Der befürchtete Rückprall zum ersten Quartal ist beim deutschen BIP ausgeblieben: Das BIP-Wachstum betrug 0,4% ggü. Vq. Auch aufgrund statistischer Revisionen erhöht sich unsere BIP-Prognose für 2016 auf 1,8%.
Der ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes zufolge ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland im zweiten Quartal 2016 um 0,4% gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Nach dem starken Jahresanfangsquartal, als das Wachstum mit 0,7% vor allem auch infolge der milden Witterung ungewöhnlich kräftig gestiegen war, ist der Rückprall deutlich weniger stark ausgefallen, als es die Industrieproduktion und der Einzelhandelsumsatz zuvor angedeutet hatten.
Die Detailergebnisse für die BIP-Komponenten werden am 24. August veröffentlicht. Das Bundesamt hat heute aber bereits mitgeteilt, dass positive Wachstumsimpulse vor allem vom Außenbeitrag (höhere Exporte, leicht rückläufige Importe) gekommen sind. Die privaten und öffentlichen Konsumausgaben haben das Wachstum zudem gestützt. Belastende Effekte sind vor allem von den Bauinvestitionen ausgegangen.
Die Wachstumslage stellt sich im ersten Halbjahr 2016 besser als erwartet dar. Aufgrund unserer defensiven Einschätzung des weltwirtschaftlichen Umfeldes und des aus unserer Sicht noch nicht verdauten Brexit-Schocks sind wir aber nicht der Ansicht, dass sich die Wachstumsdynamik derzeit beständig auf einem höheren Niveau einnistet. Vielmehr dürfte ein Teil der von uns für das zweite Halbjahr 2016 erwarteten Wachstumsimpulse in der ersten Jahreshälfte verfrühstückt worden sein. In unserem Wachstumsbild „zeichnen“ wir das zweite Halbjahr daher nun etwas schwächer. Dennoch: Aufgrund des guten ersten Halbjahres und insbesondere wegen der statistischen Aufwärtsrevisionen heben wir unsere BIP-Prognose für 2016 von 1,5% auf 1,8% an. Die Anpassungen für das zweite Halbjahr 2016 wirken sich zudem auf die BIP-Prognose für 2017 aus: Diese senken wir von 1,2% auf 1,1%. Die niedrige Rate geht auch auf einen hohen negativen Arbeitstageeffekt zurück.
Wir sind weiter der Ansicht, dass die konjunkturellen Abwärtsrisiken etwas größer als die Aufwärtschancen sind. Der Grund hierfür ist, dass wichtige Wachstumstreiber derzeit an Schubkraft für die Konjunktur verlieren bzw. verloren haben. Dies betrifft den Rohölpreis, dessen Rückgang sich gegenüber 2015 gedrittelt hat, den Euro, dessen Durchschnitt 2016 in etwa dem von 2015 entspricht und die Geldpolitik, die für die Konjunktur kaum noch neue Impulse kreieren kann. Zaubert die Bundesregierung nicht neue Treiber aus dem Hut, wie sie es in diesem Jahr mit der Rentenerhöhung um 5% getan hat, oder fallen ihr diese zu, kann sich der Blick bei der Wachstumsdynamik nur nach unten richten. Gerade deshalb ist es wichtig, mit überfälligen Strukturreformen gegenzusteuern Wahljahr 2017 hin oder her.