Paderborn. „Die guten Erfolge und die positive Entwicklung, die bis 2012 den regionalen Arbeitsmarkt kennzeichneten, konnten wie schon in 2013 auch in 2014 nicht fortgesetzt werden.
Der Arbeitsmarkt blieb zwar auch 2014 bei anhaltender Belastung durch die Finanzkrise, die geopolitischen Risiken und eine eher schwächelnde Konjunktur vergleichsweise stabil – tritt derzeit allerdings auf der Stelle – lässt allerdings zum Jahreswechsel leichte Besserungstendenzen erkennen“, so Rüdiger Matisz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Paderborn, anlässlich der Jahrespressekonferenz zur Arbeitsmarktentwicklung im Jahr 2014 im Kreis Paderborn.
Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit (10.220) ging im Kreis Paderborn in 2014 erneut geringfügig über den Vorjahreswert hinaus (plus 133 oder 1,3 %). In 2013 lag das Plus zum Vorjahr bei 166 oder 1,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag wie in 2012 und 2013 bei 6,3 Prozent.
Übers Jahr gesehen zeigte sich eine ganz schwache Tendenz zum „abnehmenden Zuwachs“ der Arbeitslosigkeit. Lag das Plus zum Vorjahr im ersten Halbjahr 2014 bei 193 oder 1,9 Prozent, so errechnet sich für das II. Halbjahr ein durchschnittlicher Anstieg um 74 oder 0,7 Prozent. Am Jahresende wechselte dann der Abstand zur Arbeitslosenzahl des Vorjahres nach vielen Monaten wieder auf die positive Seite, sprich: die Arbeitsloszahl lag nach 22 Monaten erstmals wieder unter dem vergleichbaren Vorjahrswert, und zwar 151 oder 1,5 Prozent. Ob damit für 2015 ein durchgängiger Trend in Richtung Rückgang der Arbeitslosigkeit eingeleitet ist, lässt sich wohl erst ansatzweise im März / April 2015 erkennen. Dann muss sich zeigen, ob nach Beendigung der Winterarbeitslosigkeit der Frühjahrsaufschwung ausreicht, um eine deutliche Entlastung des Arbeitsmarktes zu erreichen.
Ausblick 2015
Die Aussichten für eine positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sind zum Jahreswechsel durchaus gegeben, aber keineswegs gesichert. Positive Ansätze wie die nach wie vor gute Binnenkonjunktur, die stärker auf den regionalen Arbeitsmarkt wirkt als manche weltwirtschaftlichen Auf- und Abwärtstrends, haben offensichtlich zuletzt wieder Oberhand gewonnen. Eine niedrige Inflation, steigende Reallöhne, eine spürbare Entlastung bei den Energiekosten und nicht zuletzt eine steigende Beschäftigung und eine sinkende Arbeitslosigkeit wirken für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt belebend. Das Minus bei der aktuellen Arbeitslosenzahl von 151 oder 1,5 Prozent zu Beginn des neuen Jahr steht für gute Startbedingungen. Unabhängig von den konjunkturellen Gegebenheiten ist üblicherweise allerdings zunächst einmal ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit aus saisonalen Gründen zu erwarten (Januaranstieg in den vergangenen 5 Jahren rund 850).
Unabhängig von zukünftigen Wachstumsraten und kleineren Dellen im Arbeitsmarktverlauf, werden die Unternehmen weiter Arbeitskräfte, schwerpunktmäßig Fachkräfte, benötigen und suchen. Allein die Demographie (wir werden weniger und älter) wird den Druck auf der Nachfrageseite hoch halten. Die Unternehmen müssen stärker in die Personalrekrutierung investieren, verstärkt junge Leute ausbilden, Beschäftigte qualifizieren und eine familienfreundliche Personalpolitik betreiben. Die rückläufige Zahl bei den neu abgeschlossen Ausbildungsverhältnissen passt dabei gar nicht ins Bild“, so Matisz. „Wir wollen hier beide Seiten (Arbeitgeber und Arbeitnehmer) unterstützen und ggf. auch finanziell fördern, zum Beispiel: mehr betriebliche Ausbildung mit ausbildungsbegleitenden Hilfen, Einstiegsqualifizierungen und mit dem Spätstarter-Programm (AusBILDUNG – wird was) und Fachkräftequalifizierung mit abschlussorientierter Qualifizierung (Umschulung / Weiterbildung) und Einarbeitungszuschüssen.
