Berlin. Deutschland investiert nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) nicht genug, um die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nachhaltig zu steigern. Zur Stärkung der Investitionstätigkeit seien daher stärkere Impulse der Wirtschaftspolitik nötig.
BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin: „Die Bundesregierung sollte die öffentlichen Investitionen deutlicher als bisher geplant ausweiten. Dabei sollte auch die Gründung einer Infrastrukturgesellschaft für die Bundesfernstraßen geprüft werden. Dies könne dazu beitragen, Erhaltungsinvestitionen zu verstetigen und so für eine gleichbleibend hohe Qualität des Verkehrsnetzes zu sorgen.“
Für die privaten Investitionen sei der entscheidende Hemmschuh die immer noch hohe Unsicherheit über die künftige Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftspolitik. Durch immer niedrigere Zinsen könne die Zurückhaltung der Investoren nicht aufgelöst werden. „Der Mittelstand benötigt eine berechenbare und zukunftsorientierte Politik“, so Martin weiter. Die Wirtschaftspolitik dürfe nicht selbst zum Unsicherheitsfaktor werden wie im Bereich der Energie- und Sozialpolitik.
Im Vergleich zu vergangenen Konjunkturzyklen verläuft die Investitionstätigkeit aktuell wenig dynamisch. Nach der Frühjahrsprognose der Forschungsinstitute dürften die Anlageinvestitionen vom konjunkturellen Tiefpunkt Anfang 2013 bis Anfang 2016 preisbereinigt um 9 Prozent steigen. Im Anschluss an vergangene Konjunkturtiefs in den Jahren 1996, 2005 und 2009 waren die Investitionen um 14, 19 beziehungsweise 13 Prozent und damit deutlich stärker gestiegen.
Die Investitionsquote, also das Verhältnis der Anlageinvestitionen zum Bruttoinlandsprodukt, dürfte praktisch unverändert auf dem Niveau von 20 Prozent verharren; im Durchschnitt der 1980er und 1990er Jahre hatte sie noch bei 23,5 Prozent gelegen. Auf die heutige Wirtschaftsleistung gerechnet entspricht dies einer Differenz von rund 100 Milliarden Euro.