregallager am Praxisbeispiel des Züricher Stadtspitals Triemli. „Automatisierte Lagerung gewährleistet Lagerverwaltung, Supply Chain Anbindung und Kosteneinsparungen.“ Im Zentrum des Vortrags standen die in das Krankenhaus integrierten Multitower, in denen eine Vielzahl von Betten vor und nach der Reinigung zwischengelagert bzw. frisch bereitgestellt werden kann. Insgesamt 60 Lagerplätze pro Tower stünden zur Verfügung, erklärte Lehner, der dieses Modell erstmals öffentlich präsentierte.
Carmen Schulte vom Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland freute sich über den Erfolg des Themenabends: „Das Prozessdenken im Krankenhaus nimmt immer mehr zu. Wir haben die am Prozess der Bettenaufbereitung beteiligten Akteure ins Gespräch gebracht und die Aufmerksamkeit für dieses aktuelle und zukunftsträchtige Thema gesteigert.“