Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im vierten Quartal 2015 um 0,3% gewachsen. Wir erwarten, dass dieses moderat hohe Wachstumstempo 2016 anhalten wird. Aufgrund der gestiegenen Abhängigkeit des Wachstums von unbeeinflussbaren Glücksfällen bestehen aber klare Abwärtsrisiken. Wohl und Wehe hängen weiterhin stark an der Konsumbereitschaft.
Wie das Statistische Bundesamt heute bekannt gab, ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland im Jahresschlussquartal 2015 um 0,3% gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Das Wachstumstempo entsprach dem vom dritten Quartal. Alles in allem hat die Wachstumsdynamik in der zweiten Jahreshälfte 2015 gegenüber der ersten leicht nachgelassen. Damit steht fest, dass die Wirtschaftsleistung 2015 um 1,7% gegenüber 2014 zugenommen hat (kalenderbereinigt: 1,4%).
Die Detailergebnisse für die BIP-Komponenten werden am 23. Februar veröffentlicht. In seiner Pressemitteilung hat das Bundesamt heute aber bereits mitgeteilt, dass der Staat seine Ausgaben deutlich erhöht hat und der Konsument nochmals leicht. Positiv entwickelten sich zudem die Investitionen, vor allem im Bausektor. Das Wachstum belastet hat dagegen der Außenhandel, u. a. weil die Exporte gesunken sind.
Wir erwarten unverändert, dass die Konjunktur in Tritt bleiben wird. Hierfür spricht aus unserer Sicht, dass die bisherigen Wachstumstreiber Rohölpreis, Euro und Niedrigzins anhalten werden. Allerdings dürften von ihnen keine Zusatzimpulse ausgehen. Dies gilt auch für den Rohölpreis, der seit Dezember zwar nochmals deutlich gesunken ist, dessen kaufkraftsteigerndem Effekt aber Belastungen, etwa durch gestiegene Krankenversicherungsbeiträge und ein gestiegener Sättigungsgrad, gegenüberstehen. Der Einzelhandelsumsatz spiegelt dies bereits. Die vom globalen Umfeld ausgehende Unsicherheit dürfte zudem beim Konsumenten angekommen und einer höheren Sparquote zuträglich sein. Unter dem Strich erwarten wir daher weiter, dass das Wachstumstempo des Jahres 2015 bestenfalls bestehen bleibt.
Unsere BIP-Prognose für 2016 liegt unverändert bei 1,5%. Diese durchaus ansehnliche Rate sagt jedoch nichts über die Qualität des Wachstums aus. Und diese ist aus unserer Sicht unverändert niedrig. Denn im Endeffekt ist sie nicht das Resultat einer Reformagenda oder klassischer Wachstumstreiber, wie z. B. der Investitionen, sondern von Glücksfällen, wie z. B. dem Rohölpreisabsturz. Wie lange diese anhalten werden, weiß niemand. Zusatzimpulse dürften von ihnen künftig aber kaum mehr ausgehen. Wir fragen uns: Wo will der Rohölpreis noch hin? Wo will der Euro noch hin, wenn der Leitzinserhöhungsspielraum der Fed zurzeit wie Eis in der Sonne schmilzt? Aufgrund dieser Gemengelage und der Abhängigkeit von Glücksfällen bestehen daher konjunkturelle Abwärtsrisiken. Wehe, wenn der Konsument streikt.