Lingen. „Wir rufen alle Lingener Unternehmen auf, die auf der Suche nach gut ausgebildeten Arbeitnehmern sind und sich dabei auch vorstellen können, Fachkräfte aus Spanien einzustellen, sich bei uns zu melden“, mit diesem Appell wendet sich Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone jetzt an die heimische Wirtschaft. Hintergrund dieses ungewöhnlichen Aufrufes ist ein besonderes Projekt mit Lingens spanischer Partnerstadt Salt. Aufgrund der dort vorherrschenden hohen Jugendarbeitslosigkeit von bis zu 50 Prozent haben junge Fachkräfte in Spanien kaum eine Chance, einen Job zu finden.
Anders hingegen die Situation in Deutschland: Hier zeichnet sich zunehmend ein Fachkräftemangel ab. „Gerade vor diesem Hintergrund haben wir gemeinsam mit Salt ein städtepartnerschaftliches Projekt initiiert. Unser erklärtes Ziel ist es, die Menschen dorthin zu bringen, wo es Arbeit gibt. Sprich: Wir wollen junge Fachkräfte aus Salt, die über eine abgeschlossene Berufsausbildung und Praxiserfahrung verfügen, an Unternehmen in Lingen vermitteln“, beschreibt Krone das konkrete Vorhaben.
Um das Projekt aktiv mit Leben zu füllen, sind nun die Lingener Betriebe gefragt. Krone: „Ich hoffe sehr, dass möglichst viele Firmen unserem Aufruf folgen, offene Stellen melden und damit den Fachkräften aus unserer Partnerstadt eine Chance geben.“ Durch das Engagement der Unternehmen könne es gelingen, dass das Projekt sowohl für die spanischen Fachkräfte als auch für die heimische Wirtschaft einen großen Gewinn darstelle, ist sich Krone sicher. Interessierte Betriebe können ihre Stellenangebote beim Fachdienst Wirtschaftsförderung einreichen. Ansprechpartner ist Carsten Schüer (Tel. 0591 9144-802, E-Mail c.schueer@lingen.de). „In enger Kooperation mit der Stadtverwaltung in Salt sollen für diese angebotenen vakanten Stellen dann geeignete Bewerber ermittelt werden“, schildert Helmut Höke, Fachbereichsleiter Wirtschaftsförderung, das weitere Vorgehen.
„Grundvoraussetzung für eine gelungene Integration ist und bleibt natürlich die Überwindung der Sprachbarriere“, betont Oberbürgermeister Krone, zeigt sich aber zuversichtlich, dass auch diese Hürde gemeistert werden kann.„Wir bieten den Unternehmen beispielsweise an, spezielle Sprachkurse für die Bewerber aus Spanien zu koordinieren.“ Für die Kosten der Sprachkurse sowie für die Reisekosten der spanischen Fachkräfte besteht zudem in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur Nordhorn die Möglichkeit, EU-Fördermittel zu beantragen.
„Dass die Integration junger Spanier in den deutschen Arbeitsmarkt hervorragend gelingen kann, zeigt ganz aktuell das Beispiel von Manel Vidal“, führt Krone an. Da er in Salt keine berufliche Perspektive mehr sah, kam der 25-jährige Spanier 2011 über Kontakte seiner Eltern nach Lingen. Nachdem er sich bei mehreren Unternehmen beworben hatte und auch einigen Aushilfstätigkeiten nachgegangen war, hat er im August des letzten Jahres die Möglichkeit wahrgenommen, eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Firma Liesen zu beginnen. „Ich fühle mich her sehr wohl und sehr gut aufgenommen“, erklärt Manel. Auch Frank Ahaus, Einkaufsleiter des technischen Einkaufs bei der Firma Liesen, bestätigt: „Wir haben bislang nur gute Erfahrungen gemacht. Trotz anfänglicher Sprachprobleme ist es Manel Vidal sehr schnell gelungen, sich in unseren Betrieb zu integrieren und auch komplexe Sachverhalte seiner Ausbildung in deutscher Sprache zu verstehen.“
Seit seiner Ankunft in Lingen wurde Manel Vidal insbesondere von dem Präsidenten der Deutsch-Hispanischen Gesellschaft Lingen (DHG), Dr. Wolfhardt Schmidt, und dessen Frau, unterstützt, bei denen Manel lebt. Aufgrund der durchweg positiven Erfahrungen möchte die DHG im Rahmen des städtepartnerschaftlichen Projektes auch interessierten Unternehmen bei der Integration spanischer Fachkräfte oder beispielsweise auch bei Behördengängen unterstützend zur Seite stehen.
„Wie das Beispiel von Manel Vidal gezeigt hat, wird die Integration deutlich erleichtert, wenn die spanischen Fachkräfte zumindest in der Anfangszeit in einer Gastfamilie untergebracht sind“, weist Ulla Haar, Vorsitzende des Beirates Städtepartnerschaften, hin. „Gerade auf diesem Weg können schnell soziale Kontakte geknüpft werden.“ Daher bittet die Stadt Lingen interessierte Personen sich zu melden und mitzuteilen, für welchen Zeitraum sie sich vorstellen können, einen Spanier oder eine Spanierin bei sich aufzunehmen. Ansprechpartnerin ist Petra Bayer (Tel. 0591 9144-116, E-Mail p.bayer@lingen.de).