In der mittelständischen Wirtschaft sind einige Regionen offenbar beliebter als andere. Eine Analyse von Creditreform zeigt den Besatz mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) je Einwohner in den deutschen Bundesländern. Dem Begriff „Mittelstand“ entsprechen nach der Bestimmung der europäischen Kommission Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern und unter 50 Mio. Euro Jahresumsatz.
In der Grobuntergliederung lässt sich feststellen, dass die sogenannte Mittelstandsdichte im Osten Deutschlands etwas geringer ausfällt als im Altbundesgebiet. Auch die hohe Gründungsdynamik in den neuen Ländern in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat den Rückstand im mittelständischen Unternehmensbestand offenbar nicht ganz aufholen können. Je 10.000 Einwohner existieren in Ostdeutschland 474 Unternehmen, während es im Westen 481 sind (Deutschland insgesamt: 480).
Den höchsten Besatz mit kleinen und mittleren Unternehmen innerhalb der Länder weist Hamburg auf (651 Unternehmen je 10.000 Einwohner), gefolgt von Berlin (590) und Bayern (529). Die höchste Mittelstandsdichte im Osten Deutschlands hat – nach Berlin – Brandenburg (486). Am geringsten ist der Besatz mit kleinen und mittleren Unternehmen je Einwohner in Sachsen-Anhalt (408) und im Saarland (387).
Kleinteilige ostdeutsche Wirtschaft
Bei einer Unterteilung nach Unternehmensgrößenklassen zeigen sich zum einen größere Unterschiede im Unternehmensbesatz zwischen Ost- und Westdeutschland, zweitens auch Veränderungen in der Rangfolge der einzelnen Länder. Beispielsweise rückt Baden-Württemberg bei der Betrachtung von Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten nunmehr hinter Hamburg und Bremen auf Rang 3 vor. Je 10.000 Einwohner gibt es in Baden- Württemberg neun Unternehmen dieser mittleren Größe. Bundesweit sind es acht, in Berlin nur sieben und in Brandenburg sechs. In diesen Zahlen spiegelt sich die tendenziell kleinteiligere Wirtschaft in den neuen Ländern wider. Abgesehen von Thüringen liegen alle ostdeutschen Länder im Unternehmensbesatz dieser Größenklasse auf den hinteren Plätzen. Auch ist beispielsweise in Bremen oder Hamburg der Besatz mit Großunternehmen (250 und mehr Beschäftigte) je Einwohner doppelt so hoch wie in den ostdeutschen Flächenländern.
Im Schatten der Großen gedeiht auch der Mittelstand
Der höhere Besatz mit Großunternehmen und Konzernzentralen in Großstädten wie Berlin oder Hamburg führt in diesen Zentren auch zu einer überdurchschnittlich hohen Unternehmensdichte im KMU-Segment. Im größeren Unternehmensbesatz der Ballungszentren spiegeln sich somit auch Stadt-Umland-Beziehungen und Agglomerationseffekte wider. So dürfte sich eine größere Ansammlung von Unternehmen beispielsweise von Zulieferern, Dienstleistern und Anbietern ergänzender Produkte positiv bemerkbar machen und weiteren Unternehmensansiedlungen den Weg bahnen. Auf Basis der zehn größten Städte Deutschlands ergibt sich so eine Dichte von 586 mittelständischen Unternehmen je 10.000 Einwohner.
Mittelstädte (zwischen 100.000 und 200.000 Einwohner) weisen dagegen mit durchschnittlich 463 einen deutlich geringeren Mittelstandsbesatz auf. Allerdings ist innerhalb der Mittelstädte eine vergleichsweise große Streuung der Unternehmensdichte festzustellen (von 244 für Wolfsburg bis 654 für Würzburg).