Minden. Blumen in Bierflaschen, Kaffee im Kochtopf – „Diskrepanzen“ oder die alltäglichen Widersprüche im Haushalt der 30er Jahre. Der erste Melitta-Werbefilm, der vor 75 Jahren in die Kinos kommt, demonstriert in einer kurzweiligen, pointenreichen Story, wie die clevere Hausfrau Kaffee richtig brüht – nämlich mit Filter und Filtertüten. Der dreieinhalb- Minuten Spot wurde in Berliner Kinos im Vorprogramm gezeigt, unmittelbar nach Erscheinen jedoch von den Nationalsozialisten verboten. Der Grund: das Fremdwort „Diskrepanzen“ passte nicht in die – alles nationale betonende – Propagandalandschaft des Regimes.
Die Väter
1938 engagiert Melitta den Berliner Kabarettisten Werner Finck als Texter für einen Werbefilm, der dem damaligen Zeitgeist entsprach. Werner Finck ist bekannt aus vielen Filmen (z.B. La Habanera, Rosen für den Staatsanwalt) und durch zahlreiche Buchveröffentlichungen (z.B. Alter Narr – was nun“).
Für die Gestaltung des Films sorgte Jupp Ernst, Designer aus Paderborn. Zu Jupp Ernsts bekanntesten Entwürfen gehörte – neben dem Corporate Design für Melitta – die Afri-Cola-Flasche; in den 60er Jahren hat er die documenta III entscheidend mitgeprägt.
Die Story
Der erste Melitta Kinowerbefilm ist eine Art Kabarettstück mit überzeichneter Botschaft und zahlreichen Anspielungen auf politische und gesellschaftliche Wertvorstellungen der damaligen Zeit. Mit einem Schmunzeln rüttelt ein Sprecher/Schauspieler am Gewissen der Kaffeeliebhaber: „Nehmen wir mal unsere Hausfrauen…. Was die mitunter zum Beispiel mit dem Kaffee anstellen.“ „Sie kochen! Falsch, ganz falsch! Kaffee will gefiltert sein.“ Das klingt befremdlich, die Lösung des Problems wird jedoch unmittelbar geliefert: der Melitta Schnellfilter. Und das von einer klugen, patenten Hausfrau. Handlungsanweisungen par excellence folgen, um auch jeden Einzelschritt für das richtige Aufbrühen von Kaffee dem geneigten Kinobesucher nahezubringen. Fazit: „Gefilterter Kaffee schmeckt besser.“
Die Botschaft
Vertrauen in Qualitätsprodukte, Verlässlichkeit einer Marke – das sind 1938 die Imagebausteine, welche die Werbung in ungewöhnlichen Geschichten und auf emotionale Art und Weise transportieren sollte. Mit Erfolg – wie die Historie der Melitta-Werbung zeigt. Die Werbefigur hinter der Marke hat sich natürlich im Laufe der Zeit geändert – die Botschaften nicht.
Mit einem gewissen Augenzwinkern kann man Werner Finck mit Fug und Recht die Kreation des ersten „Melitta-Manns“ zuschreiben. Heute sind es die modernen Melitta-Männer, der Barista Timon oder der Fußballer Ailton, die Melitta-Produkte dem Zeitgeist entsprechend präsentieren – in maximal 30 Sekunden. Werner Finck und Jupp Ernst hatten über drei Minuten zur Verfügung um die Botschaft zu vermitteln – mehr als das sechsfache der heute üblichen Werbezeit. Dafür ist die Verbreitung heute um ein Vielfaches schneller (und auch schnelllebiger) und die Schar der Fans auf diversen Online-Portalen um ein Vielfaches größer!
Der Film
Der Werbefilm war in den 30er Jahren bereits ein etabliertes Format. Er erreichte 1936 in Deutschland über 360 Millionen Zuschauer in mehr als 5.000 Kinos. Kleine filmische Sequenzen und Geschichten boten eine Mischung aus Product Placement, Spielfilm und Verbraucherberatung.
Link zum Film: http://www.melitta.info/filme_ueber_melitta_de.html
naja… schade schade dass man mit einem Werbefilm aus 1938 heute nicht mehr punkten kann. Ich würde liebe Anworten auf andere, mehr zeitgemäße Fragen von Melitta bekommen:
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=QrwSlfRZgfo