Wir wissen, dass es nicht den großen Wurf am Markt gibt. Nur über teilweise aufwendige Einzelfall-Unterstützung wird es gelingen, Arbeitnehmer, insbesondere diejenigen mit gesundheitlichen Einschränkungen, mit fehlender oder ungenügender Qualifikation, mit höherem Alter oder eingeschränkter Mobilität wieder in Beschäftigung zu bringen. Zu groß sind oftmals die Unterschiede zwischen Angebot und Nachfrage.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (hier bis März 2014)
Aktuell liegen Beschäftigtendaten bis März 2014 vor. Danach gab es im Kreis Paderborn 109.710 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Die Beschäftigung erreichte damit den höchsten Märzwert der letzten 10 Jahre. Die aktuelle Beschäftigtenzahl liegt um 1.090 oder 1,0 Prozent über dem Vorjahrswert. Der Beschäftigungsanstieg konnte zuletzt wieder an Schwung gewinnen. In den Vorquartalen lag die Zuwachsrate jeweils deutlich unter einem Prozent.
Der Beschäftigungsanstieg hängt eng mit dem Anwachsen der Teilzeitbeschäftigung zusammen. Die Teilzeitbeschäftigung erhöhte sich von März 2005 bis März 2013 um 12.141 oder 79,2 Prozent auf 27.474. Im gleichen Zeitraum stieg die Vollzeitbeschäftigung lediglich um 4.570 oder 6,0 Prozent auf 80.198.
Deutlich angestiegen ist zuletzt die „geringfügige (entlohnte) Beschäftigung“. Hier war im Vorjahresvergleich ein Plus von 667 oder 2,1 Prozent auf 32.873 zu verzeichnen. Die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten stieg lediglich um 170 oder 0,7 Prozent auf 23.383. Die Zahl derjenigen, die im Nebenjob geringfügig beschäftigt waren, erhöhte sich dagegen um 497 oder 5,5 Prozent auf 9.490.
Bei geringer konjunktureller Belebung hat die Beschäftigung in der Zeitarbeit im Kreis Paderborn weiter zugenommen. Von März 2013 bis März 2014 ist hier die Beschäftigtenzahl um 157 oder 4,4 Prozent auf 3.687 angestiegen. Die Arbeitnehmerüberlassung macht nur einen Anteil von 3,4 Prozent an allen SV-Beschäftigten aus, und ist weiterhin nicht strukturprägend.
Besonders deutlich hat die Beschäftigung in den vergangenen Jahren bei den über 50- Jährigen zugenommen. Hier ist die Zahl gegenüber März 2013 um 1.490 oder 4,7 Prozent auf 33.082 geklettert; gegenüber März 2005 ist dies sogar ein Anstieg um 87 Prozent (plus 15.383). Zurzeit entfallen 30,2 Prozent aller Beschäftigten auf diese Altersgruppe, 2005 waren es 19,1 Prozent. Hier zeigen sich erst deutliche Auswirkungen der Demografie.
Anders sieht es bei den Jugendlichen unter 25 Jahren aus: Hier ging die Beschäftigung zuletzt um 229 oder 1,7 Prozent auf 13.258 zurück. Gegenüber 2005 sind aktuell noch 585 oder 4,6 Prozent mehr junge Menschen in einer SV-Beschäftigung.
Beim Blick auf die Wirtschaftszweige zeigen folgende Branchen die stärksten Beschäftigungszuwächse: das verarbeitende Gewerbe (plus 573 oder 2,0 %), der Bereich Information und Kommunikation (plus 341 oder 7,3 %), das Gesundheitswesen (+ 210 oder 2,6 %), die Zeitarbeit (plus 157 oder 4,4 %), der Bereich Verkehr/Lagerei (+ 157 oder 3,2 %), die Land- und Forstwirtschaft (+ 106 oder 16,7 %), das Gastgewerbe (plus 103 oder 4,5 %) und das Baugewerbe (+ 53 oder 0,9 %).
Nach vorläufigen Beschäftigungsdaten, die dichter an den aktuellen Rand heranreichen, hat sich das Beschäftigungswachstum mit steigender Tendenz im weiteren Jahresverlauf fortgesetzt (Juni 2014 = 110.270 SV-Beschäftigte, plus 1.799 oder 1,7 Prozent gegenüber Vorjahr).
Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit stieg im Jahresdurchschnitt im Kreis Paderborn um 133 oder 1,3 Prozent auf 10.220. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote blieb wie im Vorjahr bei 6,3 Prozent.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf verteilte sich nahezu gleichmäßig auf die beiden Rechtskreise (SGB II (Jobcenter) bzw. SGB III (Agentur für Arbeit)). Im Versicherungsbereich (SGB III) ergab sich ein Anstieg um 55 oder 1,7 Prozent auf 3.333 Arbeitslose. Im Bereich der Grundsicherung (SGB II) stieg die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um 79 Personen oder 1,2 Prozent auf 6.888. Der Anteil an allen Arbeitslosen lag hier jahresdurchschnittlich bei 67,4 Prozent (Vorjahr 67,5 %).
Von den 10.220 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt waren 5.535 Männer (54,2 %, Vorjahr 52,9 Prozent) und 4.685 Frauen (45,8 %, Vorjahr 47,1 Prozent). Die Arbeitslosigkeit nahm bei den Männern im Vergleich zu 2013 um 194 oder 3,6 Prozent zu. Bei den Frauen war dagegen ein leichter Rückgang um 61 oder 1,3 Prozent zu verzeichnen. Die Arbeitslosenquote betrug bei den Männern 6,3 Prozent (Vorjahr 6,1 %), bei den Frauen waren es 6,3 Prozent (Vorjahr 6,5 %).
Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl stieg bei den Jugendlichen um 23 oder 2,0 Prozent auf 1.148. Die altersspezifische Arbeitslosenquote erhöhte sich von 5,7 Prozent in 2013 auf 5,8 Prozent in 2014. Bei den Jugendlichen mit abgeschlossener Berufsausbildung ist es durch intensive Betreuung gelungen, die individuelle Arbeitslosigkeit um durchschnittlich 21 Tage zu senken. Dadurch konnte die Wirtschaft entsprechend schneller mit Fachkräften versorgt werden. Am Ende des Jahres liegt die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen (1.037) im Kreis Paderborn knapp unter dem Vorjahreswert (minus 27 oder 2,5 %). Zwei Zahlenvergleiche verdeutlichen die Problematik: Ende Dezember verfügten 710 oder 68,5 % der arbeitslosen Jugendlichen über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Das waren 17 oder 2,5 % mehr als ein Jahr zuvor. 322 oder 31,5 % der Jugendliche verfügten über eine Berufsausbildung, 46 oder 12,5 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Die Zahlen sprechen für die enorme Bedeutung von Schulabschluss und Berufsausbildung für das Arbeitsleben. Hier gilt es Lösungen zu finden. Gemeinsam mit dem Jobcenter werden hier im neuen Jahr noch aktiv werden.
Nur leicht zugenommen hat die Arbeitslosigkeit in der mittleren Altersgruppe (zwischen 25 und 50 Jahren), hier stieg die Zahl um 65 Personen oder 1,1 Prozent auf 5.895. Auch bei den Älteren (über 50 Jahre) ergab sich ein geringfügiger Anstieg um 45 oder 1,4 Prozent auf 3.177. Bei den über 50-Jährigen ging die Jahresdurchschnittsquote trotz der Zunahme von 6,9 auf 6,6 Prozent zurück.
