Hamburg (dapd). Der deutschen Schifffahrt droht ein tödlicher Sturm: „Etliche Reedereien werden die kommenden zwölf Monate nicht überstehen“, erklärte die überwältigende Mehrheit der deutschen Schifffahrtsunternehmen in einer Umfrage. Die Reeder leiden unter schwachen Geschäften, aber noch viel mehr unter ihrer wackeligen Finanzierung. 71 Prozent der Unternehmen müssen bis Mitte 2013 „Maßnahmen zur Verbesserung der Liquidität“ ergreifen, wie die Umfrage unter 101 deutschen Reedereien im Auftrag der Wirtschaftsberatungsgesellschaft PwC ergab. „Man muss davon ausgehen, dass die deutschen Reeder an Bedeutung verlieren werden“, sagte der Autor der Studie, der PwC-Schiffahrtsexperte Claus Brandt, am Dienstag in Hamburg. Seit dreieinhalb Jahren steckt die zersplitterte deutsche Schifffahrtsbranche in der Krise. Die rund 280 Reedereien sind oft nur Mini-Betriebe: Die Hälfte davon hat nur ein oder zwei Schiffe, wie Brandt sagte. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Giganten wie Hapag-Lloyd oder Hamburg Süd mit mehr als je 100 Schiffen. Nach der PwC-Untersuchung kommen die Riesen deutlich besser durch die Krise: „Die Kleinen geraten unter Druck“, sagte Brandt. Von den befragten Unternehmen mit weniger als 100 Millionen Euro Jahresumsatz rechnen nur 48 Prozent mit Erlöszuwächsen, rund jedes fünfte fürchtet Einbußen. Demgegenüber sehen sich gut zwei von drei der großen Reedereien auf Wachstumskurs, mit einem Rückgang rechnet keine. Die weltweite Schifffahrt steckt seit 2009 aus drei Gründen in der Krise: Erst brach der Welthandel nach der Lehman-Krise ein. Dann entbrannte 2011 ein Preiskampf in der wichtigsten Reedereisparte, der Containerschifffahrt. Giganten wie MSC oder Maersk kämpfen um Marktanteile und die ganze Branche fuhr in die roten Zahlen. Und darüber hinaus belasten viele neue Riesen-Schiffe den Markt, die zurzeit von den Werften abgeliefert werden: „Zwar wächst das weltweite Transportvolumen trotz der Wirtschaftskrise kontinuierlich. Jedoch ist das Angebot an Schiffsraum durch zahlreiche in den Vorjahren bestellte Schiffe deutlich stärker gewachsen. Dies führt zu geringen Auslastungen und sinkenden Frachtraten“, sagte der Fachmann. Ursache der Krise in Deutschland ist auch das ungewöhnliche Finanzierungssystem der deutschen Schifffahrt: das KG-Modell. Fondsgesellschaften gewinnen vermögende Investoren wie Zahnärzte oder Manager als Anteilseigner für Kommanditgesellschaften, die in Schiffe investieren. Über die Lebensdauer von mehr als 10 Jahren fließen im Idealfall Erträge, die Investoren haben enorme Steuervorteile und am Schluss fallen Gewinne aus dem Wiederverkauf des Schiffs an. Doch in den letzten Jahren fuhren viele der 2.000 deutschen „KG-Schiffe“ Verluste ein. Investoren mussten sogar Geld nachschießen, um den Schiffsbetrieb zu finanzieren. Brandt schätzt, dass 400 der 2.000 Schiffe Sanierungsfälle sind. Er geht davon aus, dass die Krise noch bis mindestens Ende 2013 anhält. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Deutsche Schifffahrt steht vor schmerzhaftem Umbruch
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen