Detmold. Zum Austausch über Themen der Industriepolitik waren im Januar Vertreter des europäischen Industrie- und Arbeitgeberdachverbandes Businesseurope zu Gast bei Elektrotechnikhersteller Weidmüller. Alexandre Affre, Bruno Pedrotti und Jürgen Habenbacher sowie Dr. Oiver Blank, Leiter European Affairs beim ZVEI, waren der Einladung von Weidmüller Vorstandssprecher Dr. Peter Köhler gefolgt und eigens aus Brüssel nach Detmold gekommen.
Neben einer kurzen Unternehmensvorstellung und einem Rundgang durch die Produktionsstätten, bei dem sich die Besucher ein eigenes Bild von den Produkten und Prozessen bei Weidmüller machen konnten, waren es vor allem die Anliegen eines mittelständischen Unternehmens, die die Gäste interessierten. „Industriepolitik ist längst kleine nationale Angelegenheit“, unterstreicht Dr. Peter Köhler, der auch Vorsitzender des Industrial Affairs Committee (IACO) bei „Businesseurope ist, die Wichtigkeit des Austauschs. „Die europäische Politik und Gesetzgebung hat maßgeblichen Einfluss auf die Unternehmen innerhalb der EU.“ Dass es in diesem Zusammenhang auch sehr unterschiedliche Interessenlagen gibt, machten Köhler seinen Gästen an dem konkreten Beispiel der Energiepolitik deutlich: „In Europa gibt es Länder, die die nukleare Energiegewinnung massiv ausbauen möchten, andere wie Deutschland haben sich den Atomausstieg auf die Fahne geschrieben“, so Köhler. Hier einen Ausgleich zu finden, hält er für elementar: „Papieren die zur Industrie- und Klimapolitik entworfen werden müssen konkrete Maßnahmen folgen“, fordert der Weidmüller Vorstandssprecher. „Das war in der Vergangenheit nicht immer so, aber durch die immer häufigere Einbeziehung der Fachverbände und der Wirtschaft in Entscheidungsprozesse sind wir da auf einem relativ guten Weg.“
Ein Weg den auch Alexandre Affre, Senior Berater Energie und Umwelt bei Businesseurope, gerne weiter begehen will. „Wir werden der EU-Kommission konkrete Maßnahmen vorschlagen, mit Hilfe derer gerade die kleinen und mittelständischen Industrieunternehmen gestärkt werden“; so der gebürtige Franzose im Gespräch mit Dr. Peter Köhler. „Ziel ist es vor allem bürokratisch und administrative Hürden weiter abzubauen und so die weltweite Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie aufrechtzuerhalten und auszubauen.“
Dass dies durchaus Sinn macht, dessen ist sich auch Dr. Oliver Blank, eiter European Affairs beim ZVEI, sicher: „Länder, die ihre industrielle Produktion in den vergangenen Jahre nicht zurück gefahren habe, haben sind deutlich besser durch die Krise gekommen als andere“, so Blank und stellt den deutschen Weg als beispielhaft hierfür dar. Doch auch europaweit spiele die Industrie eine nach wie vor eine wichtige Rolle: „16 Prozent des europäische Bruttoinlandsprodukt werden durch die Industrie generiert und rund 80 Prozent der Exporte in der EU sind Industriegüter.“
Dem fruchtbaren Austausch in Detmold werden noch weitere Treffen folgen und das macht in den Augen Dr. Peter Köhlers auch Sinn: „Schließlich können und wollen wir in Deutschland nicht ohne Europa leben.“