Rückläufig war erneut die Langzeitarbeitsarbeitslosigkeit, sie ging um 65 Personen oder 1,8 Prozent auf 3.591 im Jahresdurchschnitt zurück. Die Arbeitsmarktreformen der vergangenen Jahre haben sich hier besonders deutlich ausgewirkt. 2007 gab es noch 5.760 Personen, die ein Jahr und länger arbeitslos waren. Das waren damals knapp 45 Prozent aller Erwerbslosen – aktuell liegt der Anteil bei 35 Prozent.
Zugänge in Arbeitslosigkeit / Abgänge aus der Arbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es auf dem Arbeitsmarkt sowohl in Zeiten einer konjunkturellen Schwäche als auch im wirtschaftlichen Aufschwung viel Bewegung. Die Dynamik am Arbeitsmarkt hat im Kreis Paderborn nicht an Schwung verloren. Die Zugänge in die Arbeitslosigkeit sind leicht zurückgegangen, und zwar um 174 oder 0,7 Prozent auf 25.784. Relativ deutlich sind dabei die Zugänge in die Arbeitslosigkeit nach vorheriger Erwerbstätigkeit zurückgegangen (minus 396 oder 3,7 Prozent). Die Abgänge aus der Arbeitslosigkeit (25.903) sind gegenüber dem Vorjahr gestiegen (plus 225 oder 0,9 Prozent).
Zugänge in 2014: = 25.784, Vorjahr = 25.958, minus 174 oder 0,7 %, darunter: aus Erwerbstätigkeit 10.307, 10.703, minus 396 oder 3,7 % aus Ausbildung/Maßnahmen 5.243, 5.182, plus 61 oder 1,2 %
Abgänge in 2014: = 25.903, Vorjahr = 25.678, plus 225 oder 0,9 %, darunter: in Erwerbstätigkeit 8.953, 8.897, plus 56 oder 0,6 % in Ausbildung/Maßnahmen 4.506, 4.461, plus 45 oder 1,0 %
Kräftebedarf – gemeldete offene Stellen (Stellenzugang)
Übers Jahr wurden der Arbeitsagentur und dem Jobcenter 8.012 freie Stellen zur Besetzung gemeldet. Nach dem hohen Wert in 2011 (10.016 Stellenmeldungen) blieb auch jetzt die Nachfrage im dritten Jahr eher auf niedrigem Niveau. Die Zahl des Jahres 2013 wurde um 464 oder 5,5 Prozent unterschritten, die Zahl des Jahres 2011 gar um 2.000 oder 20 Prozent. Die meisten Kräfteanforderungen kamen auch in 2014 aus dem Bereich der Arbeitnehmerüberlassung; das waren 3.119 oder 39 Prozent der Zugänge (Vorjahr 3.782 oder 45 %). Aus dem Verarbeitenden Gewerbe kamen 790 (10 %), aus dem Handel 765 (9,5 %), aus dem Gesundheits- und Sozialwesen 565 (7 %), aus dem Gastgewerbe 465 (6 %) und aus dem Baugewerbe 443 (5,5 %).
Schwerpunkte der aktuellen Kräftenachfrage (Bestand an offenen Stellen)
Jahresdurchschnittlich waren aus dem Kreis Paderborn 1.867 unbesetzte Stellen gemeldet, 13 oder 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Die geringe Veränderung bei Stellenbestand bei gleichzeitig geringeren Zugangszahlen ist ein Zeichen für die Schwierigkeiten in bestimmten Bereichen / Berufen die Nachfrage zu befriedigen. Dabei waren folgende Berufe am stärksten gefragt: Fertigungsberufe (716 unbesetzte Stellen – hier überwiegend Metall- und Elektroberufe = 480 Stellen), Bau- und baunahe Berufe (198 unbesetzte Stellen), Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsberufe (238 unbesetzte Stellen), Kaufmännische-, Dienstleistungs- und Handelsberufe (234 unbesetzte Stellen – darunter 67 aus den HoGa-Bereich), Verkehrs- /Lager- und Sicherheitsberufe (233 Stellen), Verkaufsberufe (129 Stellen).